Wir schreiben das Jahr 2.000 v. Chr. Auf der sibirischen Wrangelinsel streifen die letzten Mammuts durch die arktische Tundra. Da standen die Pyramiden von Gizeh bereits ein halbes Jahrhundert lang. Doch der plötzliche Tod der letzten Eiszeitgiganten wirft Fragen auf.
Das Titelbild dieses Artikels erinnert an den Film „10.000 B.C.“ von Roland Emmerich. Doch ich muss euch enttäuschen. Mammuts haben leider nicht die Pyramiden gebaut. Verzeiht mir diese künstlerische Freiheit. Aber die Realität ist nicht weniger spannend!
Kein Ort für Mammuts? - Die Welt im 2. Jahrtausend v. Chr.
Was geschah eigentlich so alles vor 3 - 4.000 Jahren? Nun, Babylon entwickelte sich zu einem regionalen Machtzentrum. In Ägypten ragten schon längst Pyramiden in die Höhe (Es ist die Zeit von Echnaton, Tutanchamun und Ramses). Indien etablierte gerade sein Kastensystem. Außerdem wurde in dieser Zeit das Kamel domestiziert, woraufhin der Karawanenhandel begann. UND: Auf einer kleinen russischen Insel lebten noch Mammuts.
Eine Population von rund 300 Tieren schaffte es auf der ostsibirischen Wrangelinsel im Arktischen Ozean zu überleben, isoliert vom Rest der Welt. Doch ganz plötzlich wurden diese riesigen Pflanzenfresser innerhalb kürzester Zeit ausgelöscht. Alle Individuen starben sozusagen „auf einen Schlag“. Schuld war nicht der Klimawandel, wie u. a. Wissenschaftler der Universität Tübingen herausgefunden haben. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Quaternary Science Reviews“.
Die letzten Mammuts: Flucht vor Hunger und Menschen
Vor 100.000 Jahren begann die letzte große Eiszeit und damit der Siegeszug der Wollhaarmammuts. Vor 15.000 Jahren erwärmte sich die Erde jedoch wieder, was nach und nach zum Aussterben vieler Eiszeittiere führte. Dies war ein langer Prozess, der durch das Schrumpfen der gewohnten Lebensräume gekennzeichnet war. Viele Tiere, darunter die Mammuts, fanden einfach keine Nahrung mehr. Eine intensive Bejagung durch den Menschen tat ihr Übriges. Auf der Wrangelinsel war das Leben dieser Urzeitriesen jedoch anders.
„Auf der Insel waren die Mammuts komplett isoliert und geschützt vor der Klimaveränderung.“ - Paläobiologe Hervé Bocherens vom Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment, Tübingen
Hoch im Norden, umgeben vom Arktischen Ozean, blieb es kalt und trocken. Außerdem gab es genügend Gräser als Nahrung für die Mammuts.
Wie kamen die Mammuts auf die Insel?
Diese Frage ist leicht zu beantworten. Aufgrund der Erderwärmung stieg der Meeresspiegel rasant an und schottete die zuvor zum Festland gehörende Landmasse ab. Es entstand eine Insel, umgeben vom Meer. Auf ihr blieb eine „Mammut-Kolonie“ von etwa 300 Tieren zurück. Sie wurden also einfach vom Wasser eingeschlossen.
Die Mammuts blieben eine Zeit lang unbehelligt, doch dann ging alles ganz schnell. Eine so kleine Population ist sehr anfällig für rapide Veränderungen. Diese Schwäche führte zum ganz plötzlichen Aussterben der letzten Mammuts. Die Wissenschaftler sehen zwei mögliche Szenarien.
Wie starben die letzten Mammuts? - Der Tod kam schnell
Der Isotopen-Vergleich der Knochen-Überreste der Wrangelinsel-Mammuts mit anderen Artgenossen zeigte, dass langfristige Klima- bzw. Umweltveränderungen nicht die Ursache des plötzlichen Aussterbens dieser isolierten Population gewesen sind.
Es ist möglich, dass ein Wetterphänomen den plötzlichen Tod gebracht hat. So könnte etwa gefrierender Regen auf die Schneedecke gefallen sein, der diese zu Eis werden ließ. Dadurch hätten die riesigen Pflanzenfresser keine Nahrung mehr gefunden. Der begrenzte Lebensraum einer Insel bietet kaum Ausweichmöglichkeiten.
Knochenfunde könnten darauf hindeuten, dass Menschen und Mammuts gleichzeitig auf der nur 150 Kilometer nördlich von der sibirischen Küste gelegenen Insel gelebt haben. Auf kleinem Raum kann eine Population von 300 Tieren durch Jagd sensibel geschädigt werden. Ob dieses Szenario jedoch wirklich eintrat, ist umstritten.
Das letzte Mammut: Eine Lektion für die Gegenwart
Je isolierter eine Population existiert, desto anfälliger ist sie für Veränderungen. Extreme Umwelteinflüsse oder das Eingreifen durch den Menschen können schnell zur Dezimierung oder sogar zum Aussterben einer ganzen Art führen. Nach Angaben von Hervé Bocherens gibt es inzwischen viele Tierarten, die in so einer isolierten Umgebung leben und deshalb besonders gefährdet sind.
Buchtipp zum Artikel: „2084 - Eine Zeitreise durch den Klimawandel“
Offenlegung als Amazon-Partner: Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden.
Quellen bzw. weiterführende Links:
(1) ScienceDirect - Quaternary Science Reviews: „Thriving or surviving? The isotopic record of the Wrangel Island woolly mammoth population“
Comments