Der Wunsch der Frauen, aber auch ihrer Männer, Fruchtbarkeit und Sexualität zu trennen ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst - ob in der Antike, im Mittelalter oder noch vor 100 Jahren. Willkommen auf einer Reise durch die Geschichte der Verhütung. Sie ist manchmal witzig und kreativ, manchmal auch eklig und grausam.
Ohne Verhütung würde eine Frau in ihrem Leben statistisch gesehen zwischen 10 und 20 Kinder zur Welt bringen. Kein Wunder also, dass Menschen schon vor Jahrtausenden nachweislich an Verhütung dachten und dabei durchaus kreativ wurden, um eine Schwangerschaft zu verhindern – manchmal mehr, manchmal weniger erfolgreich. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Frauen aller Epochen unzählige Dinge ausprobierten, um ohne „Spätfolgen“ Spaß am Sex haben zu können.
Kapitel in diesem Beitrag
Verhütung im Alten Ägypten: Krokodil-Kot und süßes Bier
Verhütung im antiken Griechenland und Rom: Tierdarm-Kondome und Granatapfelsaft
Verhütung im Mittelalter: Keuschheitsgürtel und Analsex
Die Erfolgsgeschichte des Kondoms
Die Berechnung der fruchtbaren Tage
Der Pearl-Index
Verhütung im 19. Jahrhundert: Scheidenspülung, Zäpfchen und Diaphragma
Verhütung im 20. Jahrhundert: Spirale, Antibabypille und Coca Cola
Die Erfolgsgeschichte der Antibabypille
Verhütung der Zukunft: Apps und Microchips
Verhütung im Alten Ägypten: Krokodil-Kot und süßes Bier
Die Geschichte des Alten Ägypten beginnt im 4. Jahrtausend vor Christus. Auch die Menschen am Nil hatten damals ihre zum Teil ganz einzigartigen Verhütungsmittel. Der Papyrus Ebers empfiehlt Frauen nach dem Sex ein Getränk aus süßem Bier, Sellerie und Öl zu sich zu nehmen. Die Wirksamkeit dieses „Zaubertrankes“ dürfte im Bereich Verhütung gleich Null gewesen sein. Doch es geht noch weiter.
Der Papyrus Kahun beschreibt, dass Krokodil-Kot, der zusammen mit vergorenem Pflanzenschleim auf den Muttermund aufgetragen wird, eine Schwangerschaft verhindern soll. Das klingt natürlich furchtbar unerotisch, war aber vielleicht tatsächlich sinnvoll. Dafür gibt es zwei Gründe:
Erstens bildet der Krokodil-Kot zusammen mit der Pflanzenmasse eine Barriere vor dem Muttermund, ähnlich wie ein Diaphragma. Zweitens dürfte die chemische Zusammensetzung der Inhaltsstoffe den pH-Wert des Scheidenmilieus, also das Säure-Basen-Gleichgewicht beeinflusst haben. Dadurch werden die Spermien unbeweglicher und eine Befruchtung der Eizelle unwahrscheinlicher. Die Ägypter wussten wahrscheinlich nicht, warum es funktioniert, nur dass es funktioniert. Die Wirksamkeit dieses sonderbaren Präparates ist allerdings mit keiner Studie belegt.
Verhütung im antiken Griechenland und Rom: Tierdarm-Kondome und Granatapfelsaft
Die alten Griechen und Römer haben sich eine Vielzahl an Verhütungsmethoden ausgedacht, um ihrem zum Teil ausschweifenden Sexleben nachzugehen. Beginnen wir zunächst mit den absurden Praktiken: Bestimmte Sexstellungen, wie zum Beispiel die Reiterstellung, sollten angeblich nicht zu einer Empfängnis führen. Der Trunk aus aufgelöstem Kupfererz oder Sadebaum sollte eine Frau für ein ganzes Jahr vor einer Schwangerschaft schützen.
Der griechische Arzt Soranus von Ephesos empfiehlt der Frau während der Ejakulation des Mannes einfach die Luft anzuhalten, sich nach dem Sex schnell hinzuhocken, das Sperma auszuniesen, die Vagina zu reinigen und kaltes Wasser zu trinken. Auch Auf- und Abspringen nach dem Sex sollte helfen.
Sogar Amulette und Beschwörungsformeln kamen in der Antike als Verhütungsmittel zum Einsatz. Dazu sollte zum Beispiel ein Behältnis mit Katzenleber um den linken Fuß und ein Elfenbeingefäß mit Löwenuterus an eine andere Körperstelle der Frau gebunden werden. Das konnten sich wohl nur die Wohlhabenden leisten. Viel Geld für wenig Nutzen. Günstiger war da der Coitus Interruptus, also das Unterbrechen des Geschlechtsverkehrs vor der Ejakulation des Mannes. Diese Praxis war in vielen Kulturen gängig und gilt zum Teil noch heute fälschlicherweise als Verhütungsmethode. Tatsächlich können aber erste „Lusttropfen“ des Mannes bereits vor der eigentlichen Ejakulation zu einer Schwangerschaft führen.
Es gab aber auch durchaus Verhütungsmethoden, die wahrscheinlich erfolgreicher waren. Damals existierten bereits erste Kondome aus Tiermembranen (z. B. Tierdärmen oder Fischblasen) – dazu später mehr! Frauen versuchten zudem schon früh ihren Zyklus zu verstehen und fruchtbare Tage im Voraus zu bestimmen. Das klappt auch heute noch – bei manchen besser, bei anderen schlechter. Diese Verhütungsmethode kann funktionieren. Aber der weibliche Zyklus unterliegt zum Teil starken Schwankungen, die auf unterschiedliche Einflüsse zurückzuführen sind. Auch zu dieser „Kalendermethode“ später noch etwas mehr.
Manche Frauen in der Antike verhüteten, indem sie einen kleinen Schwamm in eine bestimmte Flüssigkeit tauchten und vor dem Sex vaginal einführten. Die Flüssigkeit bestand aus Granatapfelsaft, Ingwer, Honig, Salzlake, Essig, Olivenöl, Alaun und/oder verschiedenen Harzen. Ähnlich wie bei dem Krokodil-Kot der Ägypter verändert dieses Präparat das Scheidenmilieu und kann damit durchaus eine Schwangerschaft verhindern. Hinzu kommt die Wirkung als Barriere (Diaphragma) vor dem Muttermund.
Doch nicht nur an die Frauen richtete sich der Appell. Männer sollten ihren Penis vor dem Sex mit dem Saft des Hahnenkopfes oder mit einer Mischung aus Essig, Granatapfelsaft oder Alaun einschmieren. Das mag alles durchaus eine verhütende Wirkung gehabt haben. Aber die Frage ist, wie man mit so vielen zum Teil übelriechenden Substanzen am Körper überhaupt noch Sex haben möchte. Not macht eben erfinderisch.
Die Menschen des Altertums versteckten ihre Lust am Sex und ihre ausschweifende Liebe nicht, wie viele antike Fresken illustrieren. Doch mit dem Ende der Antike im 5. Jahrhundert wurde das Christentum als neue Religion unter den Menschen einflussreich. So predigte Kirchenlehrer Augustinus von Hippo bereits in der Spätantike, man solle heiraten, Kinder ohne Lust zeugen und danach enthaltsam leben. Die öffentliche Haltung zu Sexualität jeglicher Art änderte sich schon bald gravierend.
Verhütung im Mittelalter: Keuschheitsgürtel und Analsex
Im 21. Jahrhundert liegt die Geburtenrate bei 1,53 Kindern pro Frau. Im Mittelalter bekam eine Frau im Laufe ihres Lebens bis zu 20 Kinder, von denen jedoch die meisten innerhalb der ersten beiden Jahre starben. Das Christentum übernahm die Rolle als Sittenhüter und hatte auch einen Blick in die Schlafzimmer der Menschen. Sex sollte vor allem der Fortpflanzung dienen und war nun nicht mehr Teil des öffentlichen Lebens. Das Ausleben von Sexualität geschah nur noch im Verborgenen.
Nicht nur auf Kindstötung, Abtreibung und Verheimlichung einer Schwangerschaft stand zum Teil die Todesstrafe. Wer Analsex praktizierte, musste ebenfalls um sein Leben bangen. Verhütung war grundsätzlich strafbar. Die „Constitutio criminalis Carolina“ aus dem Jahr 1532 hat das Strafmaß für Verhütung genau festgelegt. Männer sollen enthauptet und Frauen ertränkt oder „sunst zum todt gestrafft werden“. Es galt jedoch nicht immer sofort die Todesstrafe. Manchmal waren es auch zwölf Jahre bei Wasser und Brot (für Verhütung) oder 22 Jahre Kirchenbusse (für vorsätzlichen Kindsmord).
„Wenn eine Frau Kräutertränke getrunken hat, um nicht zu empfangen, wird sie so vieler Tötungen angeklagt werden, wie sie hätte empfangen oder gebären müssen, und soll entsprechend bestraft werden.“ - Poenitentiale Vigilanum (um 850)
Gepredigt wurde vor allem Enthaltsamkeit. Kein Sex am Mittwoch, Freitag, Samstag, zu Weihnachten, Ostern, Pfingsten, während der Fastenzeit oder Menstruation. Die Enthaltsamkeit der Frau konnte durch einen Keuschheitsgürtel unterstützt werden, der ein vaginales Eindringen unmöglich machte.
Doch all das half wenig. Auch die Menschen im Mittelalter wollten ihrer Lust nachgehen und suchten nach Verhütungsmethoden, um Sex und Schwangerschaft voneinander zu trennen. Diese scheinen auch in gewisser Weise erfolgreich gewesen zu sein, wie zumindest niedrige Geburtenraten in der mittelalterlichen Oberschicht vermuten lassen. Kräuterbücher mit Empfängnis-verhindernden Rezepten machten die Runde. Salben und Tinkturen sollten vor einer Schwangerschaft bewahren. Und wie schon aus früherer Zeit bekannt, kamen auch Kondome aus Tierdärmen und der „Coitus Interruptus“ zum Einsatz.
Blicken wir kurz vom Abendland in das Morgenland. Der persische Arzt Avicenna (10. Jhd.) empfiehlt als Verhütung ein Kügelchen aus frischer Alraunwurzel, Kohlblättern, Kohlsamen, Zedernöl und Scammonia-Blättern zu formen und als Zäpfchen vor dem Sex in die Scheide einzuführen. Der Mann reibt seinen Penis zusätzlich mit Bleiweiß und Zedernöl ein. Nach dem Sex soll die Frau noch ein zweites Zäpfchen aus den Blättern der Trauerweide benutzen. Dies scheint, wie bereits im Abschnitt über die Antike beschrieben, als chemische Verhütung gewirkt zu haben, indem das Scheidenmilieu verändert wird und die Spermien in ihrer Beweglichkeit beeinträchtigt sind.
Die Erfolgsgeschichte des Kondoms
Und nun zu einem Kapitel, auf das sicherlich einige gewartet haben. Bereits um 3.000 vor Christus gab es Kondome aus tierischen Membranen, darunter aus Schwimmblasen von Fischen, Tierdärmen, aber auch aus Baumwolle und Leinen. Die Japaner benutzten gerne Kondome aus Leder, während die Griechen auf Ziegenblasen setzten. Einer Legende zufolge wollte König Minos von Kreta seine Frau Pasiphae mit Kondomen aus Ziegenblasen vor seinem „tödlichen Sperma“ schützen. Griechische Mythologie war also gewissermaßen vielleicht die erste Kondom-Werbung.
Doch die ersten tierischen Kondome waren bei Weitem nicht so sicher und praxistauglich wie heutige Exemplare. Weil Tierdärme bzw. -blasen nicht elastisch sind, müssen sie oben mit einem Bändchen zusammengeschnürt werden, da sie sonst verrutschen. Wer ein Kondom trug, musste also ein Schleifchen drumherum binden – richtig sexy. Benutzt wurden die Kondome mehrmals, solange bis sie auseinanderfielen. Denn die guten Stücke waren recht teuer und nicht jeder konnte sich Kondome leisten.
Da man Kondome aus Tiermembranen mehr als nur einmal benutzte, musste man sie nach dem Gebrauch irgendwie reinigen und trocknen. Dazu gab es in dem Buch „Die sexuelle Frage“ von Dr. August Forel (Erstveröffentlichung: 1905) eine detaillierte Anleitung bezüglich der Trocknung von Schafdarm-Kondomen:
„Man kann den gleichen Kondom, wenn er solid ist, sehr oft brauchen, wenn man ihn in Borwasser hält, oder, nachdem er gewaschen und zwischen zwei Tüchern beiderseits getrocknet ist, Luft hineinbläst, die Öffnung an der Basis zudreht und den so aufgeblasenen Kondom bis zum Morgen, am besten auf einem Stück Wollstoff, trocknen läßt. Dann dreht man die Öffnung wieder auf, weitet sie gleich aus, bevor sie zu hart geworden ist, und der Kondom ist von neuem gebrauchsfähig. Eine solche Maßregel erlaubt zugleich die Luftdichtigkeit des Kondoms zu prüfen. Ist er nicht ganz luftdicht, so sinkt er bald zusammen, statt aufgeblasen zu bleiben. Da wo Luft oder Wasser, das man hineingießt, nicht durch kann, kann aber auch kein Spermatozoon durch. Man muß sehr beharrlich und sorgfältig sein, um sicher zu gehen. Hat man zu dünne Kondoms, so kann man zwei solche übereinander anziehen.“
Im 16. Jahrhundert waren Leinensäckchen in Mode, die zusätzlich in eine Flüssigkeit getaucht wurden, um die Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten zu verhindern. Es war nämlich die Zeit der Syphilis. Der bekannteste Befürworter von Kondomen soll später Casanova gewesen sein. Es heißt, er hätte damals im 18. Jahrhundert nur „safer Sex“ praktiziert, davon aber ganz schön viel.
Es dauerte nicht lange, da benannten Soldaten die verbreiteten Tierdarm-Kondome nach traditionellen Feindbildern. Franzosen nannten sie „englische Reiterjacken“. Für Engländer waren Kondome ein „französischer Brief“. Nur die Deutschen hielten sich aus der Kondom-Debatte raus. Der damalige Arzt Christoph Girtanner schrieb, die deutsche Sprache hätte kein Wort für solch „schändliche Gegenstände“. Dafür sei sie zu keusch. Die Deutschen galten allgemein als verklemmt, obwohl es häufig deutsche Gynäkologen waren, die neue Entwicklungen in der Geburtenkontrolle vorantrieben (dazu später mehr). Erste Aufklärungsratgeber tauchten in Deutschland erst um 1900 auf. In Frankreich gab es sie bereits 80 Jahre früher.
Die Entwicklung der „Vulkanisation“ im Jahr 1839 durch Charles Goodyear, also dem Verfahren zur Herstellung von Gummi bzw. Latex aus Kautschuk, sollte alles verändern. Das erste Kondom aus Gummi gab es 16 Jahre später. Dieses war aber noch zwei Millimeter dick und mit heutigen Modellen nicht zu vergleichen. Bald schon wurden Kondome feiner, dünner und robuster. Im Jahr 1880 schaffte es dann auch das erste synthetische Kondom nach Deutschland. Die Serienproduktion begann und damit auch der Siegeszug dieses Verhütungsmittels. Kondome wurden für die breite Masse erschwinglich und schützten nicht nur vor ungewollter Schwangerschaft, sondern auch vor Geschlechtskrankheiten.
Berechnung der fruchtbaren Tage
Doch mit der Weiterentwicklung des Kondoms war die Zeit anderer Verhütungsmethoden noch lange nicht vorbei. So verlassen sich zum Beispiel bis heute Paare auf die Berechnung der fruchtbaren Tage der Frau. Damals gab es Perlenketten mit verschiedenfarbigen Gliedern oder Rechenräder zum Zählen und Voraussagen der „heißen Phase“, in der man als Frau besser keinen Sex hat, wenn man nicht schwanger werden will.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beschäftigten sich sogar Gynäkologen intensiv mit dieser Verhütungsmethode, so etwa der Japaner Kyusaka Ogina oder der Österreicher Hermann Knaus. Sie entwickelten konkrete Vorgehensweisen, mit denen sich die fruchtbaren Tage anhand der Beobachtung mehrerer Monatszyklen ermitteln ließen. Um erfolgreich zu verhüten, soll man in dieser Zeit keinen Geschlechtsverkehr haben. Doch wie wirksam und zuverlässig ist die Kalendermethode wirklich? Der Pearl-Index besagt, dass etwa 20 von 100 Frauen, die auf diese Weise verhüten, innerhalb eines Jahres trotzdem schwanger werden.
Der Pearl-Index
Woher weiß man, wie sicher eine Verhütungsmethode ist? Dafür gibt es den erstmals 1934 angewendeten Pearl-Index, der nach dem US-amerikanischen Wissenschaftler Raymond Pearl benannt wurde. Der Index sagt aus, wie viele von 100 gebärfähigen Frauen in einem Jahr schwanger werden. Ohne Verhütung kommt es innerhalb eines Jahres bei 85 von 100 Frauen zu einer Schwangerschaft. Zum Vergleich: Die Antibabypille hat einen Pearl-Index von unter 1, das Kondom von 2 bis 12. Für eine optimale Wirksamkeit und Sicherheit jedes Verhütungsmittels wird natürlich die richtige Anwendung vorausgesetzt.
Buchtipp zum Artikel: „Liebe und Sex im Alten Rom“
Verhütung im 19. Jahrhundert: Scheidenspülung, Zäpfchen und Diaphragma
Neben den im 19. Jahrhundert erstmals hergestellten Kondomen aus Gummi, waren auch einige ältere, aber euch neuere Verhütungsmethoden in Gebrauch. Man setzte viel auf chemische Verhütung und Scheidenspülungen. Nach dem Sex wurde ein Schlauch oder eine große Spritze (etwa aus Zinn) in die Scheide eingeführt. Als Spülung diente zum Beispiel Essigwasser.
Der deutsche Arzt Wilhelm Mensinga entwickelte um 1882 das Diaphragma, welches neben Kondomen aus Gummi ebenfalls ein Meilenstein in der Geburtenkontrolle wurde. Hierbei handelt es sich um eine Kappe, die vor den Muttermund geschoben und manchmal zusätzlich mit spermiziden (Sperma-abtötenden) Gelen oder Cremes bearbeitet wurde. Auch spermizide Zäpfchen als „lokale, chemische Verhütung“ waren beliebt. Sogar die Sterilisation bei Frauen und Männern gegen einen Kinderwunsch war möglich.
Verhütung im 20. Jahrhundert: Spirale, Antibabypille und Coca Cola
Im 20. Jahrhundert gab es mehrere große Errungenschaften im Bereich der Geburtenkontrolle. Die wohl bedeutendste dürfte die Entwicklung von hormonellen Verhütungsmitteln gewesen sein. Über die Antibabypille gibt es weiter unten ein eigenes Kapitel.
1920 entwickelte der deutsche Gynäkologe Ernst Gräfenberg die erste Spirale. Der sogenannte „Gräfenberger Ring“ war, wie der Name sagt, noch ringförmig und wurde mit Silberdraht umwickelt. Diesen führte man dann in die Gebärmutter ein, wo er als Fremdkörper zu Reizungen führt und die Einnistung von befruchteten Eizellen verhindert. Später gab es auch Ringe aus Kunststoff. Der Gräfenberger Ring fand noch bis in die 60er Jahre Verwendung. Heute sind Hormon- und Kupferspiralen der Standard.
Doch auch alte Verhütungsmethoden hielten sich zum Teil noch hartnäckig, darunter die Scheidenspülung. Wohlhabendere Frauen konnten sich ein Bidet (Unterdusche) in ihrem Badezimmer leisten. In den 50ern benutzten Frauen sogar Coca Cola als Scheidenspülung. Eine Studie hätte aber gezeigt, dass Coca Cola keine allzu negative Wirkung auf Spermien habe (vgl. Human Toxicology 1987/6/S. 395-396).
Die Erfolgsgeschichte der Antibabypille
Der Grundstein für hormonelle Verhütung wurde im Jahr 1919 gelegt. Der österreichische Physiologe Ludwig Haberlandt erkannte bei Versuchen mit Ratten, dass das Heranreifen von neuen Eizellen während einer Schwangerschaft gestoppt wurde. Er schlussfolgerte daraus, dass ein Extrakt aus den Eierstöcken trächtiger Tiere auch eine Schwangerschaft bei Menschen verhindern könnte. Bei diesem „Extrakt“ handelte es sich um das Hormon „Östrogen“. 1938 stellte die deutsche Pharmafirma Schering erstmals künstliches Östrogen her. Bisher musste dieses nämlich tatsächlich von Tieren gewonnen werden und war sehr teuer. Für die Herstellung einer einzigen Antibabypille (30 Mikrogramm Östrogen), wären 500 kg Schweine-Eierstöcke notwendig gewesen.
Die erste Antibabypille namens „Enovid“ kam 1957 in den USA auf den Markt und sollte vor allem Menstruationsbeschwerden lindern. Im Jahr 1961 gelangte die Pille auch in die BRD (Anovlar) und in die DDR (Ovosiston). Im Jahr 1985 kam die Pille danach auf den Markt. Seit 2015 bekommt man sie auch ohne Rezept in der Apotheke.
Verhütung in der Zukunft: Apps und Microchips
Es sind bereits einige weitere Entwicklungen im Bereich der Verhütungsmethoden geplant. Im Jahr 2014 wurde um einen Microchip diskutiert, der unter der Haut geringe Dosen von Hormonen freisetzen und bis zu 16 Jahre lang wirken soll. Eine Markteinführung war 2018 geplant, blieb aber aus. Ein großes Problem war die Datensicherheit. Der Chip wird per Fernbedienung mittels Funksignal aktiviert. Dieses war bisher nicht verschlüsselt, was dazu führen kann, dass der Microchip anderweitig deaktiviert werden könnte. Gleichzeitig sagen sich aber immer mehr Frauen von hormonellen Verhütungsmitteln los und suchen diesbezüglich nach Alternativen.
Auch Verhütungsmethoden für den Mann stehen im Fokus, darunter Pillen und Injektionen, die die Spermien-Aktivität hemmen sollen. Die Antibabyspritze für den Mann existiert bisher allerdings nur in Studien. Auch die Pille für den Mann gibt es mehr oder weniger nur in der Theorie.
Für Menschen, die auch heute noch die Kalendermethode bevorzugen und fruchtbaren Tage voraussagen möchten, gibt es Smartphone-Apps, um den Überblick zu behalten. Diese Methode ist jedoch mit Vorsicht zu genießen und nicht für jeden das richtige Verhütungsmittel.
Es bleibt also abzuwarten, was die Forschung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten an eventuell neuen Verhütungsmethoden entwickelt.
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Quellen bzw. weiterführende Links:
(1) MUVS: „Wie Frauen in der Antike verhüteten“
(2) Der Spiegel: „Wie das Kondom Flügel bekam“
(4) Süddeutsche Zeitung: „Die Geschichte der Verhütung“
(5) Stuttgarter Zeitung: „So haben Frauen früher verhütet“
(6) Tageblatt Letzebuerg: „So skurril wurde früher verhütet“
(7) Focus Online: „Unnützes Wissen: Seit wann gibt es Kondome?“
(8) Fernarzt: „Die Geschichte der Verhütung“
(9) Planet Wissen: „Verhütung“