Wie ging ein schwer gepanzerter Ritter eigentlich aufs Klo? Gab es da einen Trick, wie er die Rüstung „öffnen“ konnte oder machte er einfach in die Hose? Was geschah während der Schlacht? Und gab es im Mittelalter überhaupt so etwas wie öffentliche Toiletten? Dieser Beitrag klärt alle spannenden Fragen.

Ritter: Zu schwer gepanzert, um aufs Klo zu gehen?
Nun, das ist eine sehr unterhaltsame, aber dennoch ernste Frage. Die Notdurft zu verrichten, dürfte für einen Ritter gar nicht so einfach gewesen sein. Eine Rüstung wog im Durchschnitt zwischen 20 und 30 kg, war aber dennoch beweglich. Ein Ritter konnte in ihr kämpfen, laufen, sich hinsetzen und hinlegen - ja sogar selbstständig auf sein Pferd steigen. Aber wie sieht es mit dem kleinen und großen „Geschäft“ aus?
Zum Ende des 14. Jahrhunderts wurde das klassische Kettenhemd zunehmend von Plattenpanzern bzw. Plattenharnischen abgelöst, um sich besser vor den neu aufkommenden Feuerwaffen zu schützen. Die einzelnen Platten wurden durch Lederbänder oder bewegliche Nieten zusammengehalten. Unter der Rüstung trug der Ritter ein Gambeson – ein gepolstertes Unterkleid.
Es heißt, dass Ritter ihre Plattenrüstung im Lendenbereich einfach „öffnen“ konnten, um zu urinieren. Ein Ritter in Kettenhemd hätte dieses einfach an der betreffenden Stelle hochschieben können. Die Kleidung unter der Rüstung zu öffnen, ist auch nicht schwierig. Urinieren dürfte also noch am leichtesten zu bewältigen gewesen sein. Doch wie sieht es mit Stuhlgang aus, wenn wirklich der ganze Körper bis zu den Beinen mit Eisenplatten gepanzert war?

Wenn es notwendig wurde, bekam ein Ritter eventuell Hilfe von seinem Knappen - falls er einen hatte. Dieser half dem Ritter generell beim An- und Ablegen seiner Rüstung. Es ist also wahrscheinlich, dass ein Knappe seinem Herren auch beim Gang auf die Toilette geholfen hat. Doch es gibt ein weiteres Problem: Wo ist das nächste Klo?
Mittelalter: Das Problem mit den öffentlichen Toiletten
Im Mittelalter bis in die Neuzeit hinein waren öffentliche Latrinen eher eine Ausnahme – ebenso wie eine funktionierende Kanalisation. Mit dem Ende des Römischen Reiches verschwanden auch die hochgepriesenen Badehäuser (zumindest größtenteils), Aquädukte und Abwassersysteme der Römer. Wer in der Stadt unterwegs war und dringend seine Notdurft verrichten wollte, musste dies irgendwo in einer dunklen Ecke tun und sich dabei möglichst nicht erwischen lassen. Denn für das „Wildpinkeln“ in der Stadt gab es zum Teil hohe Strafen - es war aber trotzdem an der Tagesordnung.
Die Nachttöpfe der einzelnen städtischen Haushalte wurden von einem „Fahrdienst“, also einer Pferdekutsche, alle paar Tage bis täglich abgeholt und gesammelt. Der Urin wurde zum Teil an Gerber und Färber weiterverkauft. Auch bei der Salpeterherstellung fand Urin später Verwendung und war damit ein wichtiger Rohstoff. Auf den Burgen kam man immerhin in den Genuss von „Aborterkern“ - einer Art Plumpsklo entlang der Burgmauern in luftiger Höhe. Ab dem 18. Jahrhundert (Frühe Neuzeit) sorgten sogenannte „Abtrittanbieter“ für Unterstützung. Diese trugen einen Eimer mit sich herum und boten gegen etwas Geld eine „mobile Toilette“ in den zum Teil dicht gedrängten Städten an.
Während der Schlacht ging es in die Hose
Im Kampf hat man wahrscheinlich andere Sorgen, als auf die Toilette zu müssen. Ähnlich geht es heute auch Scharfschützen (Snipern) oder Rennradfahrern der Tour de France. Wenn keine Zeit da ist, macht man sich einfach in die Hose. C'est la vie!
Das Fazit: Eine konkrete Antwort auf die Frage, wie ein Ritter auf die Toilette ging, gibt es tatsächlich nicht. Es scheint in dieser Hinsicht nichts Stichhaltiges überliefert zu sein. Daher bleibt vieles am Ende nur Spekulation. Da es sich hier jedoch um ein alltägliches Grundbedürfnis handelt, werden sich die Ritter im Mittelalter wahrscheinlich etwas überlegt haben, um dieses Problem zu lösen.
Buchtipp zum Artikel: „Die Kunst des Krieges“
Offenlegung als Amazon-Partner: Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden.
Quellen bzw. weiterführende Links:
(1) Metropolitan Museum of Art: „Arms and Armor - Common Misconceptions and Frequently Asked Questions“
(2) Tesslof Verlag: „Wie konnten Ritter mit ihrer Rüstung pinkeln?“
(3) wissenschaft.de: „Das schwere Los der Ritter“