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Wie umweltschädlich ist eine Zigarette?

Anastasia Michailova

Aktualisiert: 10. Juli 2024

Das Rauchen ist nicht nur gefährlich für uns Menschen. Jedes Jahr landen 1,5 Billionen Zigarettenstummel in der Natur – mit schwerwiegenden Folgen. Auch der Tabakanbau sorgt für Umweltschäden in ungeahntem Ausmaß. Tabak bedroht die wertvollen Ressourcen dieser Erde, erklärt die WHO. Was sagt die Wissenschaft? Dieser Beitrag beantwortet alle wichtigen Fragen!


Wie umweltschädlich ist eine Zigarette?
Die Umweltfolgen von Zigaretten

Warum sind Zigaretten umweltschädlich?


In nur einer einzigen Zigarette finden sich bis zu 7.000 umwelt- und gesundheitsschädliche Substanzen, von denen nachweislich 50 krebserregend sind. Achtlos weggeworfene Zigarettenstummel verschmutzen große Mengen Wasser und hemmen das Pflanzenwachstum. Das Rauchen selbst schadet nicht nur uns Menschen, sondern auch der Natur. Außerdem werden für den Tabakanbau jedes Jahr beträchtliche Waldflächen gerodet.



Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bedroht Tabak die wertvollen Ressourcen dieser Erde. Doch auch andere Vereinigungen und Institute forschen zu den weitreichenden Auswirkungen von Zigaretten. Schauen wir uns die schlechte Umweltbilanz von Tabak etwas genauer an. Am Ende werden alle Studien und Publikationen verlinkt.

 

Wie viel Wasser verschmutzt ein Zigarettenstummel?

 

Jedes Jahr gelangen rund 1,5 Billionen „Zigarettenkippen“ in die Umwelt. Ein einziger Zigarettenstummel kann bis zu 1.000 Liter sauberes Trinkwasser verunreinigen. Schuld daran ist vor allem das Nervengift Nikotin, aber auch Schwermetalle, PAKs und sogar Zyanid (Blausäure). In der Landwirtschaft wurde Nikotin in den 1970ern sogar als Insektizid verwendet, um Agrarschädlinge zu töten. Die Spuren des Nikotins waren am Ende sogar im angebauten Gemüse nachweisbar.

 

Eine weitere Gefahr durch Zigaretten ist Mikroplastik. Denn Zigarettenfilter werden aus dem Kunststoff namens Celluloseacetat hergestellt. Beim Zersetzen dieses Materials gelangt Mikroplastik in die Umwelt. Forscher konnten Rückstände des Kunststoffs aus Zigarettenfiltern sogar schon im arktischen Meereis identifizieren.



Wie lange bleiben Zigaretten in der Natur?

 

Zigarettenstummel sind klein und leicht. Dadurch können sie schnell von Wind und Wasser erfasst und weggetragen werden. Allerdings sind Zigaretten sehr robust und bleiben bis zu 15 Jahre in der Natur, bis sie vollständig abgebaut sind. Einige Meeresschutzorganisationen gehen sogar von bis zu 400 Jahren aus, da der Abbau im Salzwasser länger dauert. Bei der Zersetzung von Zigaretten gelangen wiederum schädliche Substanzen wie Nikotin, Schwermetalle und Mikroplastik in die Umwelt.

 

Zigaretten in Vogelnestern

 

Es wird immer wieder beobachtet, wie einige Vogelarten alte Zigarettenfilter zum Nestbau einsetzen. In Mexiko ist die Situation so schlimm, dass Forscher pro Nest durchschnittlich 10 Zigaretten-Überreste finden. Bei den untersuchten Vögeln konnten Belastungen mit entsprechenden Toxinen nachgewiesen werden. Die Küken, die in der unmittelbaren Umgebung der zahlreichen Giftstoffe auswuchsen, zeigten sogar genotoxische Veränderungen – also Veränderungen des Erbgutes, die durch die giftigen Substanzen verursacht wurden. Forscher gehen davon aus, dass diese Entwicklung negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit der Tiere haben könnte.



Wie viele Bäume werden für Zigaretten gefällt?

 

Im Jahr 2012 betrug die Fläche, auf der weltweit Tabak angebaut wird, etwa 4,3 Milliarden Hektar. Das entspricht der Größe Dänemarks oder der globalen Anbaufläche für Äpfel. Überraschenderweise ist die Volksrepublik China der größte Exporteur für Tabak. Doch viele weitere Länder bauen die umstrittene Nutzpflanze in großem Stil an.

 

Das Problem: Für den Tabakanbau werden Wälder gerodet. Zusätzlich dazu müssen Bäume gefällt werden, um den Holzbedarf für die Trocknung des Tabaks zu decken. Da Luft- bzw. Sonnentrocknung länger dauert, nutzen die Hersteller Feuer- und Heißlufttrocknung, die große Mengen Brennholz voraussetzt. Für die Trocknung von einer Tonne Tabak werden 70 Kubikmeter Holz benötigt. Allein in Brasilien werden jedes Jahr 60 Millionen Bäume gefällt, nur um Tabak zu trocknen.


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Für 300 Zigaretten wird ca. ein Baum gefällt.

Insgesamt verschlingt die Tabakindustrie jedes Jahr 11,4 Millionen Tonnen Holz. Und da ist das Holz für das Zigarettenpapier noch nicht einmal mit einberechnet worden. Im Grunde kann man sagen, dass für 300 Zigaretten (oder 1,5 Stangen) ein Baum gefällt wird.

 

Die großflächige Abholzung führt zur Zerstörung von wichtigen Lebensräumen bzw. Nahrungsketten, zu Erosion und zum Voranschreiten des Klimawandels. Bäume speichern aktiv Kohlendioxid (CO₂) aus der Atmosphäre und sind ein wichtiger Bestandteil im Klimaschutz. Abholzung verringert nicht nur die CO₂-Speicherkapazität der Natur – Brandrodungen, wie sie in vielen Teilen der Welt üblich sind, produzieren große Mengen dieses klimaschädlichen Treibhausgases.




Der Tabakanbau zerstört Böden.

 

Tabakpflanzen entziehen dem Boden, auf dem sie wachsen, große Mengen an Nährstoffen in sehr kurzer Zeit (z. B. Stickstoff, Phosphor und Kalium). Sie zehren den Boden sehr viel mehr aus als andere Nutzpflanzen, wodurch die Fruchtbarkeit des Bodens abnimmt. Eine Tabakpflanze braucht rund 6-mal mehr Kalium als andere Gewächse. Und während Tabak rund 50 kg Stickstoff pro Hektar benötigt, braucht Mais auf der gleichen Fläche nur 13 kg Stickstoff, Bananen sogar nur 9 kg.

 

Außerdem führt großflächiger Tabakanbau zum Absinken des Grundwasserspiegels und zu Erosion. Die weitreichenden Monokulturen gefährden Biodiversität und wichtige Lebensräume anderer Pflanzen und Tiere. Zusätzlich dazu werden beim Anbau von Tabak große Mengen an Pestiziden und synthetischen Düngern eingesetzt, die die Böden und das Grundwasser kontaminieren und die lokalen Wasserressourcen bedrohen.

 

Wie viel CO₂ wird durch das Rauchen erzeugt?

 

Allein die Herstellung von Tabak produziert jedes Jahr weltweit 84 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent (alle Treibhausgase zusammengezählt). Doch auch das Rauchen jeder einzelnen Zigarette stößt 14 Gramm CO₂-Äquivalent aus. Der Grund: Kohlendioxid (CO₂) entsteht zum Beispiel bei Verbrennungsprozessen. Das Rauchen selbst erzeugt also Emissionen. Aber auch der Anbau, die Verarbeitung und der Transport des Tabaks erfordern Ressourcen und Energie, die wiederum Treibhausgase emittieren.




Wie werden Zigaretten richtig entsorgt?

 

Eigentlich müssten Zigaretten aufgrund der zahlreichen Toxine im Sondermüll entsorgt werden. Praktisch gehören sie in den Restmüll (Vorsicht Brandgefahr! Zigarette im Voraus richtig ausdrücken). Doch viele Menschen werfen ihre Zigarettenstummel einfach auf den Boden, weshalb manche Städte (z. B. Berlin, München, Singapur und Riga) Geldstrafen in Höhe von bis zu mehreren Hundert Euro für das achtlose Wegwerfen von Zigaretten verhängen.

 

Die Entsorgung der rumliegenden Zigarettenstummel ist teuer. Deutsche Städte und Gemeinden zahlen jedes Jahr rund 225 Millionen Euro, um Straßen und Parks von Zigaretten zu säubern. Die Tabakindustrie soll künftig an den Kosten zur Beseitigung weggeworfener Zigaretten beteiligt werden.



 

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Quellen bzw. weiterführende Links:


(5) Deutsches Krebsforschungszentrum: „Umweltrisiko Tabak – von der Pflanze zur Kippe“

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