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  • Anastasia Michailova

Das Brummton-Phänomen erklärt! | The Hum

Manche Menschen hören ein dauerhaftes Brummen in ihrem Haus, dessen Quelle niemand kennt. Diese tieffrequenten Geräusche oder Vibrationen werden auch als Infraschall bezeichnet und können zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen bei Betroffenen führen. Das sogenannte „Brummton-Phänomen“ sorgt vielerorts für wilde Spekulationen und hat bereits eine längere Geschichte. Was sagt die Wissenschaft? Lässt sich das Rätsel lösen?


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Woher kommt das Brummton-Phänomen?

Was ist das Brummton-Phänomen?

 

Als Brummton-Phänomen (englisch „The Hum“ oder „Taos Hum“) werden tieffrequente Brummgeräusche beschrieben, deren Ursprung häufig nicht geklärt werden kann. Die Frequenz des Brummens liegt zwischen 16 und 80 Hertz und befindet sich damit im Infraschall-Bereich. Das ist so tief, dass die meisten Menschen solche Geräusche eigentlich gar nicht hören können bzw. nur unter bestimmten Voraussetzungen. Infraschall wird vom menschlichen Gehör weniger als Ton, sondern als Pulsieren, Vibrieren oder als Druckgefühl empfunden. Besonders nachts können die tiefen Brummgeräusche für Betroffene sehr belastend sein.



Die ersten und bis heute zahlreichsten Berichte über Brummton-Phänomene stammen aus Großbritannien. Die Vorfälle ereigneten sich dort in den 1950er Jahren. Auch in den USA kam es im Jahr 1989 in der Stadt Taos (New Mexico) zu etlichen Ereignissen, bei denen Betroffene tieffrequente Geräusche wahrnahmen. Schätzungen zufolge hörten etwa 2 Prozent der Gesamtbevölkerung von Taos das Brummen. Untersuchungen ergaben, dass weder Umweltlärm noch elektromagnetische Felder die Ursache hierfür waren. Die Quelle der Geräusche konnte nicht identifiziert werden.

 

Hier kannst du dir ein vergleichbares „Hum“-Geräusch anhören:



Das Brummton-Phänomen in Deutschland

 

Das Brummton-Phänomen wurde in den letzten Jahren auch in Deutschland tiefergehender untersucht. Laut dem Institut für Wirtschaft und Umwelt e. V. leiden rund 2 Prozent der Bevölkerung hierzulande unter tieffrequenten Geräuschen. Das Umweltbundesamt teilt mit, dass die Beschwerden über Brummgeräusche deutlich zugenommen hätten. Sogar der Bundestag hat eine umfassende Ausarbeitung zum aktuellen Forschungsstand bezüglich des Brummton-Phänomens veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass mehr als die Hälfte aller Betroffenen in Baden-Württemberg leben. Dieses Bundesland scheint also ein „Hotspot“ für das Brummton-Phänomen in Deutschland zu sein.

 

Die Vorfälle rückten immer mehr in den Vordergrund und es kam zu der Gründung der „Interessengemeinschaft zur Aufklärung des Brummtons e. V.“ Anfang der 2000er stellten 200 Betroffene schließlich Strafanzeige gegen Unbekannt wegen Körperverletzung. Der Grund: Sie nahmen permanent brummende Geräusche wahr.

 


Um der Sache auf den Grund zu gehen, fanden umfassende Messungen statt. So zum Beispiel im Jahr 2001 durch die Landesanstalt für Umweltschutz (LfU) in Karlsruhe in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Tübingen. Hier wurden die Wohnungen von 13 Betroffenen analysiert und Schall-, Erschütterungs- und Magnetfeldmessungen durchgeführt. Außerdem wurden die entsprechenden Personen in einer HNO-Klinik untersucht.

 

Die Messungen konnten keinen brauchbaren Hinweis auf eine Quelle der Brummgeräusche liefern. Aber die Gesundheitsdaten zeigten, dass zwei Personen ein überdurchschnittlich gutes Gehör hatten und drei Personen ein empfindliches Gehör besaßen. Tinnitus konnte bei den Betroffenen ausgeschlossen werden. Doch trotz des guten Gehörs waren die in den Wohnungen gemessenen Geräusche so tieffrequent, dass sie von den Personen nicht hätten wahrgenommen werden können. Die Ursache für das Brummton-Phänomen konnte in diesem Fall nicht gefunden werden.

 

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Menschen mit gutem Gehör nehmen Infraschall besser wahr.

Brummton-Phänomen: 8 Folgen von tieffrequenten Geräuschen für den Menschen

 

Es gibt durchaus Menschen, die sensibel auf Infraschall reagieren. Die Symptome von tieffrequenten Geräuschen können geringfügig sein, aber auch zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität und zu gesundheitlichen Problemen führen. Mögliche Auswirkungen von tiefen Brummtönen auf Menschen sind:

 

  1. Unwohlsein

  2. Innere Unruhe

  3. Konzentrationsschwierigkeiten

  4. Schlafstörungen

  5. Allgemeiner Stress

  6. Kopfschmerzen

  7. Schwindel

  8. Übelkeit bis hin zum Erbrechen

 


Brummton-Phänomen: 5 Erklärungsversuche

 

Obwohl nicht immer geklärt werden kann, woher tieffrequente Geräusche stammen, gibt es dennoch gut erforschte Ursachen für Infraschall im Alltag.

 

1. Technische Quellen

 

Transformatoren, Industrieanlagen, Windkraftanlagen, Gebäudeheizungen und laufende Motoren können tiefe Vibrationen und Geräusche im Infraschall-Bereich erzeugen, die von Betroffenen als äußerst belastend empfunden werden. Bestimmte technische Geräte wie etwa Heizungsanlagen sind mittlerweile mit einem Geräuschwert gekennzeichnet, um sogenannte „Geräuschemissionen“, die sich als Dauerbrummen äußern, zu verhindern. Eine gründliche Bauplanung kann außerdem dabei helfen, Gebäude weniger Anfällig für Gebäudevibrationen zu machen, die zum Beispiel durch Erschütterungen bei angrenzendem Straßenverkehr entstehen.

 

2. Elektromagnetische Felder

 

Wahrscheinlich sind elektromagnetische Felder keine klassische Ursache des Brummton-Phänomens, allerdings können sie aufgrund anderer Effekte in diesem Zusammenhang nicht vollständig ausgeschlossen werden. In der Nähe von leistungsstarken Hochfrequenzstrahlen oder Radaranlagen nehmen einige Personen „Höreindrücke“ wahr, die jedoch nicht wie ein Brummen klingen.

 

3. Extrem gutes bzw. empfindliches Gehör

 

Untersuchungen zeigten, dass Betroffene manchmal ein äußert gutes Gehör besitzen oder im Allgemeinen sehr geräuschempfindlich sind. Dies könnte die Ursache dafür sein, warum manche das Brummton-Phänomen wahrnehmen und andere nicht.

 


4. Gesundheitliche Faktoren

 

Laut Definition wird jedes wahrgenommene Geräusch ohne akustische Ursache als Tinnitus bezeichnet. Dementsprechend wäre das Brummton-Phänomen in vielen Fällen fachlich gesprochen wohl Tinnitus. Außerdem gibt es sogenannte „otoakustische Emissionen“. Hierbei handelt es sich um aktive akustische Aussendungen des Innenohrs. Sie entstehen durch die Haarzellen und können von wenigen Menschen mit extrem gutem Gehör wahrgenommen werden. Das Ohr ist also in der Lage „von selbst“ Geräusche zu erzeugen. Auch Stress und andere psychologische Faktoren können das Gehör und die Geräuschwahrnehmung beeinflussen.

 

5. Natürliche Quellen

 

Tektonische Aktivitäten im Untergrund, Meereswellen oder verschiedene Wetterbedingungen wie die Änderung des Luftdrucks können zur vorübergehenden Wahrnehmung von tieffrequenten Brummtönen führen. Natürliche Umweltbedingungen sind also auch mögliche Ursachen für das Brummton-Phänomen.

 




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