Dieses Naturschauspiel ist einzigartig in der Welt. Der Vulkan Kawah Ijen auf der indonesischen Insel Java spuckt blaue Lava. Was genau steckt dahinter? Die Geheimzutat lautet: Schwefel.
Die Natur birgt immer noch so manches Mysterium. Der Vulkan Kawah Ijen auf der indonesischen Insel Java, unweit des Touristen-Hotspots Bali, ist eines davon! Es sieht so aus, als würde der Vulkan blaue Lava spucken. Doch tatsächlich handelt es sich hier nicht um einen Lavastrom, sondern um über 500 Grad Celsius heißen Schwefel. Dieser tritt an der Erdoberfläche aus und entzündet sich beim Kontakt mit Sauerstoff, wenn der Untergrund mindestens 240 Grad Celsius heiß ist. Die Besonderheit: Schwefel brennt mit blauer Flamme.
Kawah Ijen: Blaue Lavaströme in der Nacht
Doch das blaue Feuer des Schwefels ist tagsüber unsichtbar. Man sieht es also nur bei Nacht. Die blauen Flammen können bis zu fünf Meter hoch schlagen - doch es bleibt nicht nur bei Flammen! Ein Teil des brennenden gasförmigen Schwefels kondensiert und wird flüssig. Dann fließt er tatsächlich wie echte Lava den Hang des Vulkans hinab. In der Dunkelheit sind diese brennenden Flüsse aus „blauer Lava“ ein erstaunlicher Anblick. Der leuchtende Schwefel bahnt sich seinen Weg durch das Gestein und mündet in den größten Säure-See der Welt.
Im Vulkan-Krater: Ein See, ätzender als Batteriesäure
Dieses außergewöhnliche Gewässer hat einen Durchmesser von rund 900 Metern und ist bis zu 200 Meter tief. Man nennt diesen See im Krater des Vulkans auch „das größte Säurefass der Welt“. Er besteht aus einer Mischung aus Wasser und Schwefelsäure und lockt mit einer malerischen türkisfarbenen Oberfläche.
Auch wenn der See paradiesisch aussieht - baden sollte man darin nicht! Das Wasser besitzt eine Temperatur von 45 Grad Celsius. Der pH-Wert liegt unter 1 und ist damit saurer als Batteriesäure. Außerdem sind die dichten Nebelschwaden aus Schwefelwasserstoff, die an den Kraterhängen um den See austreten, sehr heiß und giftig. Sie können Haut und Augen stark reizen und zu Verbrennungen führen.
Kawah Ijen: Eines der reinsten Schwefelvorkommen der Welt - zu welchem Preis?
Der Schwefel des Kawah Ijen auf Java gilt als einer der reinsten auf der ganzen Welt. Neben Schwefel gibt es auch noch Alaun- und Gipsvorkommen in diesem Vulkangebiet. Abgebaut wird der Schwefel allerdings unter körperlicher Schwerstarbeit, indem Minenarbeiter den abgeschlagenen Schwefel in bis zu 80 Kilogramm schweren Körben auf dem Rücken kilometerweit tragen und abtransportieren. Große Baumaschinen können nämlich nicht in dieses unwegsame Gelände vordringen.
Zuvor wird das flüchtige Schwefelgas durch Rohre geleitet und mit Wasser abgekühlt. Dadurch wird es zunächst flüssig und danach fest. Erst so lässt sich der Schwefel überhaupt abbauen. „Feuerwehrmänner“ besprühen die heißen Rohre ununterbrochen mit Wasser, damit sich der Schwefel nicht entzündet und erstarren kann.
Täglich werden so bis zu 15 Tonnen Schwefel weggebracht – häufig ohne Atemmaske und bei großer Hitze. Jeder Minenarbeiter bekommt pro Tag umgerechnet nur etwa 10 Euro und verdient damit auf der indonesischen Insel immer noch rund dreimal so viel wie ein Reisbauer. Der reine Schwefel ist äußerst kostbar und kommt zum Beispiel in der Pharma- und Stahlindustrie zum Einsatz.
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Quellen bzw. weiterführende Links
(1) Forschung und Wissen: „Die "blaue Lava" vom Vulkan Kawah Ijen in Indonesien“
(2) ZDF: „Gibt es blaue Lava?“
(3) PM Wissen: „Wie gefährlich ist "Blaue Lava"?“
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