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  • Anastasia Michailova

Fliegentöter: Parasit verwandelt Fliegen in „Sex-Zombies“

Aktualisiert: 16. Feb.

Die Natur ist bekannt für allerlei Grausamkeiten. Die Entdeckung eines Pilzes namens Entomophthora muscae, der den Sexualtrieb von Fliegen auf perfide Weise missbraucht, treibt es auf die Spitze! Man nennt diesen Parasiten auch den „Fliegentöter“. Dieser Beitrag erklärt dir warum.


Eine mit "Entomophthora muscae" infizierte Fliege. Parasit, Pilz, Fliegentöter
Eine mit "Entomophthora muscae" infizierte Schmeißfliege. Bild: Ryan Hodnett (CC)

Eine Zombie-Apokalypse scheint für Menschen wohl (noch) nicht in Aussicht zu sein. Im Tierreich ist das etwas anders. Es gibt viele Parasiten, die ihren Wirt töten und dann in irgendeiner Form weiterbenutzen – also „zombifizieren“. Solche Fälle wurden bereits bei Ameisen und Bienen dokumentiert. Eine Entdeckung aus dem Reich der Fliegen ist besonders skurril. Hier nutzt ein Parasit gezielt den Sexualtrieb der Insekten aus, um sich zu vermehren. Ein skandinavisches Forscherteam hat sich diesen Fall etwas genauer angeschaut und einen Artikel auf der Biologie-Platform bioRxiv veröffentlicht.



Fliegentöter: Gestorben, um Sex zu haben


Der Pilz Entomophthora muscae bietet wohl gute Vorlagen für eine ganze Reihe an neuen Horrorfilmen. Zu seinen Wirten gehört u. a. Musca domestica – die Stubenfliege. Das Schlimme: Dieser Parasit beeinflusst nicht nur infizierte Fliegen, sondern weitet seinen gefährlichen Einfluss auch auf gesunde Tiere aus.


Eine mit "Entomophthora muscae" infizierte Fliege. Parasit, Pilz, Fliegentöter
Eine Fliege, die vor Sporen platzt - bereit zur Paarung. Bild: cobaltducks/iNaturalist (CC)

Der Pilz befällt zunächst eine weibliche Fliege. Landet eine Spore auf dem Insekt, bildet es ein wurzelähnliches Myzelsystem, das bis ins Gehirn eindringt und beginnt, das Kriechverhalten der Fliege zu beeinflussen. Der Parasit treibt die weibliche Fliege dazu, eine erhöhte Position aufzusuchen und ihre Flügel zu spreizen – bereit, um von einem Männchen begattet zu werden.



Während die arme Fliege den Weg in ihr Verderben entlangkriecht, frisst der Pilz das Insekt von innen auf und entwickelt seine eigenen Fortpflanzungsorgane – die Sporen. Es ist möglich, dass die Fliege noch während des Kriechvorgangs stirbt, von ihrem Parasiten jedoch „weiterbewegt“ wird. Am Ende sind viele Fliegen-Weibchen aufgebläht und platzen förmlich vor Pilzsporen.


Infiziert! Männchen paaren sich mit toten Weibchen


Nun setzt der parasitäre Pilz sein grausames Spiel fort: Mit einem Lockstoff verleitet er männliche Fliegen dazu, sich mit den – meist bereits toten und entstellten – Weibchen zu paaren. Das ausströmende „Fliegen-Aphrodisiakum“ ist tatsächlich so stark, dass Männchen sogar Kadaver begatten. Der Parasit macht männliche Fliegen also nekrophil. Dabei infizieren sich die Männchen selbst mit Pilzsporen und geben diese danach bei der Paarung mit gesunden Weibchen (eigentlicher Wirt) an diese weiter. Das Spiel beginnt von Neuem.



„Gesunde männliche Stubenfliegen reagieren auf die chemischen Verbindungen des Pilzes und werden zur Paarung mit toten weiblichen Kadavern verleitet.“ - Andreas Naundrup, Biologe und Studienleiter

Entomophthora muscae: Versuche mit Fliegen im Labor


Biologen der Universität Kopenhagen wollten es ganz genau wissen und untersuchten, wie viel Macht der Pilz tatsächlich auf Fliegen hat. Sie setzten männlichen Fliegen infizierte und nicht-infizierte Weibchen vor. Tatsächlich gab es hier keinen eindeutigen „Favoriten“. Beide Weibchen wurden begattet.


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Eine Stubenfliege, umgeben von Pilzsporen, Bild: NobbiP (CC)

Zehn Tage nach der Paarung wurden die Männchen untersucht. Etwa 15 Prozent der Fliegen, die sich mit infizierten Weibchen im Frühstadium der Sporenbildung paarten, waren selbst infiziert. Bei fortgeschrittenem Stadium waren es über drei Viertel aller Männchen.


Es gab zudem einige interessante Beobachtungen: Je fortgeschrittener das Stadium der Sporenbildung beim infizierten Weibchen war, desto eher versuchte das Männchen, sich danach noch mit gesunden Weibchen zu paaren. Auf diese Weise kann sich der Pilz auf andere Wirte ausbreiten.



Außerdem scheinen sich Fliegen von den Pilzsporen angezogen zu fühlen. Die Forscher legten nicht-infizierte Kadaver, sowie infizierte und bereits Sporen-bildende Kadaver in getrennte Fliegenfallen. Tatsächlich entschieden sich die meisten gesunden Fliegen für die Falle mit Sporen.


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Eine infizierte Gelbe Dungfliege, Bild: Hans Hillewaert (CC)

Chemische Analyse der Kadaver


Die Wissenschaftler untersuchten die Absonderungen aus infizierten toten Fliegen. Sie stellten fest, dass sich die Sekrete von gesunden und infizierten Fliegen in ihren einzelnen chemischen Verbindungen voneinander unterscheiden. Die Sporenbildung und die Entstehung der Lockstoffe hängen miteinander zusammen - je mehr Sporen, desto mehr Lockstoffe. Der Pilz nutzt diese „chemische Verführung“, um den Sexualtrieb der Fliegen aufs Äußerste auszunutzen, während er sie dabei in den Tod treibt. Willkommen in der nicht jugendfreien „Zombie-Apokalypse“ des Insektenreichs.


 

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