In einem Bernstein entdeckten Forscher den perfekt erhaltenen Schädel des kleinsten Dinosauriers der Welt: Oculudentavis! Wie sah dieser Dino-Winzling aus? Und wie klein war er wirklich?
Vor Millionen von Jahren durchstreiften Dinosaurier unseren Planeten. Dabei brachte die Evolution die unterschiedlichsten Urzeit-Echsen hervor – manche so groß wie Mehrfamilienhäuser, andere so klein wie ein Keks.
Im Jahr 2020 gab es einen Sensationsfund: der 99 Millionen Jahre alte und vollständig in Bernstein konservierte Schädel eines kleinen, vogelähnlichen Dinosauriers im Norden von Myanmar. Diese außergewöhnlichen Überreste wurden von einem internationalen Forscherteam mithilfe von hochauflösenden Synchrotron-Scans untersucht, ohne das Fossil zu beschädigen. Die genaue Analyse des Schädels half bei der Rekonstruktion des restlichen Körpers. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Nature“.
Wie groß war der Oculudentavis?
Oculudentavis erreichte von Kopf bis Schwanz eine Größe von nur 5 Zentimetern und wog federleichte 2 Gramm. Damit war er nicht einmal halb so groß wie ein Spatz. Der Kopf des Exemplars im Bernstein war mit Schnabel nur 14,25 Millimeter lang. Das Urzeit-Tier war insgesamt so groß wie die kleinste heute bekannte Kolibri-Art der Welt: die Bienenelfe. Ein weiterer Vergleich: Der Zahn eines Tyrannosaurus rex war 6-mal so groß wie Oculudentavis.
„Die Konservierung von Wirbeltieren in Bernstein ist rar und dieses Fossil liefert uns einen Einblick in die Welt der Dinosaurier am unteren Ende des Körpergrößen-Spektrums. Seine einzigartigen anatomischen Eigenschaften deuten auf einen der kleinsten und gleichzeitig urtümlichsten Vögel hin, die jemals gefunden wurden.“ – Lars Schmitz, Natural History Museum of Los Angeles County
Mini-Dino: 7 spannende Fakten über Oculudentavis
Der Name „Oculudentavis“ bedeutet „Augenzahnvogel“.
Heute sind zwei Arten dieses Dinosauriers bekannt: O. khaungraae (das Exemplar aus dem Bernstein) und O. naga.
Oculudentavis hatte sehr scharfe Zähne und mutmaßlich einen vergleichsweise kräftigen Biss.
Oculudentavis war ein flinker Räuber, der wahrscheinlich kleine Wirbeltiere und Insekten jagte.
Oculudentavis war vermutlich nicht in der Lage räumlich bzw. dreidimensional zu sehen (binokulares Sehen), da er sehr seitlich gelegene Augen besaß.
Oculudentavis war trotz seiner Ähnlichkeit zu modernen Vögeln ein Dinosaurier und nur geringfügig näher mit modernen Vögeln verwandt als der „Urvogel“ Archaeopteryx.
Oculudentavis lebte in tropischen Wäldern mit Gewässern bzw. in Küstennähe.
„Das vergangene Jahrzehnt hat viele Erkenntnisse zum Dinosaurier-Vogel-Übergang geliefert und unser Verständnis dieses bedeutenden evolutionären Ereignisses erheblich verbessert. Bernstein hat dabei überraschende Einblicke wie zuvor unbekannte Federn und Skelettstrukturen ermöglicht. Oculudentavis legt nahe, dass das Potenzial für weitere Entdeckungen bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist – auch und vor allem im Hinblick auf Tiere geringer Größe.“ – Paläobiologe Roger Benson, University of Oxford
Und jetzt in Groß! Welcher Dinosaurier war der größte von allen?
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