Der Archaeopteryx ist einer der bedeutendsten Dinosaurier der Erdgeschichte. Das vogelähnliche Reptil markiert einen wichtigen evolutionären Übergang. Doch es gibt noch weitere spannende Dinge über den mysteriösen Urvogel!
Archaeopteryx: Steckbrief
Gattung: Archaeopteryx (altgriechisch „archaios“ und „pteryx“ – „uralte Feder“)
Gruppe: Archosaurier
Entdeckung: 1860
Zeitliches Auftreten: vor 152,1 bis 145 Mio. Jahren (Oberjura)
Fundorte: Deutschland, eventuell Portugal
Körperlänge: bis 50 Zentimeter
Flügelspannweite: bis 50 Zentimeter
Gewicht: bis 1 Kilogramm
1. Archaeopteryx wurde in Deutschland entdeckt.
Bisher wurden ein Dutzend gut erhaltender Archaeopteryx-Fossilien gefunden, alle von ihnen in Deutschland. Genauer gesagt in Gesteinsschichten aus dem Oberjura bei Eichstätt, Solnhofen, Langenaltheim, Jachenhausen bei Riedburg und Schamhaupten. Das Erste, was man vom Archaeopteryx fand, war eine lose Feder im Jahr 1860. Ein Jahr später folgte die Entdeckung des ersten vollständigen Skeletts. Ein jüngerer Fund von Zähnen in einer Kohlegrube in Portugal könnte ebenfalls einer Art der Gattung Archaeopteryx zugeordnet werden. Bisher sind drei Arten bekannt.
2. Wie groß war Archaeopteryx?
Der Archaeopteryx besaß eine recht geringe Körpergröße (Länge: bis 0,5 Meter). Forscher vergleichen ihn deshalb auch gerne mit einem Raben, einer Elster oder einer Taube. Er wog nicht mehr als eine handelsübliche Packung Mehl (Gewicht: bis 1 Kilogramm).
3. Archaeopteryx gilt als „Brückentier“ zwischen Reptilien und Vögeln.
Ein sogenanntes „Brückentier“ oder eine „Mosaikform“ vereint Merkmale zweier verschiedener Tiergruppen. Im Falle des Archaeopteryx die von Reptilien und Vögeln. Die Zähne, Krallen und der lange, aus Wirbeln bestehende Schwanz deutet auf ein Reptil hin. Die Federn und die gut ausgebildeten Flügel hingegen zeigen einen Vogel. Deshalb wird der Archaeopteryx auch gerne als „Urvogel“ bezeichnet. Mit anderen Worten: Er ist der „erste bekannte Vogel“ der Welt.
4. Archaeopteryx lebte in einer subtropischen Küstenlandschaft.
Die Fundorte des Archaeopteryx in Deutschland waren zur Zeit des Oberjura ein flaches Meer mit Stränden, Korallenriffen und kleinen Inseln. Das Klima war subtropisch und das Wasser warm. Es gab eine üppige Vegetation mit großen Bäumen, Palmen und Farnen. Möglicherweise konnte Archaeopteryx von Insel zu Insel fliegen.
5. Archaeopteryx war ein Fleischfresser.
Im Gegensatz zu einem „richtigen“ Vogel, besaß Archaeopteryx keinen Schnabel, sondern eine spitz zulaufende, reptilienartige Schnauze mit Zähnen. Diese, sowie seine drei Fingerklauen an jeder Hand, halfen ihm Beute zu jagen. An seinen Füßen besaß er, wie auch heutige Vögel, einen nach hinten geklappten Zeh. Zu seiner Beute gehörten wahrscheinlich Insekten und kleine Reptilien. Trotz seines maritimen Lebensraumes waren seine Flugkünste wahrscheinlich nicht gut genug, um gezielt Fische zu fangen.
6. Archaeopteryx konnte gut klettern und baute seine Nester auf Bäumen.
Forscher gehen davon aus, dass Archaeopteryx dank seiner Krallen sehr gut an Bäumen klettern konnte. Vermutlich baute er auch seine Nester in großer Höhe, um sie besser vor Feinden zu schützen.
7. Archaeopteryx konnte wahrscheinlich nicht vom Boden aus starten.
Paläontologen sind sich absolut sicher, dass Archaeopteryx in der Luft gleiten und auch mit seinen Flügeln schlagen konnte. Allerdings soll er nicht in der Lage gewesen sein, seinen Flug vom Boden aus zu starten. Vermutlich sprang er dafür von höhergelegenen Stellen – wie Klippen an den Küsten. Die Untersuchung der Anatomie des Urvogels ergab außerdem, dass er seine Flügel wohl nicht wie heutige Vögel auf seinen Rücken klappen konnte. Sie standen also immer ein Stück von seinem Körper ab.
8. Warum hatte Archaeopteryx überhaupt Federn?
Neben dem Urvogel gab es auch Flugsaurier, die ohne Federn fliegen konnten (zum Beispiel Pteranodon oder Quetzalcoatlus). Nur für das Fliegen hätte Archaeopteryx also keine Federn entwickeln müssen. Sie besitzen jedoch noch weitere Funktionen. Federn bieten einen Schutz vor Kälte und sind beim Brüten von Vorteil. Sie können auch während der Balz eingesetzt werden, um potenzielle Geschlechtspartner anzulocken und zu beeindrucken. Außerdem wirken Tiere mit Federn in einer gefährlichen Situation häufig größer und bedrohlicher, wenn sie sich „aufplustern“.
9. Archaeopteryx hatte schwarze Federn.
Die Analyse von Pigmentresten einer Archaeopteryx-Feder mittels Rastertunnelmikroskop ergab, dass der Urvogel pechschwarze Federn besaß. Welche Vorteile die schwarze Farbe hatte, ist nicht restlos geklärt. Vielleicht half sie dem Dinosaurier bei der Temperaturregulierung oder bei der Tarnung.
10. Archaeopteryx flog ziemlich langsam.
Wissenschaftler vermuten, dass Archaeopteryx eine Fluggeschwindigkeit von 28 km/h erreichen konnte. Damit war er kein „schneller Flieger“. Die durchschnittliche „Reisegeschwindigkeit“ von heutigen Zugvögeln liegt bei 60 bis 100 km/h. Manche Raubvögel erreichen im Sturzflug Geschwindigkeiten zwischen 200 und 340 km/h.
Buchtipp zum Artikel: Der Bestseller „Urwelten: Eine Reise durch die ausgestorbenen Ökosysteme der Erdgeschichte“
Offenlegung als Amazon-Partner: Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden.
Quellen bzw. weiterführende Links:
(3) Nature Communications: „New evidence on the colour and nature of the isolated Archaeopteryx feather“
(4) BMC: „Re-evaluation of the Haarlem Archaeopteryx and the radiation of maniraptoran theropod dinosaurs“
(5) Acta Palaeontologica Polonica: „Archaeopteryx and its Palaeoecology“
Comments