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Klimawandel: Was passiert mit dem Jetstream?

Anastasia Michailova

Der Jetstream ist der stärkste Wind der Erde. Er beeinflusst das Wetter in Europa und auf der ganzen Welt. Doch weil die Arktis immer wärmer wird, weht er nicht mehr „gerade“, sondern in Wellen. Was bedeutet das? Stimmt das überhaupt? Und welche Folgen hat das für uns? Forscher sind sich uneinig.


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Was passiert mit dem Jetstream?

Was ist der Jetstream?

 

Der Jetstream ist ein Starkwind, der in 8 bis 12 Kilometern Höhe um die gesamte Erde von Westen nach Osten weht. Er befindet sich in der Tropopause – der wichtigsten Grenzfläche der Erdatmosphäre zwischen der wettergeprägten Troposphäre und der stabil geschichteten und trockenen Stratosphäre. Es gibt Jetstreams auf der Nordhalbkugel und der Südhalbkugel.



Jetstreams erreichen Windgeschwindigkeiten von bis zu 540 km/h und sind damit die stärksten natürlich vorkommenden Winde der Erde. Sie entstehen, einfach ausgedrückt, als Folge der Temperaturunterschiede zwischen dem Äquator und den Polen, wobei auch die Polarwirbel in der Stratosphäre eine Rolle spielen. Jetstreams sind maßgeblich an der globalen Wetterentwicklung, Luftdruckverteilung und dem Wärmeaustausch zwischen den Tropen und Polen beteiligt.



Die „atmosphärischen Windbänder“, wie Jetstreams auch genannt werden, haben eine fast horizontale, leicht wellenartige Strömungsachse und können durch den Kondensationseffekt sogar aus dem Weltraum sichtbar sein. Ein Windband kann einige tausend Kilometer lang, zwischen 50 und 100 Kilometer breit und ein bis zwei Kilometer dick werden. (vgl. Deutscher Wetterdienst)


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Sichtbarer Jetstream über Kanada. Bild: NASA (CC)

Funfact: Wusstest du, dass der Flug von Nordamerika nach Europa bis zu zwei Stunden kürzer sein kann als andersherum? Das liegt daran, dass der Jetstream dem Flugverkehr Richtung Europa „Rückenwind“ gibt.

 

Wie verändert sich der Jetstream durch den Klimawandel?

 

Mit dem Klimawandel schmelzen die Polkappen. Die Arktis und Antarktis erwärmen sich – und das schneller als der Rest des Planeten. Dadurch nehmen die Temperaturunterschiede zwischen dem Äquator und den Polen ab, die wiederum den Jetstream antreiben. Das Resultat: Die wichtigen Starkwinde drohen mit dem Voranschreiten der Erderwärmung immer schwächer zu werden.




Forscher des Alfred-Wegener-Instituts fanden in einer Studie heraus, dass sich die zunehmende Abschwächung des Jetstreams darin äußert, dass er weniger horizontal weht und dafür eine Art „Schlängelkurs“ mit vielen Wellen nimmt. Und genau diese Wellen mit Kaltluft aus der Arktis sorgen über der Nordhalbkugel immer häufiger für extreme Kälteeinbrüche. Zieht sich das Windband wiederum zurück, kann heiße Luft aus dem Süden nachrücken und im Sommer zu Rekordhitze führen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Extremwetterereignisse in den mittleren Breiten aufgrund des Klimawandels immer häufiger und intensiver werden.


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Durch einen schwachen Jetstream könnte Extremwetter häufiger werden.

Klimawandel & Jetstream: Uneinigkeit unter Wissenschaftlern

 

Doch es gibt auch Kritik an der oben aufgeführten Forschung. Professor Volkmar Wirth von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz erklärt in einem Interview in „Welt der Physik“:

 

„Die frühen Arbeiten haben daraus abgeleitet, dass der Jetstream schwächer und welliger wird. Doch aus meiner Sicht haben es sich diese Autorinnen und Autoren zu einfach gemacht und Ursache und Wirkung nicht sauber getrennt. Diese Argumente ignorieren, dass das Temperaturgefälle nur in den unteren Kilometern der Atmosphäre abnimmt, in den höheren Schichten hingegen zunimmt. Sie vernachlässigen zudem die Rolle der (Polar)Wirbel, die an der Entstehung des Jetstreams maßgeblich beteiligt sind.“ – Volkmar Wirth, Professor für Theoretische Meteorologie und Atmosphärenphysik


Eine ebenfalls deutsche Studie kam zu dem Schluss, dass der Jetstream zwar im Winter „welliger“ wird, im Sommer aber nicht. Das widerspräche der Theorie, dass die Pendelausschläge der Starkwindbänder nicht durch die Jahreszeiten beeinflusst werden. Außerdem sei in den letzten 40 Jahren keine signifikante Verlangsamung des Jetstreams sichtbar gewesen, so die Forscher.


 

Klimawandel & Jetstream: Ein Fazit

 

Inwieweit sich der Jetstream durch den Klimawandel verändert und welche realen Auswirkungen das für uns Menschen hat, ist derzeit umstritten. Weitere Forschung ist notwendig, um konkrete Angaben zu machen. Dass die Erderwärmung im Allgemeinen jedoch verheerende globale Folgen haben wird, gilt als gesichert.


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