Falschmeldungen über das Klima verbreiten sich schnell und sorgen für Verwirrung – auch in Deutschland. Fehlinformationen bringen Menschen gegeneinander auf, spielen die Folgen der Erderwärmung runter und erschweren politische Maßnahmen und Projekte für mehr Klimaschutz. Dieser Beitrag räumt mit den häufigsten Klimawandel-Mythen auf!
Viele Menschen zweifeln an dem menschengemachten (anthropogenen) Klimawandel. Dabei zeigt die Wissenschaft schon seit Jahrzehnten, dass er bittere Realität ist. Die steigenden Temperaturen haben zahlreiche Folgen: Extremwettereignisse wie Dürren und Starkregen, der Anstieg des Meeresspiegels durch das Schmelzen der Polkappen und Gletscher, Gesundheitsrisiken für Menschen wie zunehmende Herzinfarkte und Frühgeburten durch Hitzewellen, die wachsende Verbreitung von krankheitsübertragenden Insekten und Agrarschädlingen. Und das war erst der Anfang.
Über soziale Netzwerke verbreiten sich Falschmeldungen wie ein Lauffeuer und polarisieren ohnehin schon verhärtete Fronten. Dabei ist der Stand der Wissenschaft und die Faktenlage zum Klimawandel ziemlich einheitlich. Schauen wir uns die häufigsten Klima-Irrtümer etwas genauer an und gehen der Sache auf den Grund:
1. Mythos: Es gibt keinen Klimawandel.
Die Belege für den Klimawandel sind zahlreich. Aber einige wenige zweifeln weiterhin daran, dass eine Erderwärmung überhaupt stattfindet. Messungen der US-Wetter- und Ozeanografiebehörde (NOOA) zeigen, dass die globalen Oberflächentemperaturen im Jahr 2020 im Vergleich zum Durchschnitt des 20. Jahrhunderts um 1,06 Grad Celsius gestiegen sind. Mittlerweile schätzen Forscher, dass wir das 1,5 Grad-Ziel nicht mehr einhalten können und es noch wärmer wird. In Deutschland werden die Temperaturen seit 1881 offiziell aufgezeichnet und zeigen einen signifikanten Anstieg. Seit der Jahrtausendwende jagt ein Rekord-Hitzejahr das nächste.
2. Mythos: Der Klimawandel ist nicht menschengemacht.
Nicht wenige zweifeln daran, dass der Klimawandel auf den Menschen zurückzuführen ist. Laut dem Meinungsforschungsinstitut YouGov, gab im Jahr 2023 jeder dritte Befragte in Deutschland an, nicht an den menschengemachten Klimawandel zu glauben.
Dabei zeigen zahlreiche Forschungsarbeiten, langfristige Temperaturmessungen, Beobachtungen von Ökosystemen und Veränderungen in der Atmosphäre, dass die Erderwärmung durch den zusätzlichen Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid und Methan verursacht wird. Dieser Ausstoß begann mit dem Einsetzen der Industrialisierung, die (abhängig vom Land) im 18. bis 19. Jahrhundert anlief. Es war der Anfang der intensiven Nutzung fossiler Energieträger (Kohle, Erdöl und Erdgas) durch uns Menschen. Kurz darauf fing das Klima auf der Erde nachweislich an sich zu verändern, da bei der Verbrennung von Kohle und Co. Treibhausgase in die Atmosphäre ausgestoßen werden. (vgl. Dr. James Hansen, Bildungsserver oder IPCC)
3. Mythos: Extreme Kältewellen sind ein Zeichen dafür, dass kein Klimawandel stattfindet.
In den letzten Jahren gab es in Nordamerika, Europa und Asien ungewöhnlich kalte und schneereiche Winter. Dies veranlasst einige Leute dazu, am Klimawandel zu zweifeln. Doch die Erderwärmung ist ironischerweise schuld an extremer Kälte im Winter.
Die Pole (Nord- und Südpol) erwärmen sich stärker als andere Teile der Erde. Das reduziert die großräumigen Temperaturunterschiede und bewirkt eine Veränderung der Polarwirbel (rotierende Winde über den Polen) und des Jetstreams (Starkwindbänder, die an den Grenzen zwischen warmer und kalter Luft entstehen). Dadurch gelangen Kaltluftzonen immer weiter in Äquatornähe und bringen extreme Kälte mit (vgl. ESKP).
4. Mythos: Mehr CO₂ wäre doch gut für das Pflanzenwachstum.
Kohlendioxid (CO₂) wird von Pflanzen benötigt, damit sie Fotosynthese betreiben und dadurch wachsen können. Allerdings ist CO₂ auch ein effektives Treibhausgas, das die Sonnenstrahlen, die auf die Erde treffen, zurück zur Erdoberfläche reflektiert. Je höher der Gehalt an Kohlendioxid in unserer Atmosphäre ist, desto weniger Sonnenstrahlen können zurück in den Weltraum entweichen. Diesen Vorgang nennt man den Treibhauseffekt. Das Ergebnis: Unser Planet erwärmt sich.
Außerdem beeinflussen Treibhausgase neben der Temperatur auch Faktoren wie die Regenmenge oder den Stickstoffgehalt. Alles das kann das Pflanzenwachstum wiederum hemmen und tut der Vegetation keinen Gefallen, wie Forscher der Standford University in einer 3-jährigen Studie herausgefunden haben. Zu viel Kohlendioxid ist also ein „Pflanzen-Killer“.
5. Mythos: Das Klima verändert sich immer.
Das ist richtig. Das Klima verändert sich immer. Aber das bedeutet nicht, dass der aktuelle Klimawandel eine „Laune der Natur“ ist. Unsere Erde durchlief in ihrer Geschichte zahlreiche Kalt- und Warmzeiten. Die letzte Eiszeit endete vor rund 10.000 Jahren. Auch einzelne Ereignisse wie besonders verheerende Vulkanausbrüche können zu kurzfristigen Klimaveränderungen führen. Allerdings ist die Erderwärmung, wie wir sie derzeit erleben, auf den übermäßigen Ausstoß von Treibhausgasen durch uns Menschen zurückzuführen (vgl. IPCC).
6. Mythos: Die Sonne sorgt dafür, dass sich das Klima auf der Erde erwärmt.
Manche geben der Sonne die Schuld für den Klimawandel. Die Idee dahinter ist, dass Veränderungen in der Sonnenaktivität zu Schwankungen in der Erdtemperatur führen. Das ist auch richtig. Allerdings zeigen Studien, dass der Einfluss der Sonnenaktivität auf das Klima viel geringer ist als der Einfluss des Menschen. Die Sonne ist zwar ein Klimafaktor, aber in unserem Fall ein geringer. Außerdem zeigte die Sonne insbesondere in den vergangenen Jahrzehnten einen leichten Rückgang in ihrer Aktivität, während die Temperaturen auf der Erde weiter stiegen (vgl. Helmholtz Klima Initiative). Eigentlich hätte es auf der Erde also kälter werden müssen.
7. Mythos: Tiere und Pflanzen werden sich rechtzeitig an den Klimawandel anpassen.
Es stimmt, dass das Leben auf der Erde extrem wandlungsfähig ist und sich ständig verändert bzw. anpasst. Es gibt Lebewesen, die selbst unter lebensfeindlichsten Bedingungen existieren können. Allerdings haben solche Tiere und Pflanzen Jahrtausende dafür gebraucht, um sich an neue Umstände anzupassen. Die gegenwärtige Erderwärmung geschieht in einem so rasanten Tempo, dass sie viele Arten überfordert. Forscher sprechen mittlerweile vom größten Artensterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier. Derzeit sind ca. eine Million Arten vom Aussterben bedroht. Es wird auch das „6. Massenaussterben“ der Erdgeschichte genannt. Der Klimawandel ist eine der Hauptursachen dafür.
8. Mythos: 1,5 Grad Erderwärmung machen keinen großen Unterschied.
Wenn sich die Oberflächentemperaturen dauerhaft um nur 1,5 Grad erwärmen, würde sich die Zahl der Hitzetage verdoppeln. Rund 271 Millionen Menschen würden unter Wasserknappheit leiden. Etwa 6 Prozent aller Insektenarten würden die Hälfte ihres Lebensraumes verlieren und bis zu 90 Prozent aller Korallenriffe verloren gehen. Jedes Zehntel Grad zählt (vgl. NABU).
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