- Anastasia Michailova
Plesiosaurus: Steckbrief und 10 spannende Fakten über den Dinosaurier
Diese langhalsigen Meeresreptilien gehören zu den bekanntesten Dinosauriern der Welt. Vielleicht kennst du den Plesiosaurus auch aus Jurassic World. Aber was weißt du wirklich über dieses außergewöhnliche Tier? Wir zeigen dir 10 spannende Fakten, die du über den Plesiosaurus vielleicht noch nicht wusstest.

Plesiosaurus: Steckbrief
Gattung: Plesiosaurus („Fast-Echse“)
Gruppe: Plesiosaurier / Plesiosauria
Entdeckung: 1821
Zeitliches Auftreten: vor 201,3 bis 190,8 Mio. Jahren (Unterjura)
Fundorte: Großbritannien
Körperlänge: bis 3,5 Meter
Gewicht: bis 500 Kilogramm
1. Der Plesiosaurus gab einer ganzen Dinosaurier-Gruppe ihren Namen.
Der Plesiosaurus ist der „Archetyp“ der Gruppe der Plesiosaurier. Von ihnen gibt es zahlreiche Gattungen, darunter Kaiwhekea, Polycotylus, Thalassiodracon, Macroplata und Microcleidus. Vom Plesiosaurus selbst gibt es nur eine einzige Unterart: den Plesiosaurus dolichodeirus. Und obwohl Plesiosaurus der Namensgeber war, ist er mit seinen bis zu 3,5 Metern Körperlänge ein relativ kleiner Vertreter der Plesiosaurier. Andere Arten konnten bis zu 20 Meter lang werden.
2. Manche halten einen Plesiosaurus für das „Monster von Loch Ness“.
Da sehr viele entsprechende Fossilien in Großbritannien gefunden wurden und dieser Meeresdinosaurier optisch zu den bisherigen Sichtungen passt, wird von manchen vermutet, dass es sich beim „Loch Ness Monster“ um einen Plesiosaurus handele. Aus wissenschaftlicher Sicht ist es jedoch unmöglich, dass ein solches Tier bis heute überlebt hat.

Wissenswert: Im Jura vor rund 200 Mio. Jahren war Großbritannien ein urzeitliches Flachmeer.
3. Plesiosaurus hatte Flossen wie Paddel.
Die charakteristischen Flossen des Plesiosaurus prägen sein Bild. Ursprünglich stammte das Meeresreptil von Landwirbeltieren ab. Ihre Beine entwickelten sich jedoch langsam zu 4 paddelartigen Beinflossen. Die vorderen beiden sind etwas länger als die hinteren. Damit war Plesiosaurus perfekt für das Leben im Wasser angepasst und wahrscheinlich ein ausgezeichneter und wendiger Schwimmer.
4. Plesiosaurus konnte im Wasser „fliegen“.
Zunächst dachte man, dass das Meeresreptil mit seinen Flossen „ruderte“. Allerdings passt die Form seiner Paddel nicht zu dieser Theorie. Sie sehen viel mehr aus wie Flügel. Heute vermuten Paläontologen, dass Plesiosaurus wie eine Meeresschildkröte im Wasser „schwebte“ und sich „fliegend“ durch die Meere bewegte. Der Dinosaurier hatte vergrößerte Brust- und Beckenknochen, was auf eine ausgeprägte Muskulatur hindeutet – ein weiteres Indiz für den „Unterwasser-Flug“.
Durch die Auf- und Abwärtsbewegungen der Paddel, das wie das Schlagen mit Flügeln aussehen, werden verschiedene Druckverhältnisse ober- und unterhalb der Flossen erzeugt. Diese werden dann zur Fortbewegung genutzt. Heute lebende Schildkröten verwenden zum Antrieb vor allem die vorderen Extremitäten. Plesiosaurus hingegen hatte auch gut entwickelte Hinterflossen und nutzte alle vier Paddel zum Schwimmen.
5. Warum hatte Plesiosaurus einen so langen Hals?
Einen beträchtlichen Teil seines Körpers machte der lange Hals aus. Dieser war allerdings nicht so beweglich, wie er gerne dargestellt wird. Anatomische Untersuchungen zeigten, dass Plesiosaurus seinen Hals nur sehr begrenzt nach oben und zur Seite bewegen konnte. Zeichnungen, auf denen dieses Meeresreptil seinen langen Hals zu einer „S-Form“ krümmt, sind also inkorrekt. Allerdings konnte das Tier seinen Hals gut nach unten bewegen. Das lässt vermuten, dass Plesiosaurus zum Beispiel bei der Nahrungssuche viel am Meeresboden schwamm und der lange Hals hier von Vorteil war.

6. Plesiosaurus jagte nur kleine Beute.
Der Plesiosaurus fraß vor allem Ammoniten, Muscheln, Krebse und kleine Tiere am Meeresgrund. Trotz seiner doch beachtlichen Körpergröße jagte das Meeresreptil keine großen Beutetiere.
7. Plesiosaurus musste regelmäßig an die Oberfläche, um Luft zu holen.
Auch wenn der Plesiosaurus ein Meeresbewohner gewesen ist, hatte er dennoch Lungen und musste zum Luftholen regelmäßig an die Wasseroberfläche kommen. Wie lange er die Luft anhalten konnte, ist unklar. Zum Vergleich: Heute lebende Delfine können mehrere Minuten lang die Luft anhalten. Pottwale und Schnabelwale können sogar bis zu zwei Stunden lang bis in die Tiefsee tauchen, ohne atmen zu müssen.
8. Plesiosaurus schluckte Magensteine.
In den Überresten vieler Plesiosaurier fanden sich Magensteine. Diese wurden von den Meeresreptilien verschluckt, um die Verdauung anzuregen und die Nahrung im Magen weiter zu zerkleinern. Es gibt jedoch eine zweite Theorie. Heute lebende Krokodile schlucken auch Steine, um den Auftrieb, der durch die mit Luft gefüllten Lungen entsteht, wieder auszugleichen. Da auch Plesiosaurus Lungen hatte, nutzte er das zusätzliche Gewicht der Steine vermutlich ebenso, um sich besser im Wasser fortbewegen zu können und nicht gegen den Auftrieb ankämpfen zu müssen.
9. Plesiosaurus hatte einen kleinen Kopf und spitze Zähne.
Im Vergleich zu seiner Körpergröße hatte das Meeresreptil einen sehr kleinen Schädel und ein entsprechend kleines Gehirn. In seinen Kiefern befanden sich außerdem viele spitze Zähne. Seine Schnauze war relativ breit, wurde nach vorne hin aber immer schmaler. Vermutlich konnte er damit gut im Sand des Meeresbodens nach Nahrung wühlen.
10. Plesiosaurus gebar seine Jungen lebend und kümmerte sich noch lange um sie.
Plesiosaurus legte keine Eier, sondern gebar seinen Nachwuchs lebend. Paläontologen gehen davon aus, dass die Eltern ihre Jungen noch lange umsorgten – ähnlich wie heutige Wale. Zum Vergleich: Delfinmütter kümmern sich manchmal mehr als 3 Jahre lang um ihren Nachwuchs, bevor dieser eigene Wege geht bzw. schwimmt.
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Quellen bzw. weiterführende Links:
(1) ResearchGate: „Fluid dynamics, scaling laws and plesiosaur locomotion“
(2) Springer Link: „British Early Jurassic fossil reptile sites“
(3) Wiley Online Library: „Faunal turnover of marine tetrapods during the Jurassic–Cretaceous transition“
(4) Wiley Online Library: „Global interrelationships of Plesiosauria (Reptilia, Sauropterygia) and the pivotal role of taxon sampling in determining the outcome of phylogenetic analyses“
(5) Wiley Online Library: „The taxonomic and phylogenetic position of the Plesiosauroidea from the lower jurassic Posidonia Shale of South-West Germany“