- Anastasia Michailova
Spinosaurus: Steckbrief und 10 spannende Fakten über den Dinosaurier
Der Spinosaurus ist ein in vielerlei Hinsicht ungewöhnlicher Dinosaurier. Um kaum ein anderes Urzeittier ranken sich so viele Mythen. Wir schauen uns den Spinosaurus etwas genauer an und verraten dir 10 spannende Fakten, die du über die „Riesenechse“ mit dem gigantischen Segel auf ihrem Rücken vielleicht noch nicht wusstest.

Spinosaurus: Steckbrief
Gattung/Art: Spinosaurus aegyptiacus („Dornechse“)
Gruppe: Theropoda
Entdeckung: 1912 in Ägypten
Zeitliches Auftreten: vor 112,9 bis 93,9 Mio. Jahren (Kreidezeit)
Fundorte: Afrika (Marokko, Ägypten, Niger, Tunesien, Algerien)
Höhe: bis 5 Meter
Länge: bis 18 Meter
Gewicht: bis 20 Tonnen
1. Spinosaurus war vielleicht der größte fleischfressende Dinosaurier der Welt.
Nicht der Tyrannosaurus und auch nicht der Gigantosaurus – sondern der Spinosaurus war womöglich der größte fleischfressende Dinosaurier, der jemals gelebt hat. Zum Vergleich: Spinosaurus wurde bis zu 18 Meter, Tyrannosaurus bis zu 14 Meter und Gigantosaurus bis zu 13 Meter lang.
2. Spinosaurus lebte zum Teil im Wasser.
Das heutige Nordafrika war zu Lebzeiten des Spinosaurus eine Wattlandschaft mit Mangrovenwäldern. Die Anatomie des Fleischfressers deutet in vielerlei Hinsicht darauf hin, dass er eine sogenannte „semiaquatische“ Lebensweise führte – also zum Teil im Wasser lebte. Spinosaurus war perfekt auf das seichte Wasser der Mangroven angepasst.

3. Spinosaurus besaß einen Krokodilkopf.
Spinosaurus hatte einen krokodilartigen Kopf mit kleinen Nasenlöchern in der Mitte des Schädels. Durch diese hätte er, wie ein Krokodil, fast vollkommen untergetaucht immer noch atmen können. Nervenöffnungen an der Spitze seiner Schnauze weisen auf Bewegungsrezeptoren hin, wie sie für die Jagd im Wasser von Vorteil sind.
4. Spinosaurus hatte Schwimmhäute und einen flachen Schwanz wie ein Molch.
Forscher vermuten, dass Spinosaurus Schwimmhäute zwischen seinen Zehen besaß, weil seine Füße denen heutiger Wattvögel ähneln. Außerdem weisen die hohen Dornfortsätze auf seinem Schwanz darauf hin, dass dieser nicht rund, sondern abgeflacht war – wie bei einem Molch. Der Nachbau eines Spinosaurus-Schwanzes zeigte, dass dieser „zu seitlichen Auslenkungen fähig war“ und idealen Antrieb beim Schwimmen gegeben hat. Sein Schwanz war ein riesiges „Knochenpaddel“ und funktionierte wie ein Ruder.
„Das war im Grunde ein Dinosaurier, der versuchte, einen Fischschwanz auszubilden.“ – Nizar Ibrahim, National Geographic Explorer
5. Spinosaurus konnte nur schwer auf zwei Beinen laufen.
Spinosaurus‘ Hinterbeine waren nicht besonders lang und sein imposanter Hals und Rumpf verlegten den Körperschwerpunkt nach vorn. Ein zweibeiniger Gang an Land war für den Dinosaurier vermutlich nicht sehr leicht und Spinosaurus wäre im Trockenen wohl ziemlich langsam unterwegs gewesen. Im Wasser fühlte er sich wahrscheinlich am wohlsten.
6. Schwere Knochen sorgten dafür, dass Spinosaurus nicht an der Wasseroberfläche trieb.
Bei der Untersuchung von Spinosaurus-Fossilien und dem Vergleich mit anderen im Wasser lebenden Tieren, entdeckten Forscher, dass Spinosaurus vergleichsweise schwere und dichte Knochen besaß. Diese sind ideal, um Stabilität im Wasser zu gewinnen und den Auftrieb zu erschweren.

7. Die Krallen von Spinosaurus waren perfekt für die Jagd im Wasser.
Seine kräftigen Arme mit gekrümmten Krallen waren ideal, um glitschige Beute festzuhalten. Spinosaurus ernährte sich wahrscheinlich vorzugsweise von Fisch.
8. Mit seinem großen Rückensegel hatte Spinosaurus mehr Halt im Wasser.
Das große Segel bzw. der markante Rückenkamm des Spinosaurus, der aus Verlängerungen der Rückenwirbel besteht, sorgte unter Paläontologen immer wieder für Diskussionen. Mittlerweile gehen Forscher davon aus, dass der Rückenkamm dem Dinosaurier eine schnellere Fortbewegung im Wasser ermöglichte und für zusätzliche Stabilität sorgte.
9. Spinosaurus jagte sogar Haie.
Spinosaurus‘ gekrümmten Zähne greifen im vorderen Bereich seiner Schnauze perfekt ineinander. Was einmal in seinem Maul landete, konnte sich nicht wieder befreien. In Kombination mit seinem großen, für zusätzliche Stabilität sorgenden Rückensegel war er laut einigen Forschern in der Lage, große Beute im Wasser zu jagen. Sie vermuten, dass Spinosaurus sogar Haie fraß.
10. Viele Spinosaurus-Fossilien wurden während des Zweiten Weltkriegs zerstört.
Ein Großteil der Erkenntnisse über den Spinosaurus stammt von fossilen Funden, die nicht mehr existieren. Während des Zweiten Weltkriegs wurden zahlreiche Fossilien des Dinosauriers zerstört. Der bayrische Paläontologe Ernst Freiherr Stromer von Reichenbach unternahm von 1910 bis 1914 viele Expeditionen nach Ägypten, wo er zahlreiche Fossilien freilegte, darunter die von Spinosaurus. Später wurden diese im Paläontologischen Museum in München ausgestellt, wo sie im Verlauf des Krieges dem alliierten Bombenhagel zum Opfer fielen. Alles, was blieb, waren die Zeichnungen, Fotoaufnahmen und Beschreibungen in Fachartikeln, die Stromer – selbst erklärter Kritiker des Naziregimes – zuvor veröffentlicht hatte.
Doch glücklicherweise gibt es wieder neue Spinosaurus-Funde, darunter einige Zähne, Schädelknochen und ein fast vollständiges Skelett aus dem östlichen Marokko. In Museen ausgestellte Fossilien des Spinosaurus sind in der Regel Rekonstruktionen.
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Quellen bzw. weiterführende Links:
(1) National Geographic: „Exklusiv | Spinosaurus schreibt Geschichte: Der erste schwimmende Dinosaurier der Welt“
(2) Palaeontologia Electronica: „Evaluating the ecology of Spinosaurus: Shoreline generalist or aquatic pursuit specialist?“
(4) PLOS ONE: „Feeding Mechanics in Spinosaurid Theropods and Extant Crocodilians“
(5) Nature Magazine: „Tail-propelled aquatic locomotion in a theropod dinosaur“
(6) ResearchGate: „New information on the skull of the enigmatic theropod Spinosaurus with remarks on its size and affinities“
(7) ResearchGate: „New information on the skull of the enigmatic theropod Spinosaurus with remarks on its size and affinities“