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Biotwang: Rätsel um mysteriöses Ozean-Geräusch gelöst!

Anastasia Michailova

Aktualisiert: 3. Dez. 2024

Im Jahr 2014 nahmen Forscher ein mysteriöses Geräusch in der Tiefsee auf: Ein „metallisches Dröhnen“ im Marianengraben, dem tiefsten Punkt unserer Ozeane. Der „Biotwang“, wie dieses Geräusch auch genannt wird, war lange ein Rätsel. Doch mithilfe von künstlicher Intelligenz haben Wissenschaftler herausgefunden, was diesen skurrilen Unterwasser-Sound verursacht – und auch warum er regelmäßig wieder ertönt.


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Was steckt hinter dem Biotwang-Geräusch?

Die Geschichte des Biotwang-Geräusches


Forscher der Cornell University und der US-Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA werteten im Jahr 2014 gerade Tonaufnahmen aus dem Westpazifik nahe der Marianeninseln aus, als sie plötzlich ein tiefes Stöhnen gefolgt von einem höherfrequenten, metallischen Klang hörten. Das Geräusch stach sofort hervor und erinnerte an die Sound-Kulisse eines Science-Fiction-Films. Mit der Ausnahme, dass diese mysteriösen Töne tatsächlich aufgenommen wurden – und das in den Tiefen unserer Ozeane. Das Geräusch selbst dauerte nur 3,5 Sekunden. Forscher waren zunächst ratlos und nannten das Phänomen „Biotwang“. Hier kannst du dir die Original-Tonspur anhören:

 


Biotwang: Wale standen schon früh im Verdacht

 

Die Wissenschaftler hatten schnell einen Verdächtigen: Wale – genauer gesagt Brydewale. Diese Meeressäuger werden etwa 12 bis 14 Meter lang und schwimmen das ganze Jahr durch warme Meeresregionen. Doch sie sind nicht leicht zu Gesicht zu bekommen. Deshalb startete die NOAA im Jahr 2018 eine Expedition, um nach diesen Tieren im Westpazifik Ausschau zu halten.


 

Als ihre Suche erfolgreich war, ließen die Forscher Sonobojen ins Wasser, um die Klänge der Brydewale aufzuzeichnen. Und da war es! Das Biotwang-Geräusch. Die Wissenschaftler nahmen einzelne Wale, aber auch Muttertiere mit ihren Kälbern auf. In 9 von 10 Fällen ertönte das skurrile metallische Dröhnen im Wasser. Das Rätsel war also gelöst, aber die Reise noch nicht zu Ende!



Eine KI analysiert 200.000 Stunden an Meeresgeräuschen.

 

Jetzt wo die Quelle des Biotwang bekannt war, wollten die Forscher mehr über das Geräusch herausfinden. Warum machen Brydewale diese Laute? Welche Bedeutung hat das für die Meeressäuger? Diese Fragen haben Forscher nun versucht in einer neuen Studie zu beantworten.


Dafür trugen die Wissenschaftler eine Vielzahl an Tonaufnahmen verschiedener festinstallierter Unterwassermikrofone von den Marianeninseln bis nach Hawaii zusammen. Das erste Geräusch stammt noch aus dem Jahr 2005. Insgesamt hatten die Forscher eine Audiobibliothek aus 200.000 Stunden Tonmaterial. Ein Mensch hätte ununterbrochen 23 Jahre lang zuhören müssen, um das gesamte Material durchzuarbeiten. Doch die rasante Entwicklung von künstlicher Intelligenz war eine große Erleichterung.


Brydewal, Biotwang
Ein ausgewachsener Brydewal. Bild: Morningdew (CC)

Ein Open-Source KI-Programm von Google, das bestimmte Walarten anhand ihres Klanges präzise erkennen kann, analysierte die 500 Terabyte an Audiodateien innerhalb weniger Stunden und erkannte Muster im Auftauchen des Biotwang-Geräusches. Die sonderbaren Walklänge waren von Februar bis April und von August bis November regelmäßig zu hören. Diese Erkenntnis deckt sich eins zu eins mit den Wanderungen der Brydewale. Aber das war noch nicht alles!



Der Klimwandel verändert die Wanderungen der Brydewale.

 

Die Klänge wurden auch vom Klima beeinflusst. Während wetterbedingt-veränderter Meeresströmungen in den Jahren 2016 und 2021 nahmen die Meeressäuger andere Routen. Dadurch verlagerte sich auch das Biotwang-Geräusch. Forscher vermuten außerdem, dass Brydewale die Unterwasserklänge dazu nutzen, um Artgenossen ihre Position zu übermitteln.

 

Obendrein können sich die Rufe je nach Region unterscheiden. Vielleicht haben einzelne Walpopulationen ihren eigenen „Dialekt“. Aber grundsätzlich ist bisher nur wenig über die Kommunikation der Brydewale bekannt. Die Veränderungen von Meeresströmungen, die mit dem weiteren Verlauf des Klimawandels zunehmen werden, könnten die Brydewale und andere Meereslebewesen vor große Herausforderungen stellen und zum Beispiel ihre Nahrungssuche erschweren.



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