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  • Tyrannosaurus: Wie schnell war ein T-Rex wirklich?

    Wie schnell konnte T-Rex wirklich laufen? Hätte ein Mensch vor einem Tyrannosaurus zu Fuß fliehen können, wie einige vermuten? Oder war dieser riesige Dinosaurier doch gar nicht so langsam? Hier werden alle spannenden Fragen beantwortet! Wie schnell ein T-Rex laufen konnte, beschäftigt Paläontologen seit dem Fund der ersten Tyrannosaurus-Fossilien vor über 200 Jahren. Als klar wurde, wie groß dieser Dinosaurier wirklich war, was für lange Hinterbeine und winzige „Arme“ er hatte, begann bei Wissenschaftlern auf der ganzen Welt ein Kopfzerbrechen darüber, wie T-Rex seine Beute jagte – bzw. mit welcher Geschwindigkeit. In Hollywood-Filmen kann es Tyrannosaurus rex sogar mit fahrenden Autos aufnehmen. Vor ihm gibt es buchstäblich kein Entkommen. Aber war das wirklich so? Jurassic Park Fans dürfen jetzt nicht enttäuscht sein: Nach neuesten Computersimulationen hätte man T-Rex mit einem Fahrrad überholen können. Aber der „König der Dinosaurier“ besaß eine ganz andere Strategie, mit der er durchaus Erfolg hatte: Ausdauer anstatt Geschwindigkeit! T-Rex: Ein jahrzehntelanger Streit Um das tatsächliche Lauftempo von T-Rex wurde jahrzehntelang gestritten. Bisher ging man in der Wissenschaft davon aus, dass ein Tyrannosaurus bis zu 53 Kilometer in der Stunde zurücklegen konnte. Rund 50 km/h wären durchaus angsteinflößend, wenn diese Zahl stimmen würde. Forscher der University of Manchester haben eine neue und noch komplexere Analyse anhand der aktuellsten Daten erstellt und viel über die bisherigen Werte nachgedacht. Die daraus folgende Computersimulation veranschaulichte einen fiktiven Wettlauf zwischen einem Menschen und der bis zu 14 Meter langen und bis zu 9 Tonnen schweren „Riesen-Echse“ – mit einem überraschenden Ergebnis! Laufgeschwindigkeit: Komplexere Simulationen bringen Licht ins Dunkel – und Verwunderung Anstatt der bisher gängigen 53 km/h kamen die Forscher nur noch auf 19 km/h. Der Grund: Wäre T-Rex schneller gelaufen, wären seine Knochen gebrochen, so die Forscher. Eine andere Studie der University of Maryland kam auf maximal 27 km/h – also immer noch ziemlich wenig. Zum Vergleich: Der schnellste Mensch der Welt schaffte 44 km/h im Sprint. Die durchschnittliche Laufgeschwindigkeit eines Sprinters beträgt 30 km/h. Ein untrainierter Mensch läuft rund 10 km/h schnell. Ein Fahrradfahrer fährt (je nach Fahrrad) bis zu 30 km/h im Durchschnitt. Radfahrer der Tour de France erreichen Geschwindigkeiten von mehr als 100 km/h. Fazit: Man hätte also mit einem Fahrrad vor T-Rex davonfahren können, wegrennen wahrscheinlich nicht. „Diese Studie arbeitet mit der Annahme, dass bei der Höchstgeschwindigkeit nicht die Muskeln der begrenzende Faktor waren. Bei der bisher vermuteten Höchstgeschwindigkeit hätte sich T-Rex laut dem Modell die Fußknöchel gebrochen.“ - John Hutchinson, Experte für Evolutionäre Biomechanik am Royal Veterinary College, London Allerdings: Es ist nicht leicht, die Gesamtheit aller Faktoren zu berücksichtigen, die für eine zuverlässige Messung der möglichen Laufgeschwindigkeit eines Tyrannosaurus von Bedeutung sind – von der Morphologie bis hin zu den mechanischen Eigenschaften der Knochen bezogen auf die Größe und das Gesamtgewicht des ganzen Tieres. Auch interessant: „Welcher Dinosaurier war der schnellste von allen?“ Tyrannosaurus: Wozu dann die langen Beine? Bisher ging man davon aus, dass besonders lange Beine eine entsprechend hohe Laufgeschwindigkeit zur Folge haben. Doch das ist nicht immer der Fall. Ab einem Gesamtgewicht von rund 1.000 Kilogramm bringen lange Beine keine zusätzliche Geschwindigkeit mehr, sorgen dafür aber für mehr Effizienz und Ausdauer. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler der University of Maryland, nachdem sie biomechanische Modelle des Laufverhaltens von 70 Dinosauriern ausgewertet hatten. T-Rex musste bei seinem Jagdverhalten auch nicht besonders schnell laufen können. Seine Beute, zum Beispiel der Triceratops, war ebenfalls nicht sehr schnell, aber dafür ziemlich wehrhaft. Um einen Triceratops zu erlegen, brauchte man vor allem Ausdauer und sehr viel Gewalt – also keine hohe Laufgeschwindigkeit. Unser Bild von T-Rex ist falsch Natürlich lässt sich eine schwerfällige und langsame Riesen-Bestie in Filmen nicht so gut darstellen, wie ein flinker und geschickter Jäger. Das Bild, das wir vom Tyrannosaurus rex haben, ist also weitestgehend durch Hollywood geprägt. Nichtsdestotrotz ist T-Rex zu Recht einer der interessantesten Dinosaurier in Film und Forschung. „Das Bild des T-Rex, das Filme vermitteln, ist falsch. Paläontologen ist das jetzt schon seit über zehn Jahren bewusst, und diese neue Studie macht das nun mithilfe der bisher fortschrittlichsten Computermodelle unmissverständlich klar. […] Er (T-Rex) muss schnell sein, sonst ist er nicht cool. Die Leute haben eine emotionale Bindung zu ihm. Auf gar keinen Fall hätte der T-Rex in ‚Jurassic Park‘ mit diesem Jeep Schritt gehalten, wenn dieser mit voller Fahrt unterwegs war. Vielleicht im ersten Gang, aber selbst das ist noch ein großes ‚Vielleicht‘.“ - Stephen Brusatte, Paläontologe an der University of Edinburgh Willst du mehr über T-Rex erfahren? „T-Rex: Steckbrief und 10 spannende Fakten über den Tyrannosaurus“ Buchtipp zum Artikel: „Dinosaurier und andere Lebewesen der Urzeit: Die große Bild-Enzyklopädie“ Offenlegung als Amazon-Partner: Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden. Quellen bzw. weiterführende Links: (1) PeerJ: „Investigating the running abilities of Tyrannosaurus rex using stress-constrained multibody dynamic analysis“ (2) PLOS ONE: „The fast and the frugal: Divergent locomotory strategies drive limb lengthening in theropod dinosaurs“ (3) National Geographic: „Wir wären schneller als ein T. rex“ (4) wissenschaft.de: „T. rex: Ausdauer statt Geschwindigkeit“ (5) Spiegel Wissenschaft: „T-rex-Tempo: Wie schnell war der König der Kreidezeit?“

  • Homosexualität im Tierreich: Diese 20 Tiere können schwul, lesbisch oder bisexuell sein

    Im Tierreich geht es manchmal noch bunter zu als bei uns Menschen. Säugetiere, Fische, Insekten, Reptilien und Vögel - Homosexuelles Verhalten bei Tieren ist absolut normal, unter Männchen und Weibchen gleichermaßen. Was lange geleugnet wurde, steht nun im Fokus der Wissenschaft. Doch was hat sich die Natur dabei gedacht? Warum gibt es schwule, lesbische und bisexuelle Tiere? Das sagt die Forschung dazu. Kapitel in diesem Beitrag Sex dient nicht nur der Fortpflanzung Gründe für homosexuelles Verhalten im Tierreich Homosexualität unter Tieren als großes Tabuthema Gewagte Theorie: Waren alle Tiere einst bisexuell? 20 Tiere, die homosexuelles Verhalten zeigen Sex dient nicht nur der Fortpflanzung Charles Darwin – der Urvater der Evolutionstheorie – schrieb, dass Sex nur dem Arterhalt diene. Demnach dürfte Homosexualität im Tierreich gar nicht vorkommen, da sie zu keinen Nachkommen führt. Doch so einfach ist die Sache nicht. Jahrzehnte der Beobachtung haben gezeigt, dass Tiere aus ganz unterschiedlichen Gründen sexueller Aktivität nachgehen, darunter auch gleichgeschlechtlicher. Homosexuelles Verhalten ist mittlerweile bei rund 1.500 Tierarten nachweislich beobachtet worden. Bei 550 Tieren gilt es als wissenschaftlich gut dokumentiert. Unter Herdentieren kommt Homosexualität am häufigsten vor. In diesem Fall bewirkt Sex eine Stärkung des sozialen Netzwerks – unabhängig vom Geschlecht. Sich miteinander zu paaren dient auch der Konfliktlösung, der gegenseitigen Zusicherung von Loyalität, dem Aufstieg innerhalb der Gruppen-Hierarchie aber zum Teil auch der Unterdrückung. Ein Gesichtspunkt ist hierbei jedoch ganz wichtig: Tiere können auch Sex haben, weil es ihnen einfach Spaß macht – wie uns Menschen. Auch Masturbation ist im Tierreich weit verbreitet. Bei Affen beider Geschlechter konnte sogar nachgewiesen werden, dass sie Orgasmen haben können. Hierbei wurden die Hirnströme und Muskelkontraktionen der Affen während des Geschlechtsverkehrs gemessen. Ob manche Tiere „lieben“ können wie wir Menschen, ist bis heute in der Forschung stark umstritten – auch wenn wahrscheinlich jeder Hundebesitzer sofort eine eindeutige Antwort auf die Frage wüsste. Es gilt aber zumindest als gesichert, dass einige Tiere Emotionen und Gefühlsäußerungen zeigen. Gründe für homosexuelles Verhalten im Tierreich Neben den bisher erwähnten Faktoren wie Spaß, Konfliktlösung, soziale Bindung, Aufstieg in der Hierarchie bis hin zur Unterdrückung (konkrete Beispiele weiter unten), gibt es bei Tieren noch weitere Gründe für speziell homosexuelles Verhalten. Hormonelle Gründe für Homosexualität bei Tieren Neurologische Untersuchungen von männlichen Hausschafen, die homosexuelles Verhalten an den Tag legten, offenbarten, dass sie einen kleineren Hypothalamus als ihre heterosexuellen Artgenossen besaßen – der Bereich im Gehirn, der Geschlechtshormone freisetzt. Bei Versuchen an weiblichen Labormäusen wurde festgestellt, dass diese bei Zugabe von Testosteron oder Estradiol bzw. der Verringerung ihres Östrogenspiegels ebenfalls zunehmend homosexuell wurden. Hormone können bei der sexuellen Orientierung in der Natur also eine entscheidende Rolle spielen. Doch das ist noch nicht alles. Soziale Gründe für Homosexualität bei Tieren Ein Mangel an potenziellen Geschlechtspartnern begünstigt gleichgeschlechtlichen Sex. Doch es geht nicht immer nur um „das Eine“. Besonders bei Vögeln wurde beobachtet, dass sich bei einem Partnermangel häufiger schwule oder lesbische Pärchen zusammenfinden, die entweder verlassene Eier ausbrüten oder sogar Eier „klauen“, um eine eigene „Familie“ gründen zu können. Hier steht allerdings nicht der Geschlechtsverkehr im Vordergrund, sondern die Lebensgemeinschaft an sich. Da viele Vogelarten monogam sind, bleiben sie auch in einer homosexuellen Konstellation manchmal ein Leben lang mit ihrem Partner zusammen. Forscher gehen davon aus, dass die meisten Tiere, die homosexuelles Verhalten zeigen, vielmehr bisexuell als schwul oder lesbisch sind. Im Laufe ihres Lebens paaren sie sich mit beiden Geschlechtern und haben zum Teil sogar Nachwuchs. Man kann Tiere jedoch auch nicht fragen, was sie wirklich „fühlen“. Es bleibt also nichts weiter übrig, als sie zu beobachten und ihre Handlungen zu interpretieren. „Homosexualität ist in der Natur weit verbreitet und überhaupt kein Problem.“ - Jasper Buikx, Biologe am ARTIS Zoo in Amsterdam Homosexualität unter Tieren als großes Tabuthema Ähnlich wie bei uns Menschen wurde über Homosexualität im Tierreich lange geschwiegen. Häufig wurde alles, was nicht heterosexuell aussah, einfach umgedeutet. Man beobachtete zum Beispiel Zwergschimpansen-Weibchen dabei, wie sie ihre Geschlechtsorgane aneinander rieben und dabei Lustschreie ausstießen. Man interpretierte dieses Verhalten jedoch als „Begrüßungsritus“, „Versöhnung“ oder sogar als „Absicht zum Futtertausch“. Unter Männchen verschiedener Tierarten sprach man bei ähnlichen Szenarien einfach von „Revierkämpfen“, selbst wenn sie dabei ejakulierten. Viele Forscher taten in der Vergangenheit alles, um dieses sichtlich homo-erotische Verhalten nicht als etwas Sexuelles zu betrachten. Wenn ein Männchen einem Weibchen jedoch bloß am Hintern schnüffelte, wurde sofort von einem Wunsch nach Paarung ausgegangen. Und wenn sich Homosexualität wirklich nicht mehr wegreden ließ, sprach man einfach von einer Hormonstörung, einem Gendefekt, einer Fehlprägung oder sogar schlichtweg von „Perversion“. Allerdings haben, wie bereits beschrieben, Hormone trotzdem eine große Bedeutung bei der Partnerwahl. Zudem kann sich der Hormonhaushalt einzelner Individuen innerhalb einer Art unterscheiden. Die Forschung beginnt gerade erst zu verstehen, wie Geschlechterrollen und Partnerwahl im Tierreich funktionieren und welche physischen und sozialen Faktoren dafür eine Rolle spielen. Gewagte Theorie: Waren alle Tiere einst bisexuell? Das ist eine wirklich steile These, die Forscher der University of North Carolina Chapel Hill da aufgestellt haben. Hier geht es um die Theorie, dass die ursprünglichsten Paarungen im Tierreich „wahllos“ stattfanden und sich das „sexuell ausschließende Verhalten“, bei dem nach Geschlecht, Gesundheit, sozialem Status etc. ausgewählt wird, erst im Verlauf der Evolution entwickelt haben soll. Es gab demnach eine Zeit, in der man sich einfach mit dem Individuum gepaart hat, das gerade da war. Die Forscher weisen jedoch ausdrücklich darauf hin, dass sich dieses Modell nicht auf Menschen übertragen ließe. Buchtipp zum Artikel: „Das Liebesleben der Tiere“ Doch wie kann die Natur so „verschwenderisch“ sein? Das Suchen und Werben um einen Partner, sowie der anschließende Geschlechtsakt verursachen „Kosten“ – Energie und Zeit. Und wenn rund aus der Hälfte aller Paarungen keine Nachkommen entstehen, weil die Fortpflanzung unter gleichgeschlechtlichen Individuen stattgefunden hat, wie kann das zielführend sein? Die Forscher erklären, dass „wahllose Paarung“ die optimale Fortpflanzungs-Strategie ist, wenn die Spezies kein sexuelles Signal sendet, um ihr Geschlecht zu offenbaren. In diesem Fall würde es zusätzliche Energie und Zeit in Anspruch nehmen, um herauszufinden, ob der mögliche Partner „das richtige“ Geschlecht hat. Es ist also schlichtweg einfacher und damit „effizienter“ unmittelbar Sex miteinander zu haben. Just do it! Bis heute folgen viele Käfer und Spinnen diesem Motto. „Wir unterstützen die Hypothese, dass gleichgeschlechtliches Sexualverhalten durch die Bevorzugung von wahllosem Paarungsverhalten zustandekommt, indem wir zeigen, dass das unter bestimmten Bedingungen die optimale Fortpflanzungsstrategie ist.“ - Brian A. Lerch  und Maria R. Servedio Die Forscher nennen explizit zwei Gründe für wahllose Paarungen im Tierreich: Eine geringe Zahl von Sexualpartnern. Je weniger Individuen, desto weniger wählerisch sind die Artgenossen bei der Partnersuche. Eine hohe Sterblichkeitsrate bzw. ein äußerst kurzes Leben. Wenn die Chance auf eine heterosexuelle Paarung deshalb nicht sehr hoch ist, dann ist gleichgeschlechtlicher Sex besser als gar kein Sex. Es könnte ja „das Richtige“ mit dabei sein. „In diesem Fall können sie es sich nicht leisten, zusätzliche Kosten zu haben. Deshalb ist ihre optimale Strategie, sich wahllos zu paaren und auf das Glück zu hoffen. Natürlich führt diese wahllose Paarung dazu, dass gleichgeschlechtliches Sexualverhalten häufig vorkommt.“ - Brian A. Lerch  und Maria R. Servedio 20 Tiere, die homosexuelles Verhalten zeigen Sehen wir uns 20 Tierarten ewas genauer an, die nachweislich homosexuelles Verhalten zeigen können. Manche von ihnen sind zu Standard-Beispielen für schwule oder lesbische Tiere geworden - andere hingegen überraschen! Die Gründe für ihre Homo- bzw. Bisexualität sind vielfältig. 1. Löwen Wenn sich zwei (oder noch mehr) Löwen-Männchen dazu entscheiden, ein Rudel gemeinsam zu führen, haben die Alphatiere auch Sex miteinander. Dieser Akt dient der Zusicherung von Loyalität und der Stärkung der gegenseitigen Bindung. Forscher sprechen hier aber eher von einer „innigen Männerfreundschaft“ als von einer homosexuellen Beziehung. Etwa acht Prozent aller Paarungen unter Löwen finden zwischen zwei Männchen statt. Sexuelle Handlungen zwischen Löwen-Weibchen wurden bisher nur in Gefangenschaft dokumentiert. 2. Delfine Delfine zählen zu den Standard-Beispielen für homosexuelles Verhalten im Tierreich. Weibchen reiben ihre Genitalien aneinander oder berühren sich dort gegenseitig mit den Flossen. Auch die Schnauze kommt zum Einsatz. Männchen stecken ihren erigierten Penis sogar in das Atembloch eines anderen männlichen Delfins („Blowhole Penetration“). Es heißt, gleichgeschlechtlicher Sex käme fast genauso oft vor wie heterosexueller Geschlechtsverkehr. Angeblich wurde sogar homosexueller Gruppensex bei Delfinen beobachtet. 3. Zwergschimpansen (Bonobos) Bonobos sind bekannt für ihr ausschweifendes Sexualleben. Für sie ist Sex ein Mittel um Streit zu schlichten, soziale Bindungen zu stärken oder in der Gruppen-Hierarchie aufzusteigen. Manche Forscher sagen, dass so gut wie alle Zwergschimpansen bisexuell sind. Wenn es um intime Zärtlichkeiten geht, scheint das Geschlecht für sie keine Rolle zu spielen. Es wird immer wieder beobachtet, wie Männchen sich gegenseitig am Glied saugen und Weibchen ihre Geschlechtsorgane aneinander reiben. 4. Störche Lesbische Storch-Paare haben zum Zweck der Familiengründung vorübergehend eine „Dreier-Beziehung“ mit einem Männchen. Nach der „Samenspende“ geht der männliche Storch wieder seiner Wege und die Weibchen ziehen den Nachwuchs groß. 5. Elefanten Homosexualität unter Elefanten-Männchen und -Weibchen ist gut dokumentiert. Auch gleichgeschlechtliche Elefanten-Paare berühren sich „sinnlich“ mit ihren Rüsseln und versuchen sich gegenseitig durch „Aufspringen“ zu penetrieren. Sie gehen sogar homosexuelle „Beziehungen“ miteinander ein, die im Durchschnitt länger halten, als heterosexuelle Partnerschaften unter Elefanten. 6. Libellen Wenn keine Weibchen in der Nähe sind, paaren sich Libellen-Männchen auch untereinander. Bis zu 80 Prozent aller männlichen Libellen haben im Laufe ihres Lebens Sex mit anderen Männchen. 7. Tauben Tauben führen auch schwule oder lesbische „Beziehungen“. Manchmal legen Weibchen ein unbefruchtetes Ei ins Nest und versuchen es gemeinsam mit einem anderen Weibchen vergeblich auszubrüten. 8. Walrosse Bis zur vollständigen Geschlechtsreife mit etwa vier Jahren haben männliche Walrosse nur sexuellen Kontakt mit anderen Männchen. Danach gelten sie als bisexuell. 9. Stockenten Bis zu 20 Prozent aller Stockenten zeigen homosexuelles Verhalten. Viele heterosexuelle Beziehungen halten nur so lange, bis das Weibchen Eier legt. Danach wird das Weibchen durch das Männchen verstoßen. Der Nachwuchs wird danach von zwei männlichen Stockenten ausgebrütet. 10. Hyänen Tüpfelhyänen leben matriarchal und zeichnen sich durch ihr äußert aggressives sexuelles Verhalten zwischen weiblichen Tieren aus – etwa als Kampf um Ressourcen und Futter. Nicht nur Männchen, sondern auch Weibchen können erhöhte Testosteronwerte aufweisen. Je mehr Testosteron ein Tier besitzt, desto aggressiver ist es. Bei der Paarung spielt das Geschlecht primär keine so wichtige Rolle. Diejenigen mit viel Testosteron besteigen die Tiere mit weniger Hormonen. Hier geht es um Dominanz. 11. Atlantik-Kärpflinge Bei manchen Tierarten wirken Individuen, die bereits „vergeben“ sind, attraktiver auf „Singles“. Männliche Atlantik-Kärpflinge (Familie der lebendgebärenden Zahnkarpfen) machen sich dies Zunutze, indem sie „Beziehungen“ mit anderen Männchen eingehen, um besser bei Fisch-Weibchen anzukommen. Durch dieses homo-erotische Verhalten wirken Männchen auf die Damen erst so richtig attraktiv. Unglaublich, aber wahr. 12. Flamingos Schwule Flamingo-Pärchen sind dafür bekannt, anderen Paaren Eier zu klauen, um diese gemeinsam auszubrüten (gewaltsame Adoption). 13. Bisons Bei den amerikanischen Bisons herrscht Frauenmangel. Die Weibchen paaren sich nur einmal im Jahr und den Rest der Zeit herrscht „Durststrecke“ für die Männchen. Wenn dann doch mal Lust aufkommt, muss ein anderes männliches Bison herhalten. Aber auch Weibchen wurden dabei beobachtet, wie sie sich gegenseitig besteigen. Es heißt, dass mehr als 50 Prozent aller Bison-Paarungen gleichgeschlechtlich sind. 14. Pinguine Pinguine sind ebenfalls ein Klassiker unter den homosexuellen Tieren. Männchen brüten gemeinsam verlassene Eier aus. Sollte gerade keines „frei“ sein, nehmen sie auch einen Stein als Ersatz oder stehlen ein fremdes Ei. Viele Zoos haben „schwule Pinguin-Pärchen“. 15. Giraffen Kaum zu glauben, aber 90 Prozent aller sexuellen Handlungen bei Giraffen finden unter zwei Männchen statt. Sie reiben zum Beispiel ihre Hälse aneinander und kommen dabei manchmal sogar zum Orgasmus. 16. Eidechsen Einige Schienenechsen-Arten können sich durch „Parthenogenese“ (Jungfernzeugung) fortpflanzen. Sie benötigen also nicht zwangsläufig ein Männchen für die Paarung. Es hat sich jedoch gezeigt, dass das Balzverhalten die Fruchtbarkeit der Weibchen steigert. Wenn zwei Eidechsen-Weibchen miteinander balzen, übernimmt das mit dem höchsten Östrogenspiegel den weiblichen und das mit dem niedrigsten Östrogenspiegel den männlichen Part. 17. Geier Diese großen Vögel haben ebenfalls gleichgeschlechtlichen Sex miteinander. Homosexuelle Paare bauen sogar gemeinsam Nester. 18. Iltisse Bei Iltissen wurde schon häufiger Sex zwischen zwei Männchen beobachtet. Hierbei kommt es beim Aufspringen sogar zur analen Penetration. 19. Schwäne Zwei von zehn Schwanenpärchen leben homosexuell. Wenn sich zwei Schwäne gefunden haben, bleiben sie in der Regel ein Leben lang zusammen – auch, wenn sie beide das gleiche Geschlecht haben. Wie bei manchen anderen Vogelarten kann es vorkommen, dass ein Weibchen nach dem Eierlegen von ihrem Männchen vertrieben wird. Das Ei wird dann von zwei männlichen Schwänen ausgebrütet. 20. Hausschafe Etwa acht Prozent aller männlichen Hausschafe bevorzugen andere Männchen. Bei neurologischen Untersuchungen wurde festgestellt, dass diese Männchen weniger Geschlechtshormone produzieren, als ihre heterosexuellen Artgenossen. „Es gibt sehr wenige Forscher, die sich mit dem Thema beschäftigen. Es gilt als etwas, das sich nicht gerade sehr positiv auf die wissenschaftliche Laufbahn auswirkt. Wir müssen klarmachen, dass Homosexualität kein Tabu sein sollte. […] Wir wollen den Menschen zeigen, dass Homosexualität keine Bedrohung für die Evolution ist.“ - Jasper Buikx, Biologe am ARTIS Zoo in Amsterdam Auch interessant für dich: „Diese 12 Tiere masturbieren | Selbstbefriedigung im Tierreich“ Offenlegung als Amazon-Partner: Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden. Quellen bzw. weiterführende Links: (1) Oxford Academic: „The Volume of a Sexually Dimorphic Nucleus in the Ovine Medial Preoptic Area / Anterior Hypothalamus Varies with Sexual Partner Preference“ (2) Nature Magazine: „Same-sex sexual behaviour and selection for indiscriminate mating“ (3) The Royal Society: „Homosexual behaviour increases male attractiveness to females“ (4) Der Spiegel: „Wenn zwei Löwenmänner Liebe machen“ (5) Der Spiegel: „Männergesellschaft macht Libellen schwul“ (6) mdr: „Evolution des Sexualverhaltens - Warum manchen Tieren das Geschlecht beim Sex egal ist“ (7) GEO: „Homosexualität im Tierreich“ (8) Deutsche Welle: „Schwule, Lesben und Bisexuelle - im Tierreich ganz normal“

  • Wie gut schützten Ritterrüstung & Kettenhemd? | Antike bis spätes Mittelalter

    Krieger und Ritter zahlreicher Epochen trugen Rüstungen – von der Antike über das Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit hinein. Das zusätzliche Metall schützte seinen Träger im Kampf. Aber nicht alle Rüstungen wurden aus Eisen oder Bronze angefertigt. Auch Leder und sogar Leinen sollten Schwertern, Speeren und Pfeilen standhalten. Was konnten die modernsten Waffen der damaligen Zeit gegen Kettenhemd, Plattenpanzer und Co. tatsächlich ausrichten? Forscher haben experimentiert. Das Kettenhemd: Jahrhundertelang Standardausrüstung Viele denken bei den Rittern des Mittelalters automatisch an das klassische Kettenhemd – auch Kettenrüstung, Kettenpanzer, Ringpanzer oder Ringpanzerhemd genannt. Es bestand aus zahlreichen miteinander verflochtenen kleinen Metallringen. Für mehr Robustheit wurden die Ringe im Laufe der Zeit sogar miteinander vernietet oder verschweißt. Kurze Fakten zum Kettenhemd wog ungefähr 15 kg bestand aus rund 25.000 einzelnen Ringen die Anfertigung dauerte ca. 1.000 Stunden (8 h/Tag = 6 Monate) *Angaben schwanken je nach Ausstattung und Körpergröße Unter dem Kettenhemd wurde häufig ein gepolstertes Unterkleid - das Gambeson - getragen, um Hiebe, Stöße und Stiche besser abzuwehren. Manchmal wurden die Eisenringe auch direkt auf ein Untergewand aus Stoff bzw. Leder angebracht. Die frühesten Hinweise für Ringpanzer lassen sich in Keltengräbern des 8. Jahrhunderts v. Chr. finden. Wahrscheinlich haben sich die Römer diese Rüstungsart von ihren nördlichen Nachbarn im 3. Jahrhundert v. Chr. abgeschaut. Doch wie gut konnte ein Kettenhemd wirklich schützen? Experimente mit Dummies und Gelatineblöcken haben gezeigt, dass ein gut verarbeitetes Kettenhemd Schwert- und Axthieben problemlos standhalten kann. Pfeile und sogar die Bolzen einer Armbrust mit 200 kg Zuggewicht können die Rüstung nicht durchbrechen. Doch selbst, wenn der Kettenpanzer intakt bleibt und der Krieger ein Gambeson darunter trägt, kann er dennoch Hämatome und Rippenbrüche davontragen. Dies ist auch heute bei Schuss-sicheren Westen der Fall. Plattenpanzer und Ganzkörper-Harnische: Als die Feuerwaffen kamen Doch als im 14. Jahrhundert mit der Entwicklung des Schwarzpulvers auch Feuerwaffen aufkamen, hatte das Kettenhemd bald ausgedient. Es folgten Plattenpanzer bzw. Plattenharnische. Diese sollten Hieben und Stichen im Nahkampf, aber auch Feuerwaffen aus der Distanz standhalten. Ein klassischer Plattenharnisch bestand auch Eisenplatten, die durch Lederriemen oder bewegliche Nieten miteinander verbunden waren. Die Materialdicke betrug 1 bis 1,5 mm und die vollständige Rüstung wog zwischen 20 und 30 kg. Plattenrüstung im Nahkampf – Gegen Schwert, Lanze, Mordaxt und Kriegshammer Experimente zeigten, dass qualitative Plattenharnische für jede Art von Hieb- und Stichwaffen buchstäblich undurchdringbar waren. Es gab dennoch Möglichkeiten einen vollgepanzerten Ritter im Harnisch aus der Nähe zu verletzen: Schwachstellen der Rüstung attackieren: z. B. unter den Armen oder zwischen den Beinen. Sehr viel Wucht - Mordaxt bzw. Kriegshammer: enorme stumpfe Gewalteinwirkung erzeugen, die zu Gehirnerschütterung, inneren Blutungen und Knochenbrüchen führt, ohne die Rüstung selbst durchbrechen zu müssen. Plattenrüstung aus der Distanz – Gegen Donnerbüchse und Arkebuse Zu den ersten Feuerwaffen ab dem 14. Jahrhundert gehörte das Handrohr – auch Handbüchse, Donnerbüchse oder Feuerlanze genannt. Hierbei handelte es sich um bis zu 60 cm lange Bronze- bzw. Eisenrohre, die zur besseren Handhabung auf Holzstangen montiert wurden. Sie waren Vorderlader und zündeten mithilfe einer Lunte. Das „Nachfolgemodell“ war die Arkebuse oder Hakenbüchse, die zwar umgänglicher war, aber immer noch durch eine brennende Lunte auslöste. Zwei Jahrhunderte später brauchte man keine Feuerquelle mehr mit sich herumschleppen, sondern zündete mit einem Steinschloss – einem eingespannten Feuerstein, der auf eine Metallkappe schlug und einen Funken entfachte. Das führte Ende des 16. Jahrhunderts zur Entwicklung der Musketen mit noch mehr Durchschlagskraft und Reichweite. Bereits das Handrohr konnte eine Ritterrüstung aus einer Entfernung von bis 100 Metern durchschlagen. Pro Minute ließ sich damit etwa ein Schuss abgeben. Geladen wurde das Handrohr vornehmlich mit Bleikugeln des Kalibers 35 mm. Und so geschah es, dass irgendwann nur noch der Rumpf mit Eisen gepanzert wurde und eine Rüstung letztendlich nicht mehr sinnvoll erschien. Kein Material war den Feuerwaffen gewachsen und es fand kaum noch Nahkampf statt. Es war das Ende der Männer im „Heavy Metal“ bzw. das Ende der Ritter, wie wir sie aus dem Mittelalter kennen. Fun-Fact! In China benutzte man die Donnerbüchsen noch bis ins 19. Jahrhundert hinein. In den USA wurde noch im Jahr 1861 die Muskete „U.S. Percussion Rufle-Musket“ mit Bajonette auf den Markt gebracht – bis heute eines der meistproduzierten Militärgewehre der USA. Alexander der Große: Leichte Rüstung aus Leinen – geht das? Gehen wir zum Schluss noch einmal in das 4. Jahrhundert vor Christus. Alexander der Große trug – wie unter Makedonen, Griechen und auch später den Römern üblich – eine Rüstung aus Leinen und Flachs. Ohne eine einzige Metallplatte war dieser „Stoff-Panzer“ so sicher, wie eine Schuss-sichere Weste heute. Aber wie funktionierte das? Leider hat keine Leinenrüstung die Zeit überdauert. Sie ist jedoch durch mehrere antike Quellen belegt. Forscher der University of Wisconsin - Green Bay haben den sogenannten „Linothorax“ in einem Projekt nachgebaut und auf seine Widerstandsfähigkeit getestet. „Um was für eine mysteriöse Rüstung es sich beim Linothorax genau gehandelt hat, wissen wir leider nicht. Leinen verrottet ja leicht, und so hat kein Exemplar bis in unsere Zeit überlebt. Wir kennen aus antiken Texten derzeit 25 Beschreibungen von 17 verschiedenen Autoren.“ - Gregory Aldrete, University of Wisconsin - Green Bay Der Leinenpanzer bestand aus unzähligen Schichten Leinenstoff, die eventuell mithilfe eines auf Flachs basierenden Klebers zusammengehalten wurden. Tests haben gezeigt, dass der Linothorax damit gegen Pfeile, Schwerter, Speere und sogar Äxte schützte. „Die verklebten Leinenschichten funktionieren wie eine antike Version von Kevlar - dem Material, aus dem moderne Schuss-sichere Westen gemacht sind. Die Flexibilität des Materials verteilt die Kraft eines aufprallenden Pfeils. Schwerter oder Messer ritzten nur die obersten Schichten an. Wir vermuten aber doch, dass sie heftige blaue Flecken oder gebrochene Rippen verursacht haben.“ - Gregory Aldrete, University of Wisconsin - Green Bay Neben den überschaubaren Produktionskosten, war vor allem das geringe Gewicht ein großer Vorteil der Leinenrüstung. Ein vergleichbarer Brustpanzer aus Bronze hätte rund dreimal so viel gewogen. Außerdem ist Leinenstoff atmungsaktiver. Im Sommer sind diese Textilien also deutlich angenehmer zu tragen als eine konventionelle Rüstung. Mit Bienenwachs, Pinienharz oder Schafsfett imprägniert, bekam der Linothorax zudem noch wasserfeste Eigenschaften. In der Praxis wurde die Leinenrüstung häufig mit Leder oder Metallschuppen bzw. Lamellen erweitert. Wissenswert: „Wie ging ein Ritter in Rüstung eigentlich aufs Klo?“ Buchtipp zum Artikel: „Die Kunst des Krieges“ Offenlegung als Amazon-Partner: Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden. Quellen bzw. weiterführende Links: (1) Ironskin: „FAQ – Kettenhemd Gewicht, Preis, Zeitaufwand“ (2) Spiegel Wissenschaft: „Antiker Leinenpanzer schützt so gut wie Kevlar“ (3) Metropolitan Museum of Art: „Arms and Armor - Common Misconceptions and Frequently Asked Questions“ (4) Planet Wissen: „Rüstung und Ausrüstung der Ritter“ (5) 3p-event.de: „Kettenhemd mit einer Armbrust beschossen“ (6) wissenschaft.de: „Das schwere Los der Ritter“

  • Mittelalter: Wie ging ein Ritter in Rüstung auf die Toilette?

    Wie ging ein schwer gepanzerter Ritter eigentlich aufs Klo? Gab es da einen Trick, wie er die Rüstung „öffnen“ konnte oder machte er einfach in die Hose? Was geschah während der Schlacht? Und gab es im Mittelalter überhaupt so etwas wie öffentliche Toiletten? Dieser Beitrag klärt alle spannenden Fragen. Ritter: Zu schwer gepanzert, um aufs Klo zu gehen? Nun, das ist eine sehr unterhaltsame, aber dennoch ernste Frage. Die Notdurft zu verrichten, dürfte für einen Ritter gar nicht so einfach gewesen sein. Eine Rüstung wog im Durchschnitt zwischen 20 und 30 kg, war aber dennoch beweglich. Ein Ritter konnte in ihr kämpfen, laufen, sich hinsetzen und hinlegen - ja sogar selbstständig auf sein Pferd steigen. Aber wie sieht es mit dem kleinen und großen „Geschäft“ aus? Zum Ende des 14. Jahrhunderts wurde das klassische Kettenhemd zunehmend von Plattenpanzern bzw. Plattenharnischen abgelöst, um sich besser vor den neu aufkommenden Feuerwaffen zu schützen. Die einzelnen Platten wurden durch Lederbänder oder bewegliche Nieten zusammengehalten. Unter der Rüstung trug der Ritter ein Gambeson – ein gepolstertes Unterkleid. Es heißt, dass Ritter ihre Plattenrüstung im Lendenbereich einfach „öffnen“ konnten, um zu urinieren. Ein Ritter in Kettenhemd hätte dieses einfach an der betreffenden Stelle hochschieben können. Die Kleidung unter der Rüstung zu öffnen, ist auch nicht schwierig. Urinieren dürfte also noch am leichtesten zu bewältigen gewesen sein. Doch wie sieht es mit Stuhlgang aus, wenn wirklich der ganze Körper bis zu den Beinen mit Eisenplatten gepanzert war? Wenn es notwendig wurde, bekam ein Ritter eventuell Hilfe von seinem Knappen - falls er einen hatte. Dieser half dem Ritter generell beim An- und Ablegen seiner Rüstung. Es ist also wahrscheinlich, dass ein Knappe seinem Herren auch beim Gang auf die Toilette geholfen hat. Doch es gibt ein weiteres Problem: Wo ist das nächste Klo? Mittelalter: Das Problem mit den öffentlichen Toiletten Im Mittelalter bis in die Neuzeit hinein waren öffentliche Latrinen eher eine Ausnahme – ebenso wie eine funktionierende Kanalisation. Mit dem Ende des Römischen Reiches verschwanden auch die hochgepriesenen Badehäuser (zumindest größtenteils), Aquädukte und Abwassersysteme der Römer. Wer in der Stadt unterwegs war und dringend seine Notdurft verrichten wollte, musste dies irgendwo in einer dunklen Ecke tun und sich dabei möglichst nicht erwischen lassen. Denn für das „Wildpinkeln“ in der Stadt gab es zum Teil hohe Strafen - es war aber trotzdem an der Tagesordnung. Die Nachttöpfe der einzelnen städtischen Haushalte wurden von einem „Fahrdienst“, also einer Pferdekutsche, alle paar Tage bis täglich abgeholt und gesammelt. Der Urin wurde zum Teil an Gerber und Färber weiterverkauft. Auch bei der Salpeterherstellung fand Urin später Verwendung und war damit ein wichtiger Rohstoff. Auf den Burgen kam man immerhin in den Genuss von „Aborterkern“ - einer Art Plumpsklo entlang der Burgmauern in luftiger Höhe. Ab dem 18. Jahrhundert (Frühe Neuzeit) sorgten sogenannte „Abtrittanbieter“ für Unterstützung. Diese trugen einen Eimer mit sich herum und boten gegen etwas Geld eine „mobile Toilette“ in den zum Teil dicht gedrängten Städten an. Während der Schlacht ging es in die Hose Im Kampf hat man wahrscheinlich andere Sorgen, als auf die Toilette zu müssen. Ähnlich geht es heute auch Scharfschützen (Snipern) oder Rennradfahrern der Tour de France. Wenn keine Zeit da ist, macht man sich einfach in die Hose. C'est la vie! Das Fazit: Eine konkrete Antwort auf die Frage, wie ein Ritter auf die Toilette ging, gibt es tatsächlich nicht. Es scheint in dieser Hinsicht nichts Stichhaltiges überliefert zu sein. Daher bleibt vieles am Ende nur Spekulation. Da es sich hier jedoch um ein alltägliches Grundbedürfnis handelt, werden sich die Ritter im Mittelalter wahrscheinlich etwas überlegt haben, um dieses Problem zu lösen. Buchtipp zum Artikel: „Die Kunst des Krieges“ Offenlegung als Amazon-Partner: Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden. Quellen bzw. weiterführende Links: (1) Metropolitan Museum of Art: „Arms and Armor - Common Misconceptions and Frequently Asked Questions“ (2) Tesslof Verlag: „Wie konnten Ritter mit ihrer Rüstung pinkeln?“ (3) wissenschaft.de: „Das schwere Los der Ritter“

  • Mittelalter: Wie schwer war eine Ritterrüstung wirklich?

    Mussten Ritter in Rüstung mit einem Kran auf ihr Pferd gehievt werden, weil sie einfach zu schwer und unbeweglich waren? Wie viel wog ein Kettenhemd oder ein Helm? Die Geschichte des Mittelalters steckt manchmal voller Widersprüche. Dieser Beitrag geht dem Gewicht der Ritterrüstungen auf die Spur und wiegt nach! Kapitel in diesem Beitrag Wie viel wog eine Ritterrüstung? – Die Standardausstattung So schwer wie eine Feuerwehr-Ausrüstung heute Wie unbeweglich waren Ritter in ihrer Rüstung wirklich? Das Turnier – Rüstungen wie Käfige Ritterrüstung – Auf Dauer zu schwer Hitze – Ein unterschätztes Problem der Ritter Der Mythos, dass Ritter so schwer gepanzert waren, dass sie mit einem „Kran“ auf ihre Pferde gesetzt werden mussten, hält sich so hartnäckig, dass er selbst unter Historikern kursiert. Tatsächlich ist diese Geschichte jedoch falsch. Ebenso der Gedanke, dass nur Männer eine Rüstung getragen haben. Doch wie schwer war eine Ritterrüstung wirklich? In der Praxis gab es da große Gewichtsspannen – je nach Epoche, der Art der Rüstung und zusätzlicher Bewaffnung. Aber einmal von vorne: Wie viel wog eine Ritterrüstung? – Die Standardausstattung Hinweis: Unterwäsche, eventuelles Gepäck, andere Waffen sowie Arm- und Beinschutz wurden nicht berücksichtigt. Bei den folgenden Zahlen handelt es sich um Durchschnittswerte, die durchaus variieren können: Gewicht der Rüstung im Durchschnitt Gambeson: 2 kg Kettenhemd: 15 kg Helm bzw. Kettenhaube: 2 – 4 kg (rund 3 kg) Gesamt: 20 kg *Gambeson = ein dickes Kleidungsstück aus Leinen, das mit Wolle oder anderen Stoffen ausgestopft war Oder ab Ende des 14. Jahrhunderts: Vollharnisch/Plattenpanzer inkl. Helm: Gesamt 20 – 30 kg Gewicht der Waffen im Durchschnitt Schwert: 1 – 3 kg (rund 2 kg) Lanze / Speer: 1 – 3 kg (rund 2 kg) Schild: 1 – 3 kg (rund 2 kg) Gesamt: 6 kg Waffen und Rüstungsteile wurden unterschiedlich kombiniert. In der Regel trug jeder Soldat unter seiner Rüstung ein Gambeson, um Stöße abzuschwächen. Im Frühmittelalter genügte darüber ein Kettenhemd und ein Helm bzw. eine Kettenhaube – eventuell anstelle des Kettenhemdes auch ein Lamellenpanzer oder Schuppenpanzer. Im Spätmittelalter wurde das Kettenhemd weitestgehend durch den Plattenharnisch ersetzt. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass eine Ritterrüstung ohne Waffen im Durchschnitt 20 bis 30 kg wog. In einigen Fällen ist von bis zu 40 kg die Rede. So schwer wie eine Feuerwehr-Ausrüstung heute Das Gesamtgewicht einer Ritterrüstung ist damit also nicht schwerer als die eines modernen Feuerwehrmannes mit Sauerstoffflasche. Die Feuerwehr-Ausrüstung wiegt zwischen 25 und 45 kg. Trotzdem sollte man dieses Gewicht nicht unterschätzen. So viel zusätzliche Belastung führt zu einer flacheren, schnelleren Atmung, einer extremen Kreislaufbelastung und damit zu einer deutlich früher eintretenden Erschöpfung. Messungen haben ergeben, dass sich der Sauerstoffverbrauch und Energiebedarf eines Menschen in Rüstung mindestens verdoppelt. Für dieses Experiment wurden Männer in voller Rüstung aufs Laufband gestellt - eine amüsante Vorstellung. Versuchsleiter war Dr. Graham Askew von der University of Leeds - Professor für Biomechanik. Eine gutsitzende Rüstung verteilt ihr Gewicht auf den ganzen Körper. Erst im 17. Jahrhundert (Frühe Neuzeit) wurde die Materialstärke und damit das Gewicht bestimmter Rüstungsteile erhöht, um den Feuerwaffen zu trotzen. Gleichzeitig wurde eine Ganzkörper-Panzerung immer seltener. Man fokussierte sich beim Schutz nur noch auf die wichtigsten Körperstellen – vorwiegend Kopf, Rumpf und Hände. Wie unbeweglich waren Ritter in ihrer Rüstung wirklich? Anders gefragt: Was bringt es einem Ritter, wenn er zwar „gut gesichert“ ist, aber nicht kämpfen kann, weil ihn seine Rüstung zu sehr einschränkt? Es gibt auch immer wieder Geschichten, dass Ritter, die einmal in Rüstung hinfielen, nicht wieder aufstehen konnten – im Grunde ein Todesurteil auf dem Schlachtfeld. Aber stimmt das? Während man sich bei einem Kettenhemd noch vorstellen kann, dass es vergleichsweise viel Bewegungsfreiheit bietet, hört es bei den Plattenpanzern bzw. Plattenharnischen des ausgehenden 14. bis 17. Jahrhunderts anders aus. In dieser Zeit wurde sogar so manches Pferd gepanzert („Rossharnisch“ - wog in etwa so viel, wie ein Ritter-Harnisch: 20 bis 30 kg). Manche Helme („Schaller“) hatten nichts weiter als einen winzigen Schlitz zum Durchgucken. Wie kann man darin kämpfen? Tatsächlich ist so ein Plattenpanzer gar nicht so unbeweglich und steif, wie er aussieht. Er besteht nämlich aus einem Geschirr von Eisenplatten, deren einzelne Elemente frei beweglich sind und durch flexible Nieten oder Lederriemen zusammengehalten werden. Grundsätzlich war trotz Plattenrüstung jede normale Bewegung möglich. Mittelalterliche Illustrationen veranschaulichen, wie Ritter und Knappen in voller Rüstung ohne fremde Hilfe auf ihre Pferde steigen. Moderne Experimente haben gezeigt, dass sogar ein ungeübter Mann in Plattenrüstung wieder aufstehen kann, wenn er hinfällt. Abwechselndes Laufen, Sitzen und Liegen sind motorisch kein Problem. Der bis heute erhaltene Ganzkörper-Harnisch von König Heinrich dem VIII. ist so beweglich, dass selbst die NASA diese Rüstung in den 60ern studierte, um Ideen für die Entwicklung ihrer Weltraumanzüge zu bekommen. Die aktuellen Space Suits wiegen mit Helm und Handschuhen stolze 127 Kilogramm. In der Schwerelosigkeit des Weltalls spüren die Astronauten dieses enorme Gewicht natürlich nicht. (Zum Glück!) Das Turnier – Rüstungen wie Käfige Es gibt allerdings Ausnahmen, was die freie Beweglichkeit angeht. Turnier-Rüstungen wurden für diesen einen ganz bestimmten Zweck konstruiert und sollten nur für absehbare Zeit getragen werden – Gesamtgewicht und Bewegungsfreiheit irrelevant. Hier ging es nicht darum, flexibel auf dem Schlachtfeld zu kämpfen, sondern im Sattel zu bleiben und die Lanze aufrecht zu halten. Deshalb kam es vor, dass die letzten Teile der Turnier-Rüstung erst angelegt wurden, nachdem der Teilnehmer bereits auf seinem Pferd saß. Anders hätte er nicht auf sein Pferd steigen können. Ritterrüstung – Auf Dauer zu schwer Doch selbst wenn die Rüstungen ziemlich beweglich waren, schränkte das zusätzliche Gewicht auf Dauer sehr ein. Eine flachere und schnellere Atmung bzw. ein erhöhter Energie- und Sauerstoffbedarf führen zu einer rascheren Ermüdung. In manchen Schlachten war es tatsächlich ein Vorteil, eine leichtere Rüstung zu tragen. Bei der Schlacht von Azincourt im Jahr 1415 erlitt das zahlenmäßig weit überlegene französische Heer eine vernichtende Niederlage gegen die Engländer. Der Grund: Die Franzosen waren schwer gepanzert – der Untergrund war matschig und uneben. Die leichter ausgestatteten englischen Krieger hatten einen klaren Vorteil, weil sie sich im Gelände viel besser bewegen konnten. Die schwerfälligen und erschöpften französischen Kämpfer waren in dieser Situation ein leichtes Ziel. Hitze – Ein unterschätztes Problem der Ritter Viel gefährlicher als das Gesamtgewicht der Rüstungen, war die Hitzeentwicklung. Metall kann in der Sonne glühend heiß werden. Bei viel Bewegung und hohen Temperaturen kommt es im Inneren schnell zu Hitzestau. In Kombination mit starker Luftfeuchtigkeit ist das für den Kreislauf kaum noch zu ertragen. Das Fazit: Die Ritter im Mittelalter hatten also in der Tat ein schweres Los. Ihr „Heavy Metal“ sollte sie schützen, konnte auf Dauer aber sehr einschränken, wie moderne Experimente gezeigt haben. Trotzdem wog eine Ritterrüstung nicht mehr, als eine heutige Feuerwehr-Ausstattung. Eigentlich kaum zu glauben. Wissenswert: „Wie ging ein Ritter in Rüstung eigentlich aufs Klo?“ Buchtipp zum Artikel: „Die Kunst des Krieges“ Offenlegung als Amazon-Partner: Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden. Quellen bzw. weiterführende Links: (1) Metropolitan Museum of Art: „Arms and Armor - Common Misconceptions and Frequently Asked Questions“ (2) wissenschaft.de: „Das schwere Los der Ritter“ (3) Live Science: „Heavy Metal: Armor Drained Medieval Knights' Energy“ (4) World History Encyclopedia: „The Armour of an English Medieval Knight“

  • Vulkane: Wie schnell fließt Lava?

    Viele Katastrophenfilme zeigen, dass Lava mitunter schneller fließt, als der Mensch laufen kann. Wegrennen zwecklos! Aber stimmt das? Wie schnell kann ein Lavastrom nach einem Vulkanausbruch wirklich werden? Worauf kommt es dabei an? Und wo gibt es die schnellste Lava der Welt? Kein Stress: Lava lässt sich meistens Zeit Im Grunde gilt: Je heißer die Lava und je steiler der Hang, desto schneller fließt sie. Lava kann zwischen 500 und 1.200 Grad Celsius heiß werden und eine Substanz von Sirup (flüssig) bis Erdnussbutter (zäh) besitzen. Im Durchschnitt fließt Lava tatsächlich nur 10 bis 100 Meter pro Stunde, also wirklich nicht schnell. Es gibt Lavaströme, die nur 1 bis 2 Kilometer weit kommen, bevor sie erstarren. Doch es geht auch anders: Bei manchen Vulkanausbrüchen werden hunderte Quadratkilometer mit Lava überzogen. Hawaii: Kein Entkommen vor dem Lavastrom! Obwohl sich Lava meistens nicht hetzen lässt, sollte man einen Vulkan niemals unterschätzen. Die schnellsten Lavaströme kommen auf Hawaii vor, weil die Lava hier sehr heiß und flüssig ist. Der bisherige Rekord liegt bei einer Geschwindigkeit von 64 km/h im Zusammenhang mit einer Hangneigung von 10 bis 25 Grad entlang des Vulkans. So schnell kann ein Mensch nicht laufen. Wissenswert: „Was ist der Unterschied zwischen Lava und Magma?“ Fließgeschwindigkeit: Auf diese 5 Faktoren kommt es bei Lava an Tatsächlich spielen noch weitere Faktoren eine Rolle. Davon hängt die Fließgeschwindigkeit von Lava im Großen und Ganzen ab: 1. Temperatur Je heißer die Lava, desto flüssiger ist sie. Je flüssiger die Lava ist, desto schneller kann sie fließen. 2. Wärmeverlust an der Oberfläche Je schneller die Lava abkühlt, desto langsamer fließt sie. Lava, die Unterwasser an die Erdoberfläche tritt, kühlt sehr schnell ab. Warme Umgebungstemperaturen und ein trockenes Klima sorgen für ein langsames Erstarren des Lavastroms und begünstigen eine schnelle Fließgeschwindigkeit. 3. Hangneigung/Gefälle Je steiler der Berghang des Vulkans, desto schneller kann die Lava fließen. 4. Chemische Zusammensetzung Besonders flüssige und schnell fließende Lava besitzt z. B. weniger Silicate und ist dafür reich an Siliciumoxid. 5. Menge der Lava, die aus dem Vulkan strömt Je mehr Lava aus dem Vulkan strömt, desto stärker ist der „Nachdruck“, mit dem die Lava aus dem Erdboden gedrückt wird. Sie bekommt, was ihre Geschwindigkeit angeht, also etwas Starthilfe. Buchtipp zum Artikel: „Urwelten: Eine Reise durch die ausgestorbenen Ökosysteme der Erdgeschichte“ Offenlegung als Amazon-Partner: Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden. Quellen bzw. weiterführende Links: (1) Oregon State University: „How fast does lava flow?“ (2) ESKP: „Vulkane: Eruptionsprodukte“ (3) USGS: „Volcano Watch - How fast does Hawaiian lava flow?“ (4) wissen.de: „Lava“

  • Vulkane: Wie heiß sind Lava und Magma?

    Lava und Magma sind heiß – so heiß, dass Touristen die Temperaturen bei Vulkan-Spaziergängen immer wieder unterschätzen. Doch wie heiß kann es wirklich werden? Wie nah kann man Lava gefahrlos kommen? Wie lange dauert es, bis sie vollständig abkühlt? Und was ist heißer - Lava oder Magma? Lava und Magma sind geschmolzenes Gestein. Befindet es sich unter der Erde, heißt es Magma. Kommt das geschmolzene Gestein an die Erdoberfläche, nennt man es Lava – hier beginnt es langsam abzukühlen. Doch was ist heißer, Lava oder Magma? Tatsächlich kommt es auf unterschiedliche Faktoren an. Außerdem variieren die Angaben je nach Untersuchung. Wie heiß wird Magma? Beginnen wir mit dem Magma: Es gibt unterschiedliche Magmen – je nach chemischer Zusammensetzung. Manchmal ist sie flüssiger (wie Sirup) oder zäh (wie Erdnussbutter), manchmal heißer oder kälter. Das mitunter heißeste Magma befindet sich auf (bzw. „unter“) Hawaii. Dieses enthält etwa 47 bis 63 Prozent Siliciumoxid, was in hoher Konzentration auch in Glas und Quarz vorkommt. Diese sogenannte „mafische Magma“ ist vergleichsweise flüssig und erreicht Temperaturen zwischen 980 und 1.200 Grad Celsius. In den Tiefen unseres Erdmantels gibt es vereinzelt sogar noch Stellen, in denen das Magma mindestens 1.600 Grad Celsius heiß wird und seit 2,5 Milliarden Jahren kaum abgekühlt ist - obwohl die Erde im Verlauf der Zeit langsam immer kälter wurde. Dieses „Urzeit-Magma“ ist laut Forschern noch genauso heiß, wie in der Frühzeit unseres Planeten. Es gibt jedoch auch deutlich „kälteres“ Magma. Wenn zum Beispiel mehr Silikate im flüssigen Gestein vorhanden sind, wird es zäher und kälter – in diesem Fall zwischen 600 und 900 Grad Celsius. Wie heiß wird Lava? Tritt das zuvor im Erdinneren eingeschlossene Magma an die Oberfläche, beginnen Gase zu entweichen, weshalb sich Magma und Lava auch chemisch voneinander unterscheiden. Obwohl Lava an die „kühlere“ Erdoberfläche tritt, ist sie nicht automatisch weniger heiß. Die durchschnittliche Lava-Temperatur liegt zwischen 500 und 1.200 Grad Celsius. Die Temperatur hängt ebenfalls von der chemischen Zusammensetzung ab. Auch optisch gibt es Unterschiede. Gelbe bzw. orange Lava wird bis zu 1.200 Grad Celsius heiß – strahlt dafür aber weniger Hitze ab. Rote Lava erreicht Temperaturen von 500 bis 900 Grad Celsius – dafür ist die Abstrahlwärme umso höher. Die Umgebungsluft der roten Lava wird buchstäblich zum Backofen, was von Vulkan-Touristen immer wieder unterschätzt wird. Wie lange braucht Lava, um vollständig abzukühlen? Einmal an der Erdoberfläche ausgetreten, kühlt Lava langsam ab. Innerhalb von Sekunden kann sich die Lava bereits verdunkeln – also eine dünne Kruste bilden. Wie lange der Prozess dauert, bis das geschmolzene Gestein wieder vollständig fest wird, hängt von der Umgebung ab. Es kann Wochen, aber auch Monate dauern. Tritt Lava Unterwasser an die Oberfläche, geht es deutlich schneller. Je nachdem, wo Lava austritt und wie schnell sie abkühlt, bildet sie unterschiedliche Gebilde an der Oberfläche. Unterwasser kühlt die Lava so schnell ab, dass „Klumpen“ oder „Kissen“ entstehen. Man nennt sie deshalb auch Kissenlava. Kühlt die Lava hingegen langsamer ab, beginnt sie „Fäden“ zu ziehen. Diese Lava heißt Stricklava bzw. „Pahoehoe-Lava“. Wie nah kann man Lava kommen, ohne verletzt zu werden? Hier spielen zwei Faktoren eine Rolle: (1) die Art der Lava (2) und inwieweit sie bereits abgekühlt ist. Aufgrund der hohen Temperaturen muss ein Objekt die Lava nicht direkt berühren, um in Brand zu geraten. Es kann bereits vorher Feuer fangen, weil die Luft um die Lava herum so heiß ist, dass alles in der direkten Umgebung „gebacken“ bzw. verbrannt wird. Wie nah kann man der Lava also kommen, ohne verletzt zu werden? Natürlich spürt man die enorme Hitze intuitiv schon früh genug und kommt im Normalfall gar nicht erst so dicht, dass es gefährlich wird. Man sollte die hohen Temperaturen jedoch nicht unterschätzen. Forscher treten manchmal nur in speziellen hitzebeständigen Anzügen ganz nah an die Lava heran, um beispielsweise Proben des geschmolzenen Gesteins zu entnehmen. Vulkan-Touristen berichten, dass die Hitze zum Teil bereits 200 bis 400 Meter von der Lava entfernt spürbar war. Hubschrauberflüge über Lavaströme oder mit Lava gefüllte Vulkankrater müssen gut durchdacht sein, da Hitze vor allem nach oben entweicht. Direkt nach einem Vulkanausbruch (also wenn die Lava „frisch“ ist) kommt es immer wieder vor, dass Bäume bereits mehrere Meter vor dem direkten Kontakt anfangen zu brennen. Es gibt jedoch auch Lava, die schon so abgekühlt ist, dass man ohne Weiteres direkt neben ihr stehen kann. Dann werden Touristen manchmal übermütig: Eine weitere unterschätze Gefahr, sind die bereits erwähnten austretenden Gase. Diese sind in zu hohen Konzentrationen giftig. Von Touristen hört man deshalb regelmäßig, dass Lava „stinke“. Hier folgen ein paar Eindrücke vom Vulkanausbruch Fagradalsfjall auf Island im Jahr 2021: „Es ist einfach atemberaubend. Die Lava stinkt zwar sehr, hat aber eine schöne orange Farbe, die viel kräftiger ist als ich dachte.“ Úlvar Kári Jóhannsson, Studentin auf Island „Mich hat vor allem die Temperatur erstaunt. Wenn man näher an die Lava herankam, wird es 10 bis 15 Grad wärmer und man kriegt ein ganz rotes Gesicht.“ - Émilie Saint-Mleux, französische Austauschstudentin Ebenfalls gefährlich ist Lava, die noch nicht vollständig ausgekühlt ist. Lavafelder können oben bereits festeres Gestein gebildet haben, aber im Inneren noch glühen. Bei touristisch erschlossenen Vulkanen gibt es an dieser Stelle Warnschilder, die auf noch heiße Lavafelder hinweisen. Hier herrscht: Betreten verboten! Auch interessant für dich: „Vulkane: Wie schnell fließt Lava?“ Buchtipp zum Artikel: „Urwelten: Eine Reise durch die ausgestorbenen Ökosysteme der Erdgeschichte“ Offenlegung als Amazon-Partner: Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden. Quellen bzw. weiterführende Links? (1) Scinexx: „Höllenfeuer: Die heißeste Lava der Welt“ (2) Focus: „Wie heiß ist Lava? Einfach erklärt“ (3) Oregon State University: „How close can I get to lava and will it hurt or kill me?“ (4) wissen.de: „Lava“

  • Vulkane: Was ist der Unterschied zwischen Lava und Magma?

    Diese beiden Begriffe werden immer wieder durcheinandergebracht. Was ist der Unterschied zwischen Lava und Magma? Was ist heißer? Sind sie in ihren Bestandteilen überall auf der Welt identisch? Gibt es verschiedene Arten von Lava und Magma? Im Grunde ist es ganz einfach: Lava und Magma sind geschmolzenes Gestein. Unter der Erde nennt man es Magma. Tritt es an die Erdoberfläche (Vulkanausbruch), nennt man es Lava. Das Magma sammelt sich in unterirdischen Hohlräumen im Erdinneren. Wenn der Druck steigt, fließt es nach oben und gelangt – manchmal mit einem „Knall“ – ans Tageslicht. Einmal an der Erdoberfläche angekommen, treten Gase (z. B. Kohlendioxid) aus der Lava aus. Vulkan-Touristen beschreiben deshalb immer wieder, dass Lava „stinke“. Magma enthält häufig mehr Eisen und Magnesium – Lava dafür mehr Kalzium, Kalium und Natrium. Gibt es verschiedene Arten von Lava und Magma? Abhängig von der chemischen Zusammensetzung des geschmolzenen Gesteins bzw. der Art, wie und wo es austritt, ergeben sich weitere Unterschiede. Im Grunde sind Lava und Magma an vielen Orten der Welt etwas anders, was ihre Temperatur, Fließgeschwindigkeit, Konsistenz und sogar Farbe anbetrifft. Mafische Magma Standort: Hawaii Sehr heiße Magma! Temperatur: bis zu 1.200 Grad Celsius Reich an Magnesium und Eisen Sehr flüssig Schnelle Fließgeschwindigkeit Mantelplumes / „Urzeit-Magma“ Heißeste Magma der Welt! Mindestens 1.600 Grad Celsius Reich an Aluminium und Chrom Standort: Plumes reichen vereinzelt bis in den Tiefen des Erdmantels Diese Magma ist seit der Frühzeit unseres Planeten vor 2,5 Milliarden Jahren kaum abgekühlt Rhyolitische Lava (Schmelze) Temperatur: rund 600 bis 800 Grad Celsius Reich an Silicaten Sehr zäh Langsame Fließgeschwindigkeit Pahoehoe-Lava / Stricklava Entsteht, wenn sehr dünnflüssige Lava langsam abkühlt An der Oberfläche bildet sich eine faltige Haut mit fadenartigen Strukturen Darunter fließt die Lava weiter „Pahoehoe“ – polynesisch für „strick-/seilartig“ Kissenlava Lava, die schnell abkühlt (z. B. Unterwasser) Bildet Klumpen oder Kissen Brockenlava Sieht aus wie gepflügter Ackerboden Bildet beim Abkühlen dicke Krusten Durch Bewegung entstehen raue und scharfkantige Blöcke und Schollen Gelbe / Orange Lava Temperatur: rund 1.100 Grad Celsius Strahlt weniger Hitze ab Rote Lava Temperatur: „nur“ rund 600-900 Grad Celsius Strahlt sehr viel Hitze ab (unterschätzte Gefahr für Touristen) Blaue Lava Standort: Vulkan Kawah Ijen, Java (Indonesien) Keine „richtige“ Lava Flüssiger brennender Schwefel (brennt blau) Erfahre hier mehr über „blaue Lava“ Buchtipp zum Artikel: „Urwelten: Eine Reise durch die ausgestorbenen Ökosysteme der Erdgeschichte“ Offenlegung als Amazon-Partner: Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden. Quellen bzw. weiterführende Links: (1) National Geographic: „Was ist der Unterschied zwischen Magma und Lava?“ (2) Spektrum: „Superheiße Lava aus der Jugend des Planeten“ (3) futura-sciences.com: „Was ist der Unterschied zwischen Magma und Lava?“ (4) steine-und-minerale.de: „Der Unterschied zwischen Magma und Lava“

  • Vulkane: Was ist blaue Lava und wie entsteht sie?

    Dieses Naturschauspiel ist einzigartig in der Welt. Der Vulkan Kawah Ijen auf der indonesischen Insel Java spuckt blaue Lava. Was genau steckt dahinter? Die Geheimzutat lautet: Schwefel. Die Natur birgt immer noch so manches Mysterium. Der Vulkan Kawah Ijen auf der indonesischen Insel Java, unweit des Touristen-Hotspots Bali, ist eines davon! Es sieht so aus, als würde der Vulkan blaue Lava spucken. Doch tatsächlich handelt es sich hier nicht um einen Lavastrom, sondern um über 500 Grad Celsius heißen Schwefel. Dieser tritt an der Erdoberfläche aus und entzündet sich beim Kontakt mit Sauerstoff, wenn der Untergrund mindestens 240 Grad Celsius heiß ist. Die Besonderheit: Schwefel brennt mit blauer Flamme. Kawah Ijen: Blaue Lavaströme in der Nacht Doch das blaue Feuer des Schwefels ist tagsüber unsichtbar. Man sieht es also nur bei Nacht. Die blauen Flammen können bis zu fünf Meter hoch schlagen - doch es bleibt nicht nur bei Flammen! Ein Teil des brennenden gasförmigen Schwefels kondensiert und wird flüssig. Dann fließt er tatsächlich wie echte Lava den Hang des Vulkans hinab. In der Dunkelheit sind diese brennenden Flüsse aus „blauer Lava“ ein erstaunlicher Anblick. Der leuchtende Schwefel bahnt sich seinen Weg durch das Gestein und mündet in den größten Säure-See der Welt. Im Vulkan-Krater: Ein See, ätzender als Batteriesäure Dieses außergewöhnliche Gewässer hat einen Durchmesser von rund 900 Metern und ist bis zu 200 Meter tief. Man nennt diesen See im Krater des Vulkans auch „das größte Säurefass der Welt“. Er besteht aus einer Mischung aus Wasser und Schwefelsäure und lockt mit einer malerischen türkisfarbenen Oberfläche. Auch wenn der See paradiesisch aussieht - baden sollte man darin nicht! Das Wasser besitzt eine Temperatur von 45 Grad Celsius. Der pH-Wert liegt unter 1 und ist damit saurer als Batteriesäure. Außerdem sind die dichten Nebelschwaden aus Schwefelwasserstoff, die an den Kraterhängen um den See austreten, sehr heiß und giftig. Sie können Haut und Augen stark reizen und zu Verbrennungen führen. Kawah Ijen: Eines der reinsten Schwefelvorkommen der Welt - zu welchem Preis? Der Schwefel des Kawah Ijen auf Java gilt als einer der reinsten auf der ganzen Welt. Neben Schwefel gibt es auch noch Alaun- und Gipsvorkommen in diesem Vulkangebiet. Abgebaut wird der Schwefel allerdings unter körperlicher Schwerstarbeit, indem Minenarbeiter den abgeschlagenen Schwefel in bis zu 80 Kilogramm schweren Körben auf dem Rücken kilometerweit tragen und abtransportieren. Große Baumaschinen können nämlich nicht in dieses unwegsame Gelände vordringen. Zuvor wird das flüchtige Schwefelgas durch Rohre geleitet und mit Wasser abgekühlt. Dadurch wird es zunächst flüssig und danach fest. Erst so lässt sich der Schwefel überhaupt abbauen. „Feuerwehrmänner“ besprühen die heißen Rohre ununterbrochen mit Wasser, damit sich der Schwefel nicht entzündet und erstarren kann. Täglich werden so bis zu 15 Tonnen Schwefel weggebracht – häufig ohne Atemmaske und bei großer Hitze. Jeder Minenarbeiter bekommt pro Tag umgerechnet nur etwa 10 Euro und verdient damit auf der indonesischen Insel immer noch rund dreimal so viel wie ein Reisbauer. Der reine Schwefel ist äußerst kostbar und kommt zum Beispiel in der Pharma- und Stahlindustrie zum Einsatz. Buchtipp zum Artikel: „Urwelten: Eine Reise durch die ausgestorbenen Ökosysteme der Erdgeschichte“ Offenlegung als Amazon-Partner: Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden. Quellen bzw. weiterführende Links (1) Forschung und Wissen: „Die "blaue Lava" vom Vulkan Kawah Ijen in Indonesien“ (2) ZDF: „Gibt es blaue Lava?“ (3) PM Wissen: „Wie gefährlich ist "Blaue Lava"?“

  • Warum werden Weiße Haie nicht in Zoo-Aquarien gehalten? | Tod in Gefangenschaft

    Hast du dich schon mal gefragt, warum du eigentlich niemals einen Weißen Hai in Zoo-Aquarien oder Meeresmuseen siehst? Der Grund dafür ist, dass Weiße Haie nur wenige Tage in Gefangenschaft überleben. Alle Versuche, diese großen Meeresräuber in Wasserbecken zu halten, schlugen fehl. Doch warum sterben Weiße Haie nach so kurzer Zeit? Weiße Haie sterben bereits nach wenigen Tagen in Gefangenschaft In Aquarien kann man heutzutage fast alles bestaunen: eine unendliche Vielzahl an Fischarten, Pflanzen und Schildkröten. Ja, sogar Walhaie, Belugas und Mantarochen gibt es in riesigen Salzwasser-Becken. Doch Weiße Haie wird man dort nie finden. Warum eigentlich? Seit den 50er Jahren wurde insgesamt 37-mal versucht Weiße Haie in Aquarien zu halten, da diese mit Sicherheit große Publikumsmagneten wären. Aber es hat kein einziges Mal funktioniert. Zuletzt versuchte das japanische Okinawa-Churaumi-Aquarium einen 3,5 Meter langen Weißen Hai zu beherbergen. Doch dieser starb bereits nach drei Tagen, obwohl es sich hier in Japan um das zweitgrößte Aquarium der Welt handelte. Dem Hai nützte das alles wenig. Er wurde immer schwächer, sank zu Boden und verweigerte jegliche Nahrung. Trotz der Verlegung in ein anderes Becken und zusätzlicher Sauerstoffzufuhr, starb der Haifisch. So ähnlich endete bisher fast jeder Versuch einen Weißen Hai „gefangen zu halten“. Das Tier verendete innerhalb weniger Tage oder Wochen. Den „Rekord“ hält das kalifornische Monterey Bay Aquarium. Hier überlebte ein Weibchen 198 Tage lang, bis sie anfing andere Fische des Aquariums zu jagen und zu töten. Sie selbst war noch ein Jungtier von nicht einmal zwei Metern Länge. Am Ende konnte die Hai-Dame freigelassen werden, weil sie für andere Tiere zur Gefahr wurde. In der freien Wildbahn erreichen Weiße Haie ein Alter von bis zu 70 Jahren und zählen damit zu den langlebigsten Knorpelfischen. Woher stammen die Weißen Haie für Aquarien? Tatsächlich wurden für die bisherigen Versuche nicht gezielt ausgewachsene Tiere gefangen, um sie dann in Aquarien einzusetzen. Es handelte sich in der Regel um junge Weiße Haie, die als Beifang in Fischernetzen landeten und zum Teil sogar verletzt waren. Sind Weiße Haie „zu groß“ für Zoo-Aquarien? Der Weiße Hai hat eine Durchschnittslänge von vier Metern. Es wurden bereits Exemplare mit einer Größe von sieben Metern beobachtet. Damit zählen Weiße Haie zu den größten Haifisch-Arten. Doch ihre enorme Körperlänge scheint nicht der primäre Grund dafür zu sein, dass sie in Aquarien sterben. Orcas, die mehr als neun Meter lang werden, können zum Beispiel in Gefangenschaft überleben und werden immer noch in Tiershows präsentiert. Das Fressverhalten der Weißen Haie macht Probleme Viele Forscher sehen die Ernährung als einen Hauptgrund für das Verenden von in Gefangenschaft lebenden Weißen Haien. Diese Tiere haben einen unermesslichen Jagdtrieb. Sie kommen tatsächlich in allen Weltmeeren vor und passen ihre Nahrung dementsprechend an. Von Quallen, Krebsen und Tintenfischen bis zu anderen Haien und Meeressäugetieren wie Robben und Delfinen landet alles zwischen den Zähnen des Weißen Hais. In Aquarien werden Haie jedoch mit toten Tieren gefüttert, um die Fütterung so einfach wie möglich zu gestalten und den Besuchern schreckliche Bilder zu ersparen. Welches Kind möchte schon gerne sehen, wie eine süße Robbe von einem riesigen Hai getötet und gefressen wird? Doch genau hier scheint das Problem zu liegen. Weiße Haie können auch Aas fressen, aber sie werden immer Jäger bleiben. Deshalb treten Weiße Haie meist nach einiger Zeit der Gefangenschaft in den „Hungerstreik“ und fressen zu wenig. Auf der anderen Seite können sie für alle anderen (lebenden!) Aquarium-Bewohner auch zur Gefahr werden. „Es kann vorkommen, dass andere Arten, auch andere Hai-Arten, die eigentlich zu der Ausstellung des Aquariums gehören, von Weißen Haien gefressen werden. Die meisten der über 500 Hai-Arten werden nicht einmal einen Meter lang und sind daher auch für junge Weiße Haie potenzielle Beute.“ - Dr. Manuel Dureuil, Hai-Forscher an der Dalhousie-Universität, Kanada Wanderlust: Weiße Haie brauchen endlose Weiten Die Körpergröße der Tiere ist zwar nicht ausschlaggebend, aber die Einschränkung eines Beckens bereitet ihnen dennoch Schwierigkeiten. Damit Weiße Haie genug Sauerstoff aufnehmen können, müssen sie sich permanent mit offenem Mund fortbewegen, sodass ständig Wasser durch ihre Kiemen strömt. Sie müssen also immer in Bewegung sein. Sogar im Schlaf schwimmen sie einfach im endlosen Blau weiter. In der scheinbaren Unendlichkeit der Ozeane legen die Räuber enorme Strecken zurück – 4.000 Kilometer pro Monat sind absoluter Standard. Kein Aquarium der Welt kann ihnen diese Freiheit bieten und der Wanderlust der Weißen Haien gerecht werden. Weiße Haie in Gefangenschaft „verlieren den Verstand“ Weiße Haie nehmen ihre Umgebung mit einem sehr empfindlichen sensorischen System wahr – den „Lorenzinischen Ampullen“. Hierbei handelt es sich um Hohlräume am Kopf der Tiere, in denen sich Nervenzellen befinden. Diese reagieren auf elektrische Felder. So können sich die Haie in ihrer Umgebung orientieren und Beute finden. Forscher vermuten jedoch, dass technisches Equipment und die Glasscheiben der Aquarien Weiße Haie verwirren und sogar komplett orientierungslos machen können. Buchtipp zum Artikel: „Wenn Haie leuchten: Eine Reise in die geheimnisvolle Welt der Meeresforschung“ Auch andere Haie-Arten können nicht in Aquarien überleben Der Weiße Hai ist wohl das prominenteste Beispiel für freiheitsliebende Haifische. Doch es gibt auch andere Hai-Arten, die in Gefangenschaft verenden – wahrscheinlich aus denselben Gründen. „Auch andere Haie, wie zum Beispiel der Makohai oder der über 400 Jahre alt werdende Grönlandhai, können nicht in Aquarien gehalten werden.“ - Dr. Manuel Dureuil Tierschützer hoffen also, dass es keine weiteren Versuche geben wird, Weiße Haie in Zoo-Aquarien zu halten, weil es schlichtweg keine Erfolgschancen gibt. Auch das Gefangenhalten von Delfinen und Orcas im Zusammenhang mit Tiershows nimmt seit Jahren ab. Es hat ein Umdenken in der Gesellschaft stattgefunden. Offenlegung als Amazon-Partner: Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden. Quellen bzw. weiterführende Links: (1) Spiegel Wissenschaft: „Weißer Hai stirbt nach drei Tagen Gefangenschaft“ (2) Spiegel Wissenschaft: „Weißer Hai beißt sich in die Freiheit“ (3) Deutschlandfunk Nova: „Weiße Haie sterben in Gefangenschaft“ (4) The Weather Channel: „Weiße Haie sieht man nie in Aquarien: Und das ist der Grund“ (5) n-tv: „Warum sterben Weiße Haie in Aquarien?“

  • Wonach riecht der Weltraum? Der Duft des Universums

    Hast du dich schon mal gefragt, wie es im Weltall riecht? Astronauten der NASA und ESA haben versucht den Geruch des Weltraums zu beschreiben – was gar nicht so einfach ist! Doch woher wissen sie das? Wie kann man im Vakuum des leeren Raumes überhaupt riechen? Und riecht es überall im Weltall gleich? Dieser Beitrag geht dem Duft des Universums auf die Spur. Woher kann man überhaupt wissen, wie das Weltall riecht? Das ist eine sehr gute Frage! Obwohl es bereits zahlreiche Weltraummissionen gab und über 230 Astronauten zur ISS reisten, wissen wir vergleichsweise wenig über die Weiten des Universums. Aber über den Geruch des Weltalls können wir einiges sagen. Doch wie konnten Astronauten am Weltraum „riechen“? Sie leben hermetisch abgeriegelt vom luftleeren Vakuum, das sich außerhalb ihrer Kapseln befindet. Außerdem können sie nicht einfach ihren Raumanzug während eines Weltraumspaziergangs öffnen. Sie würden aus verschiedenen Gründen sterben. Die Astronauten der NASA und ESA können aber an ihren Raumanzügen riechen, nachdem sie „draußen“ gewesen sind. Auch Raumkapseln, die an der ISS andocken, bringen den Geruch des Weltraums mit. Wenn dann die Luken aufgehen, riecht man die äußere Hülle, die gerade noch im All war. Verbranntes Steak und Himbeeren? Wonach riecht das Weltall? Die Astronautin Peggy Whitson, die einige Zeit auf der ISS verbrachte, beschrieb den Geruch des Weltraums folgendermaßen: „Es ist ein Geruch, wie man ihn riecht, kurz nachdem eine Pistole abgefeuert wurde. Es ist ein fast bitterer Geruch mit einer rauchigen, verbrannten Note.“ - Peggy Whitson Der deutsche ESA-Astronaut Matthias Maurer schilderte den Geruch ähnlich, aber etwas „romantischer“: „Wenn wir dann die Luken öffnen, riecht man die Oberfläche, die noch vor wenigen Minuten im freien Weltraum war. Es riecht ein wenig wie Wunderkerzen an Weihnachten.“ - Matthias Maurer über Raumsonden, die an der ISS andocken Andere Astronauten, darunter Chris Hadfield, Anousheh Ansari, Charlie Duke und Greg Chamitoff beschrieben den Duft auch als eine Zusammensetzung aus Schießpulver, verbranntem Steak oder Mandelkeksen, Himbeeren, Schwefel und Rum. Der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst bezeichnete den Geruch als Mischung aus Walnuss und Motorrad-Bremsbelägen. Buzz Aldrin von der Apollo 11 – der ersten bemannten Raumfahrtmission mit Mondlandung – schrieb in seinem Buch „Magnificent Desolation: The Long Journey Home from the Moon“ über den Geruch des Mondstaubes: „Er hatte eine sandige, kohleartige Textur und einen beißenden metallischen Geruch, so etwas wie Schießpulver oder der Geruch, der in der Luft liegt, nachdem man ein Feuerwerk abgefeuert hat. Neil beschrieb den Geruch als 'nasse Asche.'“ - Buzz Aldrin Woher kommen diese verschiedenen Gerüche im Weltall? Dass es im Weltraum nach Verbranntem riecht, klingt erstmal einleuchtend. Dieser Umstand ist auf sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) zurückzuführen, die auf der Erde in Öl, Kohle und verbrannten organischen Substanzen vorkommen. Aber wie entstehen Gerüche wie „Himbeere“ oder „Rum“? Wieso riecht es im Vakuum plötzlich fruchtig? Im Weltall „schwirren“ tatsächlich Ester (Aroma-Moleküle) herum. Ester werden auf der Erde als Aromastoffe verwendet. In der Molekülwolke „Sagittarius B“ – in der Nähe des Zentrums unserer Milchstraße – kommen zum Beispiel sogenannte Ameisensäure-Ethylester vor, welche von Lebensmittelchemikern zur Herstellung von Fruchtaromen benutzt werden. Auf diese Weise können eine Vielzahl an Gerüchen und Geschmacksrichtungen entstehen, ohne dass tatsächlich echte Himbeeren oder Rum vorhanden sind. Ein stinkender Komet Doch nicht alles im Weltraum duftet nach Steak oder Himbeeren. Der Komet 67P/C-G ist nichts für schwache Nasen. Auf diesem Kometen konnte erstmals eine Raumsonde landen und sogar ein paar Proben mitnehmen, die „versehentlich“ auf der Sonde selbst haftengeblieben waren. Über den Geruch des Kometen schrieb die ESA: „Wenn du ihn riechen könntest, würdest du dir wahrscheinlich wünschen, du könntest es nicht.“ Kathrin Altwegg, eine Schweizer Astrophysikerin, berichtet, der Komet rieche nach faulen Eiern (Schwefelwasserstoff) und Pferdestall (Ammoniak). Außerdem gäbe es noch bittere, mandelähnliche (Cyanwasserstoff), alkoholische (Methanol) und essigartige Noten (Schwefeldioxid). Jupiter und Saturn riechen nach Knoblauch Doch mit den miesen Gerüchen geht es noch weiter. Da es auf den Planeten Venus, Mars und Uranus ebenfalls eine hohe Schwefelkonzentration gibt, riecht es dort wahrscheinlich genauso nach faulen Eiern. Auf Jupiter und Saturn duftet es möglicherweise nach Knoblauch. Schuld daran sind Phosphor bzw. Monophosphan in der Atmosphäre. Monophosphan ist allerdings ein starkes Nervengift, welches bei uns Menschen sogar zu Koma führen kann. NASA entwickelt eigenes Parfüm „Eau de Space“ Im Jahr 2008 hat die NASA in Zusammenarbeit mit dem Parfümeur Steve Pearce einen Duft herausgebracht, der nach dem Weltraum riechen soll - in diesem Fall rauchig und fruchtig - ursprünglich, um Astronauten zu trainieren. Letztendlich kam der Duft bei der NASA jedoch kaum zum Einsatz. Nach einer Crowdfunding-Kampagne, bei der rund 40.000 US-Dollar zusammenkamen, wurde das Parfüm stattdessen auf den freien Markt gebracht. Nun kann jeder das Eau de Space für insgesamt $49.00 pro Fläschen kaufen. Das Angebot richtet sich vor allem an Lehrer und Wissenschaftler, aber natürlich auch an alle Neugierigen. Die Entwicklung des Unisex-Parfüms dauerte insgesamt vier Jahre. Es gab zu Beginn etwas Streit um das „Urheberrecht“ auf den Geruch des Weltraums, da die NASA die Geruchsformel als eine Art „Geheimnis“ betrachtete. Nach dem „Freedom of Information Act“ gelangte die sonderbare Rezeptur jedoch in den USA an die Öffentlichkeit. Mit jeder verkauften Flasche Eau de Space, geht eine Spende an das US-amerikanische Bildungsprogramm „K-12“, das kostenlose Online-Kurse in naturwissenschaftlichen Fächern bereitstellt, um Bildung für alle zugänglich zu machen und mehr Chancengleichheit zu ermöglichen. Das Fazit – Wonach riecht der Weltraum? Der Geruch des Weltalls ist sehr subjektiv und nicht überall gleich. Aufgrund von „umherfliegenden“ Aroma-Molekülen kann es im Kosmos sogar fruchtig riechen. Allerdings bewirken Schwefel und andere übelriechende Substanzen auf Kometen und fernen Planeten manchmal genau das Gegenteil. Die häufigste Aussage von Astronauten lautet, dass der Weltraum nach Schießpulver und Metall riecht. Dieser Beitrag könnte dich ebenfalls interessieren: „Im Weltall ohne Raumanzug: Was passiert mit deinem Körper im Vakuum? - In 4 Schritten“ Buchtipp zum Artikel: Stephen Hawkings „Kurze Antworten auf große Fragen“ Offenlegung als Amazon-Partner: Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden. Quellen bzw. weiterführende Links: (1) GEO: „Astronaut Matthias Maurer: Weltall riecht nach Wunderkerze“ (2) Spiegel Wissenschaft: „Zentrum der Milchstraße schmeckt nach Himbeere“ (3) Focus: „Riecht wie Weltall: Nasa entwickelt Parfum für Astronauten“ (4) futurezone: „Wie riecht der Weltraum?“ (5) ESA Blog: „The perfume of 67P/C-G“ (6) t3n.de: „Wie riecht der Weltraum – US-Astronautinnen beschreiben den All-Geruch“

  • Bücherverbrennung: Diese 20 Bücher wurden 1933 von den Nazis verboten & verbrannt

    Im Dritten Reich gab es mindestens 102 bekannte Bücherverbrennungen in mehr als 90 deutschen Städten. Zwischen März und Oktober 1933 verbrannten die Nazis sämtliche Literatur, die nicht dem nationalsozialistischen Weltbild entsprach. Welche Werke wurden verbrannt? Und wer waren die Täter? Vorgeschichte zur Bücherverbrennung: Von Studenten geplant! Von April bis Mai 1933 gab es eine vier Wochen andauernde öffentliche Kampagne in zahlreichen deutschen Hochschulstädten wie Berlin, München, Marburg, Göttingen, Braunschweig, Hannover, Würzburg und Kiel. Sie begann am 13. April, als die Deutsche Studentenschaft weiße Plakate mit zwölf Thesen anschlug. Die Studenten verkündeten klar und deutlich: „Wir fordern die Auslese von Studenten und Professoren nach der Sicherheit des Denkens im deutschen Geiste.“ Es waren also Studenten, die diese Bücherverbrennungen „wider den undeutschen Geist“ ins Leben gerufen haben. Es folgten der sogenannte „Juden-Boykott“ und ein Rundschreiben der Deutschen Studentenschaft, in dem u. a. Hochschullehrer und Professoren mit jüdischem oder kommunistischem Hintergrund identifiziert werden sollten. Mithilfe von Bibliothekaren, Buchhändlern und lokalen „Kampfbünden“ erstellten die Studenten sogenannte „schwarze Listen“, auf denen „undeutsche“ Werke zusammengetragen wurden. An manchen Hochschulen stellten sie diese Bücher an „Schandpfählen“ zur Schau. Die Studenten sammelten entsprechende Literatur aus Bibliotheken, Buchhandlungen und Privathaushalten, um sie in einem „feierlichen Akt“ in der Nähe von Hochschulen und Universitäten zu verbrennen. Als Höhepunkt galt der 10. Mai, an dem Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, der selbst bei einer Bücherverbrennung anwesend war, feierlich verkündete, das „Zeitalter eines überspitzten jüdischen Intellektualismus“ sei beendet. Die (vor allem jungen!) Leute sammelten ganze Wagen voller Bücher, um sie zu verbrennen. Allein in Berlin sollen über 20.000 Exemplare zusammengekommen sein. Rund 70.000 Menschen seien an jenem Tag in Berlin rund um den Bebelplatz (damals Opernplatz) versammelt gewesen – Studenten, Professoren, Verbände der SA, SS und Hitlerjugend (HJ). Der Autor Erich Kästner, dessen eigene Werke selbst Opfer der Flammen wurden, wagte sich an einen Scheiterhaufen und schrieb dazu: „Ich stand vor der Universität eingekeilt zwischen Studenten in SA-Uniform, sah unsere Bücher in die zuckenden Flammen fliegen und hörte die schmalzigen Tiraden des kleinen abgefeimten Lügners. Begräbniswetter hing über der Stadt. (...) Es war widerlich.“ Auch nach dem 10. Mai sollten noch viele Bücher brennen – vornehmlich auf Schulhöfen, häufig organisiert durch die Hitlerjugend. Es heißt, dass Schüler sogar eine Stunde vom Unterricht befreit wurden, um dieser „Feier“ beizuwohnen. Es folgen Bücherverbrennungen für „Deutsche Geistigkeit und Kultur“, „Kampfwochen gegen Schmutz und Schund“ und „kulturelle Kampfwochen“ in vielen Orten wie Essen, Bad Kreuznach, Greifswald, Baden, Karlsruhe, Offenburg, Pforzheim, Waldkirch, Waldshut oder Heidelberg. Bereits im Jahr 1829 machte Heinrich Heine, dessen Bücher ebenfalls von den Nazis verboten und verbrannt wurden, in seinem Trauerspiel „Almansor“ eine „düstere Prophezeiung“, die sich nur wenige Jahre nach den Bücherverbrennungen im Dritten Reich bewahrheiten sollte: „Das war ein Vorspiel nur. Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ Viele Autoren wurden in Nazi-Deutschland schikaniert, verfolgt und misshandelt. So wurde zum Beispiel der Schriftsteller, Pazifist und Nobelpreisträger Carl von Ossietzky mehrmals inhaftiert (Gefängnis und Konzentrationslager) und starb später an den Folgen der Folter. 20 Bücher, die von den Nazis verbrannt wurden Dies ist nur eine kleine Auswahl an Literatur, die den Flammen der Nationalsozialisten zum Opfer fiel. Neben sämtlichen kommunistischen Werken und Geschichtsbüchern, die Deutschland in irgendeiner Weise verunglimpften, sind viele Bücher auf der schwarzen Liste, von denen man es auf den ersten Blick gar nicht erwartet hätte. Dabei kommt eine erstaunliche Vielfalt zusammen. Falls vorhanden, wurde den jeweiligen Büchern ein Amazon-Link beigefügt. 1. Grundlage der Allgemeinen Relativitätstheorie (Albert Einstein, 1916) Bereits mehr als zehn Jahre vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten äußerte der in Ulm geborene Albert Einstein Sorgen bezüglich der Zukunft Deutschlands, wie aus seinen Briefen deutlich wird. Obwohl die Ausschreitungen gegen Juden zunahmen, versuchte der selbst jüdische Wissenschaftler gelassen zu bleiben und seine Forschung unabhängig vom deutschen Staat zu betreiben. Doch im Jahr 1933 wurden bald Gesetze gegen Juden erlassen. Einsteins Theorien galten fortan als „jüdische Physik“. Also floh er in die USA, wo er bis zu seinem Tod im Jahre 1955 lebte. Einsteins Relativitätstheorie spielte eine besondere Rolle, weshalb sie später auch auf den Scheiterhaufen der Nazis landete. Bereits zu Zeiten der Novemberrevolution 1918/19 (Ende des Ersten Weltkrieges und Sturz der deutschen Monarchie) fühlten sich viele von den damaligen wissenschaftlichen Fortschritten beflügelt und sahen gar eine Art „Wissenschaftliche Revolution“, wie die Londoner „Times“ den Zeitgeist betitelte. Einstein galt als prominentester Vertreter dieser neuen Wissenschaftsbewegung (ob nun beabsichtigt oder unbeabsichtigt) und seine Relativitätstheorie war der Zunder für dieses allgemeine Hochgefühl. Diese Entwicklung sorgte in kirchennahen und konservativen Kreisen jedoch für Widerstand. Als die Nationalsozialisten in Deutschland an Einfluss gewannen, wurde Einstein auch seine jüdische Herkunft zum Verhängnis. Auf der Titelseite des „Völkischen Beobachters“ hieß es: „Wissenschaft, einst unseres Volkes größter Stolz, wird heute gelehrt durch Hebräer, denen im günstigsten Fall diese Wissenschaft nur Mittel ist zu ihrem eigenen Zweck, zum häufigsten aber Mittel zur bewussten planmäßigen Vergiftung unserer Volksseele und dadurch zur Herbeiführung des inneren Zusammenbruches unseres Volkes ist.“ Anmerkung: Albert Einstein veröffentlichte seine Gedanken zur Relativitätstheorie in zwei Schritten: Die Spezielle Relativitätstheorie (1905) und Die Allgemeine Relativitätstheorie (1916). Hier bei Amazon anschauen: Albert Einstein „Relativitätstheorie“ 2. Morgen um neun (Gina Kaus, 1932) Dieser Roman spielt im Zeitraum eines späten Nachmittags bis zum darauffolgenden Tag um neun und handelt von dem Scheidungstermin eines Ehepaares. Dramatisch, sachlich aber auch mit Witz trägt die Autorin den Leser durch zahlreiche Orte, vermutlich in Wien. Vorwiegend handelt das Buch von der schwierigen Kommunikation zwischen Mann und Frau und verschiedenen miteinander kollidierenden Rollenbildern im frühen 20. Jahrhundert. Die Wiener Autorin Gina Kaus schreibt in ihrer Biografie „Von Wien nach Hollywood“ über die Bücherverbrennung durch die Nazis: „Am 10. Mai dieses Jahres 1933 wurden meine Bücher in Berlin öf­fentlich verbrannt, zusammen mit denen von über dreißig anderen Autoren. Nie zuvor war ich in besserer Gesellschaft gewesen.“ Hier bei Amazon anschauen: Gina Kaus „Morgen um neun“ 3. Die Geschichte unserer Welt (H. G. Wells, 1926) Dieses Buch schildert die Weltgeschichte aus damaliger Sicht: Von den Anfängen des Lebens vor etwa zwei Milliarden Jahren, bis hin zum Aufstieg des Menschen, dem Ende des Ersten Weltkrieges, der russischen Hungersnot 1922 und der Gründung des Völkerbundes. Das Buch behandelt die Evolution des Menschen, die Entwicklung von Zivilisationen, sowie die Geschichte von Kunst und Wissenschaft. Der in London geborene Herbert George Wells studierte Naturwissenschaften und verfasste neben wissenschaftlichen auch fiktive Werke (z. B. „Krieg der Welten“). Seine Bücher haben die Entstehung der Science-Fiction-Literatur maßgeblich beeinflusst. Hier bei Amazon anschauen: H. G. Wells „Die Geschichte unserer Welt“ 4. Die Verwandlung (Franz Kafka, 1912) Die Erzählung handelt von Gregor Samsa, der sich plötzlich in ein Insekt („Ungeziefer“) verwandelt. Infolgedessen zerbricht die Kommunikation mit seinem sozialen Umfeld, bis sich seine Familie von ihm abwendet und Samsa zugrunde geht. Bis heute gibt es zahlreiche psychologische und soziologische Interpretationsversuche. Kafka selbst war jüdischer Herkunft. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er in Prag. Franz Kafkas Werke zählen heute zur Weltliteratur. Hier bei Amazon anschauen: Franz Kafka „Die Verwandlung“ 5. Herz der Finsternis (Joseph Conrad, 1899) Dieses Werk zählt heute zu den wichtigsten Prosaerzählungen in englischer Sprache. Es handelt von dem Seemann Charlie Marlow, der seinen Freunden von einer Reise nach Zentralafrika berichtet, auf der er Kapitän eines Flussdampfers gewesen ist. Er wird Augenzeuge von furchtbarer Gewalt gegen die Eingeborenen und beginnt an der Unterdrückung und Ausbeutung durch die englischen Kolonialherren zu zweifeln. Seine Freunde zeigen jedoch wenig Interesse an seinen Sorgen und er selbst ist voller Zweifel. Obwohl Joseph Conrad erst mit Anfang zwanzig Englisch lernte, zählt der polnisch-britische Schriftsteller zu den bedeutendsten englischen Schriftstellern des 19. Jahrhunderts. Geboren ist er in Berdytschiw, in der heutigen Ukraine – damals Russisches Kaiserreich. Hier bei Amazon anschauen: Joseph Conrad „Herz der Finsternis“ 6. Das kunstseidene Mädchen (Irmgard Keun, 1932) Dieser Zeitroman ist in Tagebuchform verfasst und beschreibt sarkastisch und gesellschaftskritisch ein Jahr aus dem Leben der 18-jährigen Doris, die in der späten Phase der Weimarer Republik lebt - zunächst in einer Stadt im Rheinland, später in der Hauptstadt Berlin. Doris ist Sekretärin in einem Anwaltsbüro und führt ihr Leben in einem „kleinbürgerlichen Milieu“. Sie fühlt sich jedoch beengt, möchte selbstbestimmt leben und für sich selbst sorgen. Da sie jedoch nicht viel Geld hat, bleibt sie stets von Männern abhängig. Die junge Frau ist attraktiv und hat viele Affären. Um ihr Leben zu finanzieren, bewegt sie sich zwischen dem „gesellschaftlich anerkannten“ Einsatz ihrer weiblichen Reize und „schändlicher“ Prostitution. Die Autorin schildert im Allgemeinen die sozialen und politischen Verhältnisse aus der Sicht von Frauen zur damaligen Zeit, mit einem Wunsch nach mehr Selbstbestimmung und Emanzipation. Dieses in autobiografischem Stil geschriebene Buch wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, verfilmt und in verschiedenen Bühnenfassungen aufgeführt. Nach langem Vergessen wurde die deutsche Autorin Irmgard Keun in den 70ern im Rahmen von feministischer Literaturkritik wiederentdeckt. Hier bei Amazon anschauen: Irmgard Keun „Das kunstseidene Mädchen“ 7. Deutschland. Ein Wintermärchen (Heinrich Heine, 1844) Der einst in Düsseldorf geborene Dichter und Schriftsteller jüdischer Herkunft gilt als einer der letzten Vertreter der Romantik. Das Versepos „Deutschland. Ein Wintermärchen“ wurde von den Nationalsozialisten verboten und verbrannt. Heine schrieb dieses Werk einst aus seinem Exil in Frankreich und schwärmt darin vom guten Leben der Franzosen. Zugleich verspottet er preußische Beamte. Heinrich Heines politische Position machte ihn im Grunde überall unbeliebt. Er war gegen die Obrigkeiten – also wurde er vom Staat zensiert. Er war Jude – also verachteten ihn die Nationalisten. Er war aber auch ein Patriot – deshalb hassten ihn die radikaldemokratischen Bewegungen. Hier bei Amazon anschauen: Heinrich Heine „Deutschland. Ein Wintermärchen“ 8. Mit Kamera und Schreibmaschine durch Europa (Erich Grisar, 1932) Diese Bildreportage des Dortmunder Dichters führt durch viele europäische Länder der frühen 30er Jahre des 20. Jahrhunderts: Niederlande, Belgien, England, Polen, Tschechoslowakei, Italien, Frankreich und Spanien. Herausgegeben vom sozialdemokratischen Verlag „Der Bücherkreis GmbH Berlin“ zeigt Erich Grisar insbesondere Orte der Arbeiterbewegung in der Stadt und auf dem Land, so zum Beispiel das Grab von Karl Marx in London oder das Züricher Wohnhaus von Lenin. Neben „Postkartenidylle“ und Sehenswürdigkeiten zeigt Grisar auch unzensierte Armut und bedrückendes Elend, um dem Betrachter die Ungerechtigkeit der damaligen Zeit vor Augen zu führen. Auch Orte vergangener Schlachten bzw. Kriegsschauplätze werden dargestellt. In beigefügten Texten schildert Grisar unter anderem seine Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg. Dieses Werk ist in seiner Gesamtheit eine Positionierung gegen Krieg und Gewalt. Hier bei Amazon anschauen: Erich Grisar „Mit Kamera und Schreibmaschine durch Europa“ 9. Schöne neue Welt (Aldous Huxley, 1932) Dieses dystopische Werk zählt zu den einflussreichsten Romanen des 20. Jahrhunderts. Das Buch handelt von einer Gesellschaft im Jahr 2540 n. Chr, in der die Menschen in Kasten organisiert sind, um Spannungen zu vermeiden. Jede Auflehnung wird durch Indoktrination, Konsum, Drogen und sexuelle Befriedigung „erstickt“. Die Regierungsvertreter („Kontrolleure“) werden von den Menschen als „Idole“ verehrt. Der britische Schriftsteller Aldous Huxley war insgesamt siebenmal für den Literaturnobelpreis nominiert und wurde von der britischen Regierung in den Ritterstand erhoben. „Schöne neue Welt“ wurde in zahlreichen Hörspielen, Bühnenaufführungen, Musikstücken und Filmen adaptiert. Hier bei Amazon anschauen: Aldous Huxley „Schöne neue Welt“ 10. Zwölf Stühle (Ilja Ilf und Jewgeni Petrow, 1928) Er gilt als heiterer sowjetischer Schelmenroman – voller Witz und Satire. Das Buch handelt von einem ehemaligen russischen Adligen, der sich nach der Russischen Revolution versteckt. Der Mann erfährt am Sterbebett seiner Schwiegermutter, dass die wertvollen Familienjuwelen in einem von zwölf Stühlen versteckt waren, die schon vor Jahren durch die Bolschewiki beschlagnahmt wurden. Auch ein orthodoxer Priester, der der alten Frau ihre letzte Beichte abnimmt, erfährt davon. Daraufhin beginnen beide Männer unabhängig voneinander mit der Jagd nach dem wertvollen Schatz. Der russische Satire-Roman wurde mehr als ein Dutzend Mal verfilmt. Die beiden russisch-sowjetischen Schriftsteller schrieben gemeinsam noch eine Fortsetzung mit dem Titel „Das goldene Kalb“. Hier bei Amazon anschauen: Ilja Ilf und Jewgeni Petrow „Zwölf Stühle“ 11. Die große Zeit der Lüge (Hellmut von Gerlach, 1926) Dieses Buch ist ein „lebendiger Erlebnisbericht“, der die Atmosphäre und die Mentalität zur Zeit des Ersten Weltkrieges in Deutschland dokumentiert. Der Autor beschreibt, wie die deutsche Bevölkerung aufgrund gezielter Mangel- und Fehlinformationen durch die Regierung in eine Art „Kriegspsychose“ verfiel. Es war eine Zeit der Kriegsbegeisterung, der Propaganda, des Englandhasses, der Verfolgung von Pazifisten und der Kriegstreiberei durch Politiker und geistige Eliten wie Dichter und Theologen. Der Autor Hellmut von Gerlach, geboren in der Provinz Schlesien, war der Chefredakteur der linksdemokratischen Wochenzeitung „Welt am Montag“. Einst Antisemit und nationalkonservativ, entwickelte sich von Gerlach zu einem überzeugten Pazifisten und Demokraten. Er war ein lauter Gegner der Nationalsozialisten und nannte sie „politische Schädlinge“. Nach der Machtübernahme der Nazis floh er zunächst nach Österreich und später nach Frankreich. Hier bei Amazon anschauen: Hellmut von Gerlach „Die große Zeit der Lüge“ 12. Ede und Unku (Grete Weiskopf, 1931) Der Jugendroman handelt von der Freundschaft des Berliner Jungen „Ede“ zu dem „Zigeunermädchen Unku“ zur Zeit der Weimarer Republik. Das Buch greift dabei auf wahre Begebenheiten von Menschen zurück, mit denen die Verfasserin in Kontakt stand. Die Autorin Grete Weiskopf, geboren in einer armen jüdischen Familie in Österreich-Ungarn, veröffentlichte diesen Roman unter dem Pseudonym „Alex Wedding“. In einer Nachkriegsausgabe ergänzte Weiskopf ein Kapitel, in dem sie über das Verschwinden ihrer Freunde zur Zeit des Dritten Reichs schreibt. Von den im Roman erwähnten Sinti hat nur eine Person den Holocaust überlebt. Das Vorbild für „Unku“ – Erna Lauenburger – starb 1944 in Auschwitz. Das Buch wurde 1980 verfilmt. Hier bei Amazon anschauen: Grete Weiskopf „Ede und Unku“ (neue Fassung) 13. In einem anderen Land (Ernest Hemingway, 1929) Der Roman handelt von der Liebe zwischen einem in der italienischen Armee dienenden Amerikaner und einer britischen Krankenschwester während des Ersten Weltkrieges. Die Geschichte wurde bereits mehrfach verfilmt. Es ist ein „zartes Spiel“ einer beginnenden Liebe in einem grausamen Krieg. Ein „wunderschönes, bewegendes und zutiefst menschliches Buch“ (Vita Sackville-West). Der Autor Ernest Hemingway zählt zu den berühmtesten und erfolgreichsten US-amerikanischen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Er wurde mit dem Pulitzer-Preis und dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Hier bei Amazon anschauen: Ernest Hemingway „In einem anderen Land“ 14. Lerne lachen ohne zu weinen (Kurt Tucholsky, 1931) Dieses Werk ist eine Sammlung von Gedichten, Artikeln und kurzen Prosatexten, in denen Tucholsky mit vielem „abrechnet“: Bürokratie, politische Marionetten, gescheiterte Republik, versagende Justiz, Ignoranz und Blindheit des deutschen Volkes, Borniertheit in der Gesellschaft, Hass zwischen den Völkern, Krieg und Religion. Dabei wird der Autor selbst nicht von Hass oder Bitterkeit getrieben, sondern vielmehr von Trauer, Melancholie und Verwunderung. Kurt Tucholsky zählt zu den bedeutendsten Publizisten der Weimarer Republik. Der Journalist und Schriftsteller war überzeugter Pazifist, Antimilitarist, Demokrat und Sozialist. Seine gesellschaftskritischen Texte stießen nicht immer auf Zustimmung. Obwohl er selbst Jude war, galt er unter Juden zum Teil als Antisemit, weil er die jüdische Bourgeoisie kritisierte – wie jede andere auch. Hier bei Amazon anschauen: Kurt Tucholsky „Lerne lachen ohne zu weinen“ 15. Im Westen nichts Neues (Erich Maria Remarque, 1929) Dieser Anti-Kriegsroman ist ein Klassiker der Weltliteratur geworden. Er schildert die Schrecken des Ersten Weltkrieges aus der Sicht eines jungen Soldaten. „Grausam, abschreckend, emotional aufwühlend […] aber auch humoresk […].“ Die Nationalsozialisten starteten später eine Rufmord-Kampagne gegen den in Osnabrück geborenen Autor und behaupteten, Erich Maria Remarque hätte gar nicht am Ersten Weltkrieg teilgenommen. Bis heute wurde der Roman mehrfach verfilmt. Hier bei Amazon anschauen: Erich Maria Remarque „Im Westen nichts Neues“ 16. Die Probeehe – Aus der Praxis – Für die Praxis (Rudolf Urbantschitsch, 1929) Ein Buch von Ärzten für Ärzte, in dem sachlich und ernst die Vor- und Nachteile der Ehe auf Probe diskutiert werden. Rudolf Urbantschitsch war ein österreichisch-amerikanischer Psychoanalytiker, Mediziner und Schriftsteller. Sein Enkel ist der heute weltberühmte Schauspieler Christoph Waltz. Hier bei Amazon anschauen: Rudolf Urbantschitsch „Die Probeehe“ 17. Hotel Amerika (Maria Leitner, 1930) Dieser sozialkritische Roman veranschaulicht die Kluft zwischen Arm und Reich in den USA der 20er Jahre, indem er die Geschichte verschiedener Einzelschicksale aus der Arbeiterklasse erzählt. Amerika ist in diesem Buch „eine riesenhafte, ungeheuere, hellerleuchtete Schachtel, in die unzählige Menschen, unzählige Schicksale gepfercht sind, Menschen aus allen Klassen und aus allen Teilen der Welt, Reiche und Arme, Glückliche und Elende. Hier ist alles angehäuft, Hölle und Himmel, Trauer und Glück, Krankheit und Übermut“. Die Autorin Maria Leitner - geboren im damaligen Königreich Ungarn - hatte eine marxistische Weltanschauung. Ihr „Reportage-Roman“ ist im Grunde eine Kapitalismus-Kritik. Außerdem ermutigte Leitner in ihrem Buch dazu, sich gegen „Unternehmerwillkür“ und für demokratische Rechte zusammenzuschließen. Die Nationalsozialisten sahen dies als Grund, den Roman zu verbieten und zu verbrennen. Hier bei Amazon anschauen: Maria Leitner „Hotel Amerika“ 18. Berlin Alexanderplatz (Alfred Döblin, 1929) Er wird als der „bedeutendste deutsche Großstadtroman“ bezeichnet und spielt, im Berliner Jargon verfasst, im Proletarierviertel der Hauptstadt der Weimarer Republik. Der Roman handelt von Franz Biberkopf, der aus der Haftanstalt Tegel freigelassen wird, nachdem er vier Jahre zuvor seine Geliebte erschlagen hatte. Fest entschlossen, ein besserer Mensch zu werden, gerät er jedoch schnell wieder auf die schiefe Bahn. Er wird in einen Raub verwickelt und am Ende wieder zum Mörder. In einer Irrenanstalt beginnt er dem Tod ins Auge zu blicken, doch wird durch sein Schuldbekenntnis und aufrichtige Reue als „besserer Mensch wiedergeboren“. Der Autor Alfred Döblin war neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller vor allem Psychiater - mit jüdischen Wurzeln und sozialistischer Ideologie. 1933 floh er (einen Tag nach dem Reichstagsbrand) in die Schweiz und kehrte erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zurück. 1941 konvertierte Döblin im Exil zum katholischen Glauben. Hier bei Amazon anschauen: Alfred Döblin „Berlin Alexanderplatz“ 19. Pünktchen und Anton (Erich Kästner, 1931) Dieser Kinderroman überrascht mit vielen ethischen Fragen und gesellschaftskritischen Denkanstößen. Er handelt von dem Mädchen Luise Pogge (genannt „Pünktchen“) und dem Jungen Anton Gast. Luise kommt aus einem wohlhabenden Elternhaus, wird jedoch von ihren Eltern vernachlässigt. Anton lebt mit seiner kranken Mutter in einer kleinen Wohnung und muss neben der Schule noch Geld verdienen, damit die beiden über die Runden kommen. Durch Zufall lernen sich Luise und Anton kennen und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Obwohl fast alle Werke von Erich Kästner durch die Nationalsozialisten verboten wurden und er zeitlebens ein prominenter Kritiker des NS-Regimes blieb, hat er Deutschland nie verlassen. Er durfte trotz Repressionen unter einem Pseudonym veröffentlichen und beispielsweise Drehbücher schreiben (etwa „Münchhausen“ 1943). Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges konnte Kästner wieder frei arbeiten. Er zog nach München und kritisierte als überzeugter Pazifist die Adenauer-Regierung im Rahmen der Remilitarisierung und Spiegel-Affäre. Hier bei Amazon anschauen: Erich Kästner „Pünktchen und Anton“ 20. Hitlers Weg (Theodor Heuss, 1932) Dieses Werk ist keine Biografie Hitlers, sondern eine „historisch-politische Studie über den Nationalsozialismus“, die mit dem Hitlerputsch im Jahr 1923 beginnt und in Zeiten von wirtschaftlicher Depression und Massenarbeitslosigkeit Fahrt aufnimmt. Das Buch sollte seinerzeit so vorurteilsfrei und neutral wie möglich sein. Der Autor Theodor Heuss wurde, nach seiner Mitgründung der FDP im Jahr 1948, sogar Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland (1949-1959). Jedoch gibt es viel Kritik an Heuss. Als Mitglied der Staatspartei stimmte er am 23. März 1933 für das Ermächtigungsgesetz. Grund dafür seien Gewaltandrohungen und Wissen um Verhaftungen und Folter durch SS-Männer gewesen. Heuss selbst sagte, er hätte das Ausmaß der Gewalt durch die Nationalsozialisten unterschätzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg distanzierte er sich von seinem Buch „Hitlers Weg“ und verzichtete auf eine Neuauflage. Hier bei Amazon anschauen: Theodor Heuss „Hitlers Weg“ Offenlegung als Amazon-Partner: Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden. Quellen bzw. weiterführende Links: (1) Bibliothek verbrannter Bücher: „Startseite“ (2) berlin.de: „Bebelplatz: Wo die Nazis Bücher verbrannten“ (3) Deutschlandfunk Kultur: „Bücher vom Scheiterhaufen“ (4) NDR: „Mai 1933: Nazis verbrennen Bücher“ (5) Die Zeit: „Zehn Bücher, die die Nazis 1933 verbrannten – und die ihr lesen solltet“

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