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Anastasia Michailova

Bio-Duck: Quakende Wale im Antarktischen Ozean

Im Jahr 1960 nahm die Besatzung eines U-Bootes in den antarktischen Gewässern vor der Westküste Australiens ein seltsames, quakendes Geräusch im Ozean wahr. Jahrzehntelang rätselten Wissenschaftler, worum es sich dabei handeln könnte. Heute ist klar: Es waren Wale – aber wie kann das sein?


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Quakende Wale?

 Es gab schon so manche skurrilen Unterwasser-Geräusche. So zum Beispiel der „Upsweep“ (1991), der „Bloop“ (1997) oder der „Biotwang“ (2014). Doch schon früher stießen Menschen auf unerklärliche Töne aus den Tiefen unserer Ozeane, die für lange Zeit nicht erklärt werden konnten. Eines der außergewöhnlichsten Meeresphänomene ist wohl „Bio-Duck“. Es galt lange als „größtes noch ungelöstes Rätsel des Südpolarmeers“. Doch im Jahr 2014 ist es der Wissenschaft gelungen, dieses Mysterium zu erklären!



Bio-Duck: Ein Quaken im Südpolarmeer

 

Als ein U-Boot im Jahr 1960 im Antarktischen Ozean westlich von Australien unterwegs war, hörte die Besatzung äußerst merkwürdige Geräusche. Es klang wie ein Quaken und wurde von den Seeleuten einfach „Bio Duck“ oder „Quacker“ genannt. In den Folgejahren konnte das Geräusch wiederholt wahrgenommen werden. Es ertönt hauptsächlich während des australischen Winters im Südpolarmeer um die Antarktis herum und vor der Westküste Australiens. Hier kannst du dir das Bio-Duck-Geräusch anhören:



Bio-Duck ist eine Reihe von sich wiederholenden Impulsen nach immer demselben Muster. Die Frequenz des Unterwasser-Geräusches liegt zwischen 60 und 100 Hertz. Es ertönt in Intervallen mit einer Pause von jeweils 1,6 bis 3,1 Sekunden. Jahrzehntelang wurde gerätselt, was den Bio-Duck-Sound verursacht. Andere U-Boote, seltsame Fische und sogar UFOs wurden diskutiert.

 

Antarktische Zwergwale erzeugen den Bio Duck.

 

Auch Wale standen im Verdacht den seltsamen Bio-Duck zu verursachen. Um dieser Vermutung nachzugehen, brachen Forscher des Alfred-Wegener-Instituts (Potsdam) Geräuschsensoren an „verdächtigen Walen“ an, um den finalen Beweis zu bekommen. Mit einer langen Stange befestigten die Wissenschaftler Sensoren auf den Rücken der Tiere. Die sensiblen Instrumente hielten sich nur mit Saugnäpfen an der Haut der Meeressäuger. Das Anbringen durfte nicht mehr als wenige Sekunden dauern, da die Wale schnell flüchteten. Außerdem befinden sie sich in extrem abgelegenen Gebieten, die häufig von dicken Eisschichten bedeckt sind. Keine leichte Aufgabe an die Wale heranzukommen!



Doch die Mühe lohnte sich. Nach der Auswertung der Aufzeichnungen war klar: Antarktische Zwergwale (Balaenoptera bonaerensis) verursachen den Bio-Duck-Sound. Über die kleineren Meeressäuger im Südpolarmeer ist bisher nicht viel bekannt. Das macht diese erstaunliche Entdeckung umso bedeutender!

 

„Die Ergebnisse haben wichtige Auswirkungen auf unser Verständnis dieser Art. Wir wissen nicht sehr viel über sie (Zwergwale). Aber jetzt haben wir durch passive akustische Überwachung die Möglichkeit das zu ändern, insbesondere in abgelegenen Gebieten der Antarktis und des Südpolarmeers“, erklärt Dr. Denise Risch vom Alfred-Wegener-Institut.


Bio-Duck: Warum „quaken“ Zwergwale überhaupt?

 

Es gibt mehrere Theorien, warum Antarktische Zwergwale solche außergewöhnlichen Geräusche erzeugen. Bisher sind sich die Forscher jedoch nicht einig, warum die Meeressäuger „quaken“.

 

1. Navigation

 

Zuerst wurde vermutet, dass Zwergwale die quakenden Geräusche dazu nutzen, um sich in Gewässern zu orientieren, die mit Eis bedeckt sind. Allerdings sollen mittlerweile auch Bio-Duck-Geräusche vor der Küste Namibias und dem Perth Canyon (Australien) registriert worden sein – Gebiete, die vollständig frei von Meereis sind.



2. Nahrungssuche

 

Eine Studie aus dem Jahr 2017 fand heraus, dass Antarktische Zwergwale von April bis August um Mitternacht herum die höchste Stimmaktivität aufweisen. Zur Mittagszeit sind sie seltener zu hören. Die Forscher vermuten, dass dies mit der vertikalen Wanderung von Krill zusammenhängt – der Hauptnahrungsquelle der Antarktischen Zwergwale. Gegen Mitternacht kommt das Krill nämlich an die Oberfläche. Tagsüber folgen die Zwergwale ihrem Futter zurück in die Tiefen, weshalb der Bio-Duck-Sound seltener registriert wird. Es könnte also sein, dass das Rufzeichen dieser Meeressäuger mit der Futtersuche zusammenhängt.

 

3. Paarung

 

Eine weitere Hypothese vermutet, dass das Bio-Duck-Geräusch dazu dient, mögliche Geschlechtspartner anzulocken. Die Zwergwale quaken also, um sich fortzupflanzen. Die Theorie entstand, weil die Tiere während der Paarungs- und Brutzeit akustisch am aktivsten sind. Außerdem ähnelt der Bio-Duck-Sound einem anderen Geräusch der Zwergwale, der als „pulse train“ bezeichnet wird und eine Art „Paarungsruf“ sein soll.

 

Wir bleiben also gespannt darauf, was wir in Zukunft noch über Zwergwale und andere Meeressäuger lernen werden.




 

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