Wie wichtig sind Moore für den Klimaschutz? Wie viel CO₂ speichern sie? Was passiert mit dem Kohlendioxid, wenn man die Feuchtgebiete austrocknet? Und wie viel Prozent dieser natürlichen Kohlenstoffsenken gibt es in Deutschland noch? Dieser Beitrag beantwortet alle wichtigen Fragen!

Wie viel CO₂ speichern Moore?
Die Ökosysteme, die am meisten Kohlendioxid speichern, sind Feuchtgebiete. Zu diesen zählen Moore, aber auch Salzwiesen, Seegraswiesen und Mangroven. Gemeinsam bedecken sie laut der Universität Greifswald nur ein Prozent der gesamten Erdoberfläche, aber nehmen 20 Prozent des gesamten Kohlenstoffs auf, der weltweit von der Natur gebunden wird. Moore speichern pro Quadratmeter 5-mal mehr Kohlenstoff als Wälder und 500-mal mehr als Ozeane.
Laut der Heinrich-Böll-Stiftung speichern alle Moore insgesamt 600 Milliarden Tonnen CO₂. Die Zahlen variieren je nach Forschung. Aber die Wissenschaftler sind sich einig, dass Moore wahre Hotspots für die CO₂-Speicherung sind. Man nennt sie deshalb auch „natürliche Kohlenstoffsenken“.
„Pro Hektar binden Moore im Mittel 700 Tonnen Kohlenstoff. Moore sind damit die größten terrestrischen Kohlenstoffspeicher.“ – Claus Kumutat, ehem. Präsident Bayerisches Landesamt für Umwelt
Warum speichern Moore viel CO₂?
Der Grund, warum Moore so viel CO₂ speichern, ist Torf – also der Moorboden. In Mooren wächst eine Vielzahl verschiedener Pflanzen, aber zu den bedeutendsten zählt das Torfmoos. Diese Moose sammeln sehr viel Wasser, wodurch sie ihr eigenes Wachstum begünstigen. Um zu wachsen, ziehen die Pflanzen Kohlendioxid (CO₂) aus der Atmosphäre und spalten es in Kohlenstoff (C) und Sauerstoff (O₂). Der Kohlenstoff wird als Biomasse und Blättern, Wurzeln etc. eingelagert, wodurch die Pflanze wächst. Der Sauerstoff wird in die Atmosphäre abgegeben und ist für die Lebewesen auf dieser Erde überlebenswichtig. Den gesamten Vorgang nennt man auch Photosynthese.
Alle Pflanzen binden mithilfe der Photosynthese Kohlenstoff, während sie wachsen. Aber in Mooren passiert noch mehr. Unter den wachsenden Torfmoosen sammeln sich die Reste der abgestorbenen Pflanzen. Da die Moose jedoch stets mit Wasser vollgesogen sind und keine Luft, also auch kein Sauerstoff herankommt, findet kaum eine Zersetzung der toten Pflanzen statt. Und da keine Zersetzung unter Sauerstoff stattfindet, wird auch kein CO₂ produziert. Der Kohlenstoff wird als „Torf“ permanent eingelagert. Auf diese Weise wächst die Schicht mit unabgebauten Pflanzenresten immer weiter und kann mit der Zeit bis zu zehn Meter dick werden.
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Wissenswert: Obwohl Moore für manche Augen „eintönig“ wirken, weisen sie eine große Vielfalt an Pflanzen und Tieren auf. Manche Arten gibt es nur in diesen Feuchtgebieten, darunter den Sonnentau oder den Sumpfgrashüpfer.
„Moore sind für mich die faszinierendsten Lebensräume, weil sie ihre Geschichte mit festhalten: Es sind akkumulierende Ökosysteme, die selbstwachsend sind und damit Informationen speichern. Moore sind Extremstandorte mit Extremlebensbedingungen.“ – Michael Succow, Deutschlands führender Moorökologe, emeritierter Professor, Universität Greifswald
Wie setzt die Zerstörung von Mooren CO₂ frei?
Laut dem Naturschutzbund waren einst 4,2 Prozent der Landfläche Deutschlands mit Mooren bedeckt – etwa 1,5 Millionen Hektar. Etwa 95 Prozent dieser ursprünglichen Moorlandschaften sind heute zerstört. Sie wurden entwässert oder abgetorft. Diese Zerstörung der Moore emittiert gleich auf mehrere Weisen Kohlendioxid: (1) durch die Entwässerung und (2) durch das Verbrennen von Torf.
Getrockneter Torf eignet sich gut als Brennstoff, wird aber auch seit Jahrzehnten in der Pflanzenindustrie und im Gartenbau verwendet. Insbesondere in Blumenerde, da Torf sehr gut Wasser speichert. Außerdem sind schwelende Moorbrände, die weltweit katastrophale Folgen mit sich bringen, eine große Gefahr – unter anderem, weil sie schwer zu löschen sind. Der Klimawandel sorgt mit Hitzewellen und Dürren dafür, dass das Risiko für Moorbrände weiter steigt.
Das Entwässern der Moore setzt eine Kettenreaktion in Gang. Die zuvor in saurem Moorwasser konservierten Pflanzenreste kommen nun in Kontakt mit Sauerstoff, wodurch sie anfangen sich zu zersetzen. All das zuvor gespeicherte Kohlendioxid wird nun freigesetzt und gelangt in die Atmosphäre. Man kann sich das wie bei eingelegten Spreewaldgurken oder sauren Heringen vorstellen, die aus dem Glas oder Topf geholt werden.
„Wenn man einen sauren Hering aus einem Topf holt und ihn einige Wochen an der Luft liegen lässt, dann gibt es keinen sauren Hering mehr. Der ist einfach weggerottet. Genau das tun Moore auch, wenn man sie entwässert. Und all das organische Material wird dann umgesetzt in CO₂.“ – Hans Joosten, emeritierter Professor für Paläoökologie, Universität Greifswald
Laut dem Mooratlas 2023 der Heinrich-Böll-Stiftung, des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Greifswalder Michael Succow Stiftung sind entwässerte Moore für 7 Prozent aller Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich. Das entspricht jedes Jahr einer Menge von 53 Millionen Tonnen CO₂.
Weltweit sind mehr als 10 Prozent der 500 Millionen Hektar Moore entwässert. Jedes Jahr werden weitere 500.000 Hektar Moor zerstört. Das Land, mit dem größten CO₂-Ausstoß durch Moorentwässerung ist Indonesien: 667.600 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr, ohne dabei Emissionen aus Torfbränden mitzuzählen, so die Heinrich-Böll-Stiftung.
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