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Anastasia Michailova

Wie viel Methan stößt eine Kuh wirklich aus? | Klima

Aktualisiert: 15. Juni

Kühe haben ein schlechtes Image. Durch ihren Methan-Ausstoß während der Verdauung „rülpsen“ und „pupsen“ Rinder das Klima kaputt, heißt es. In unserer Atmosphäre trägt das Treibhausgas nämlich zum Klimawandel bei. Aber wie hoch sind die Emissionen in der Nutztierhaltung wirklich? Wie viel Methan kommt auf einen Liter Milch in Deutschland? Und was kann in der Landwirtschaft verbessert werden?


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Wie viel Methan produziert eine Kuh?

Was ist Methan?

 

Methan (CH4) ist ein farbloses, geruchloses und hochentzündliches Gas. Es entsteht auf natürliche Weise bei Gärungs- und Fäulnisprozessen, wenn organisches Material unter Luftausschluss abgebaut wird. In der Atmosphäre unserer Erde wirkt Methan als Treibhausgas. Es reflektiert die Wärmestrahlen der Sonne, die auf unseren Planeten treffen, zurück zur Erdoberfläche. Dadurch entweicht die Wärme nicht zurück ins Weltall. Diesen Ablauf nennt man den Treibhauseffekt. Das Problem: Je mehr Treibhausgase in der Atmosphäre vorkommen, desto mehr Wärme wird zurück zur Erde reflektiert. Das Ergebnis: Die Temperaturen steigen.



Methan ist nur eines von insgesamt 7 deklarierten Treibhausgasen bzw. Klimagasen. Doch es trägt bedeutend zum Klimawandel bei. Es ist insgesamt 28-mal wirksamer als CO₂ (Kohlendioxid), auch wenn es nur rund 12 Jahre in der Atmosphäre bleibt und damit recht kurzlebig ist. Die tatsächlichen Auswirkungen von Methan auf das Klima wurden in den letzten Jahrzehnten immer wieder unterschätzt. Insbesondere seit 2007 steigen die CH4-Werte in der Atmosphäre immer weiter an. Forscher wissen nicht genau warum.


Treibhauseffekt Infografik
Treibhauseffekt Infografik

Ein Hauptverursacher von anthropogenem (menschenverursachtem) Methan ist die Landwirtschaft. Allein 30 Prozent der weltweiten Emissionen dieses Klimagases entfallen auf die Viehhaltung, insbesondere die Rinderhaltung. Warum ist das so?

 

Warum stoßen Kühe Methan aus?

 

Rinder sind Wiederkäuer. Sie würgen die bereits vorverdaute pflanzliche Nahrung hoch, um sie erneut zu zerkauen und wieder herunterzuschlucken. Dadurch verdauen diese Tiere ihre Nahrung in mehreren Etappen. Zu den Wiederkäuern gehören neben Rindern auch Ziegen, Schafe und Hirsche.

 

Während dieser umfangreichen Verdauung produzieren die natürlichen Fermentationsprozesse in den Mägen der Tiere große Mengen Methan. Das Treibhausgas gelangt daraufhin als „Rülps“ und „Pups“ in die Umwelt. Im Allgemeinen gilt, je faserhaltiger das Futter, desto mehr Treibhausgas entsteht beim Verdauen.



Wie viel Methan stößt eine Kuh aus?

 

Wie viel Treibhausgas in der Rinderhaltung bzw. in der Landwirtschaft entsteht, ist umstritten. Die Zahlen variieren je nach Quelle. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass eine Kuh pro Tag zwischen 200 und 700 Liter Methan produziert – abhängig von Rasse und Futtermittel. Hier werden jedoch nicht nur die Blähungen und Flatulenzen der Rinder mit einberechnet, sondern auch die Methan-Emissionen der Exkremente dieser Tiere. Wenn also Gülle und Mist auf den Feldern ausgebracht wird (egal ob von Rindern oder Schweinen), gelangt zusätzliches Methan in die Atmosphäre.


Eine Kuh erzeugt bis zu 700 Liter Methan pro Tag.
Eine Kuh erzeugt bis zu 700 Liter Methan pro Tag.

Wie kann der Methan-Ausstoß in der Rinderhaltung reduziert werden? | 4 Möglichkeiten

 

Während Landwirte erneuerbare Energien einsetzen können, um CO₂ zu vermeiden, ist es bei den Methan-Emissionen von Wiederkäuern schwieriger. Dennoch gibt es mittlerweile mehrere Möglichkeiten, CH4 in der Rinderhaltung einzudämmen.

 

1. Bessere Lagerung von Gülle und Mist

 

Die Vergärung von Gülle, Mist und Futterresten in Biogasanlagen hat sich als besonders klimafreundlich erwiesen – und das aus zwei Gründen. Erstens wird das entweichende Methan aufgefangen und kann damit nicht in die Atmosphäre gelangen. Zweitens wird das Gas dazu genutzt, um einen Motor anzutreiben, der nachhaltige Energie für Strom und Wärme erzeugt.

 


2. Optimierte Futtermittel

 

Je schwieriger das Rinderfutter zu verdauen ist (je faserhaltiger es ist), desto mehr Methan entsteht im Magen. Mit anderen Worten: Das Füttern mit Heu sorgt für höhere Methan-Emissionen als der Einsatz von stärkehaltigem Kraftfutter. Der Nachteil: Kraftfutter kann bei Kühen zu Verdauungsproblem führen. Außerdem wurden schon die verschiedensten Futterzusätze zur Methan-Reduktion bei Rindern ausprobiert – von australischen Algen, heimischen Kräutern bis hin zu Antibiotika (ohne große Erfolge). Außerdem produziert der Import aufwändiger Futtermittel aus dem Ausland zusätzliche CO₂-Emissionen und ist kostspielig.

 

Die artgerechteste, wirtschaftlichste und klimafreundlichste Möglichkeit, um den Methan-Ausstoß von Rindern während der Verdauung zu reduzieren, ist die Weidehaltung. Dabei darf die Schnitthöhe der Gräser nicht zu hoch werden. Je härter die Gräser (d. h. je mehr Zellulose in den Stängeln), desto länger dauert die Verdauung der Nahrung und desto mehr Methan wird ausgestoßen. Weiches Gras ist nicht nur das natürlichste Futter für Rinder, es verbessert auch die Milchleistung der Kühe. Auf der Weide werden die Tiere außerdem zu Landschaftspflegern und sogar Klimaschützern, da Weideflächen das Treibhausgas CO₂ binden und große Pflanzenfresser die Kohlendioxid-Speicherung der Böden fördern.



3. Mehr Milchleistung


Je mehr Milch eine Kuh gibt, desto geringer ist die Methan-Bilanz pro Liter Milch. Diese Gleichung klingt plausibel. Das sorgt zum Beispiel dafür, dass ein Liter Milch in Deutschland nur 1,1 kg CO₂-Äquivalent (alle Treibhausgase zusammen) produziert, während ein Liter Milch in Subsahara Afrika ganze 7,5 kg CO₂-Äquivalent ausstößt. Diese Entwicklung ist insbesondere auf die hohe Milchproduktion der Kühe in Deutschland zurückzuführen. Aus Tierschutzgründen ist es jedoch fraglich, ob Nutztierrassen immer weiter „optimiert“ werden können und sollten.

 

4. Weniger Kühe

 

Die vielleicht einfachste Lösung wäre es, weniger Rinder zu halten. Das ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch aus Tierschutzgründen empfehlenswert. Damit sich diese Umstellung für die Landwirte jedoch lohnt, müssten die Preise für Fleisch und Milch bzw. Milchprodukte steigen. Außerdem muss der zusätzliche Umsatz auch wirklich bei den Bauern ankommen.



Ist die Kuh wirklich ein „Klima-Killer“?

 

In Zeiten des Klimawandels haben Rinder kein gutes Image. Die Gründe dafür sind plausibel, aber das Bild von Kühen wird manchmal verzerrt. Der Methan-Ausstoß von Wiederkäuern wird niemals vollständig vermieden werden können. Er ist Teil der natürlichen Verdauungsprozesse. Außerdem wird der prozentuale Anteil der Nutztierhaltung an den allgemeinen Treibhausgas-Emissionen weiter steigen, weil der Ausstoß in anderen Sektoren wie Verkehr, Energie und Gebäude im Rahmen der Energiewende immer weiter sinken wird. Aber die Emissionen der Landwirtschaft sind nicht vollständig vermeidbar. Dadurch entsteht mit der Zeit ein falsches Bild der tatsächlichen Auswirkungen der Rinderhaltung.

 

Wusstest du? Der Nassreisanbau wird für bis zu 20 Prozent der weltweiten Methan-Emissionen verantwortlich gemacht. Schuld daran sind Methan-erzeugende Bakterien im Schlamm der gefluteten Reisfelder.

 

Mit Sicherheit gibt es Verbesserungspotenzial in der Landwirtschaft, insbesondere in der Nutztierhaltung – für mehr Nachhaltigkeit und Tierschutz. Auch unser Konsumverhalten muss in vielen Punkten hinterfragt werden. Doch bei all dem dürfen die anderen Bereiche, die ebenso kritisch für das Klima sind, nicht in Vergessenheit geraten. Die Bewältigung der Klimakrise muss ganzheitlich erfolgen und darf sich nicht nur auf einem Sündenbock ausruhen.



 

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Quellen bzw. weiterführende Links:


(4) Deutscher Bauernverband: „Methanemissionen in der Rinderhaltung“

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