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  • Lincolnshire Poacher: Eine mysteriöse britische Radiostation

    Es gibt viele geheimnisvolle Radiostationen auf der Welt. Der Lincolnshire Poacher ist eine davon. Obwohl der Kurzwellensender seit 2008 stillgelegt sein soll, sorgt er bis heute für Spekulationen über die Kommunikation des britischen Geheimdienstes. Was ist der Lincolnshire Poacher? Was ist der Lincolnshire Poacher?   Der „Lincolnshire Poacher“ (Enigma ID: E03) war eine Radiostation bzw. ein Zahlensender, die vermutlich vom britischen Geheimdienst betrieben wurde. Der Kurzwellensender befand sich ab Mitte der 1960er Jahre im „His Majesty's Government Communications Centre“ (HMGCC) nahe Gawcott in Buckinghamshire (England). Später wurde sein Standort auf die Mittelmeerinsel Zypern verlegt, wie die Arbeit von Funkamateuren vermuten lässt. Wahrscheinlich sendete die Station von der Royal-Air-Force-Basis in Akrotiri. Seit 2008 ist der Lincolnshire Poacher offiziell stillgelegt. Seinen Namen bekam der Radiosender, weil er Takte aus dem englischen Volkslied „The Lincolnshire Poacher“ als Kennung verwendete. Außerdem wurden Zahlenfolgen von einer Frauenstimme mit englischem Akzent vorgelesen, wobei jede Zahl in einer nächsthöheren Tonlage gesprochen wurde. Vermutlich diente der Zahlensender zur verschlüsselten Kommunikation mit britischen Spionen in verschiedenen Ländern. Die Radiostation sendete mehrere Nachrichten täglich in verschiedenen Frequenzen und das sieben Tage die Woche (vgl. Numbers Stations ). Hier kannst du dir eine Übertragung des Lincolnshire Poacher anhören: Lincolnshire Poacher: Was geschah nach der Stilllegung?   Als der Lincolnshire Poacher im Jahr 2008 aufhörte zu senden, übernahm möglicherweise die australische Schwesterstation „Cherry Ripe“ den Sendeplan. Allerdings wurde auch diese Radiostation nur ein Jahr später stillgelegt.   Im Jahr 2013 berichtete die Webseite „The Kernel“ , dass weiterhin Zahlenfolgen mithilfe einer Telefonansage aus Großbritannien verbreitet werden, wenn man eine bestimmte Telefonnummer anruft, die in Aldershot, Hampshire (Südengland) registriert war. Es handelte sich vermutlich um eine streng vertrauliche Telefonnummer des britischen Auslandsgeheimdienstes „MI6“. Als die Webseite die sensiblen Informationen inklusive der Telefonnummer veröffentlichte, wurde die Telefonansage deaktiviert und die Redaktion bekam eine rätselhafte SMS mit der Aufforderung, diese Nummer nie wieder zu kontaktieren. Auch interessant für dich:   „UVB-76: Was ist The Buzzer?“ Der Lincolnshire Poacher in der Popkultur   Die mysteriöse britische Radiostation war Teil der Kurzgeschichte „The Whisperer in Darkness“ ( Der Flüsterer im Dunkeln ) von H. P. Lovecraft. Sie kam in der zweiten Staffel des BBC-Mystery-Podcasts „The Lovecraft Investigations“ und der Prime-Video-Serie „Truth Seekers“ vor. Außerdem wurde die Geschichte auch im Audio-Drama „Torchwood“ verarbeitet, in dem davon ausgegangen wird, dass der Lincolnshire Poacher von einem Jäger aus Lincolnshire betrieben wird.   Verwechselungsgefahr: Als „Lincolnshire Poacher“ wird auch ein berühmter Käse aus Lincolnshire bezeichnet. Auch interessant für dich: „Der Bloop: Rätsel um mysteriöses Ozean-Geräusch gelöst!“ Buchtipp zum Artikel:   Der Bestseller von Stephen Hawking: „Kurze Antworten auf große Fragen“ Offenlegung als Amazon-Partner:  Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden.

  • Backwards Music Station: Was ist XM Whales?

    Seit dem Menschen den Kurzwellenrundfunk nutzen und es Radiostationen gibt, tauchen immer wieder mysteriöse Geräusche und Signale in unterschiedlichen Frequenzen auf, die schwer zu erklären sind. Eines dieser Phänomene ist „The Backwards Music Station“, auch „XM Whales“ genannt. Was ist „The Backwards Music Station“? Was ist „The Backwards Music Station“?   „The Backwards Music Station“ ist ein unbekannter Radiosender, der eine Reihe von skurrilen Geräuschen von sich gibt. Gelegentlich sind gebrochene Stimmen zu hören. Andere Töne erinnern an Walgesänge oder rückwärts abgespielte Lieder, was auch den Namen des Senders inspirierte. Das Interessante ist, dass „The Backwards Music Station“ häufig auf zwei oder gleich mehreren Frequenzen gleichzeitig gehört werden kann, weshalb bezweifelt wird, dass es sich nur um eine Radiostation handelt. Das erste Signal wurde im Jahr 2004 auf einer Frequenz von 10512 kHz wahrgenommen. Kurz darauf kam ein zweites ähnliches Geräusch auf 10363 kHz hinzu. Beide verschwanden jedoch kurze Zeit später. Seit dem wechseln die Frequenzen regelmäßig. Hier kannst du dir ein Beispiel für eine Übertragung der „Backwards Music Station“ anhören: Der Standort des Senders bzw. der Sender wurde bereits in den USA (vor allem nahe der US-Marinestützpunkte von Jacksonville, Florida und Virginia Beach) vermutet. Die meisten Signale stammen aber aus Europa und könnten ihren Ursprung in England haben. Seit jüngstem steht auch der Militärflughafen in Sigonella (Sizilien) im Verdacht ein möglicher Übertragungsort zu sein.   Auch interessant für dich: „UVB-76: Was ist The Buzzer?“   Wer steckt hinter „The Backwards Music Station“?   Mittlerweile gehen Forscher davon aus, dass die mysteriösen Radiostationen in Wirklichkeit eine Audio-Rückkopplungsschleife sind, die durch einen aufgedrehten Sender und ein in unmittelbarer Nähe befindliches Empfangsgerät verursacht wird. Es handelt sich also demnach um eine Art technische Störung. Eine solche Störung entsteht, wenn zum Beispiel eine militärische Radiostation Teil eines Sender-Backup-Netzwerkes ist, dass betriebsbereit gehalten wird, falls die Hauptkommunikationssysteme ausfallen oder zerstört werden. Wenn die Backup-Sender zusätzlich zu anderen aktiven Sendern tagelang in Betrieb gehalten werden, um sicherzustellen, dass sie funktionsfähig sind, kann es zu Rückkopplungen kommen. (vgl. Numbers Stations & Mystery Signals ) Auch interessant für dich: „Der Bloop: Rätsel um mysteriöses Ozean-Geräusch gelöst!“ Buchtipp zum Artikel:   Der Bestseller von Stephen Hawking: „Kurze Antworten auf große Fragen“ Offenlegung als Amazon-Partner:  Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden.

  • Squeaky Wheel: Eine mysteriöse russische Radiostation

    Es gibt mehrere geheime Radiostationen, deren genauer Zweck bis heute unbekannt ist. Eine davon ist das Kurzwellensignal „Squeaky Wheel“ in Russland. Was hat es mit diesem mysteriösen Sender auf sich? Was ist „Squeaky Wheel“? Was ist „Squeaky Wheel“?   Das „Squeaky Wheel“ (auf Deutsch: „quietschendes Rad“) ist eine russische Radiostation, die vermutlich in der Nähe von Rostow am Don liegt. Tagsüber sendet sie auf einer Frequenz von 5367 kHz und nachts auf 3363,5 kHz gemäß Moskauer Zeit, wobei sich die Frequenzen des Kurzwellensignals in der Vergangenheit auch verändert haben. Seinen sonderbaren Namen bekam das „Squeaky Wheel“, weil der Radiosender bis 2008 ein schrilles Geräusch übertrug, das wie ein quietschendes Rad klang. Seitdem sendet die Station jedoch drei aufeinanderfolgende und immer höher werdende Töne. Hier kannst du dir eine Übertragung aus dem Jahr 2020 anhören: Wissenswert: Gemeinsam mit anderen Radiostationen wie „The Buzzer“ oder „The Pip“ bildet „Squeaky Wheel“ das sogenannte „Monolith Netzwerk“ – ein militärisches Kommunikationsnetzwerk in Russland.   „Squeaky Wheel“ sendet auch Sprachnachrichten.   Neben der wiederkehrenden Tonfolge sind regelmäßig Stimmen auf dem russischen Radiosender zu hören. Wöchentlich und phasenweise sogar täglich werden Sprachnachrichten gesendet. Die erste bekannte Sprachnachricht stammt aus dem Jahr 2011. Seit 2024 werden folgende Nachrichten wiederholt übertragen (vgl. Priyom ):   „Пенза07, Серна85, Ступа32, Джигит46, Сторож62, Невка26, Стажер29, Заслонка27, Песочный21, Слива94, Фонтан34, Факел36, Ковбой39, Курган40, Дублер68, Льдина38, Карта11, Утес94, Алеут09, Ружье26, Бурка37, Яхта94, Ландыш74“   Auf Deutsch: „Pensa07 (russische Stadt), Gämse85, Mörser32, Dschigit46 (berittener Krieger aus dem Kaukasus), Wächter62, Nevka26 (Fluss in Russland), Trainee29, Abluftklappe27, sandig21, Pflaume94, Springbrunnen34, Fackel36, Cowboy39, Kurgan40 (Stadt in Russland), Doppelgänger68, Eisscholle38, Karte11, Kliff94, Aleut09, Flinte26, Burka37, Yacht94, Maiglöckchen74“ Wozu dient „Squeaky Wheel“?   Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Radiosender einen militärischen Nutzen hat. Vielleicht hält das Kurzwellensignal die Frequenz frei, um im Ernstfall wichtige Botschaften zu übermitteln. Möglicherweise ist es auch Teil einer Verwirrungstaktik für ausländische Geheimdienste. Auch interessant für dich:   „Der Bloop: Rätsel um mysteriöses Ozean-Geräusch gelöst!“ Buchtipp zum Artikel:   Der Bestseller von Stephen Hawking: „Kurze Antworten auf große Fragen“ Offenlegung als Amazon-Partner:  Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden.

  • The Pip: Eine mysteriöse russische Radiostation

    In Russland gibt es eine sonderbare Radiostation, deren Zweck streng geheim ist: „The Pip“. Sie sendet seit Jahrzehnten fast durchgehend denselben Piepton und wechselt ihre Frequenz zweimal pro Tag. Steckt das russische Militär dahinter? Was ist der Zweck dieses skurrilen Kurzwellensignals? Was ist „The Pip“? Russland ist gleich für mehrere mysteriöse Radiostationen bekannt, deren wahrer Zweck ein Geheimnis bleibt. So zum Beispiel „The Buzzer“ oder „Squeaky Wheel“ , die einen Teil des sogenannten Monolith-Netzwerkes bilden, durch das vermutlich das russische Militär kommuniziert. Ein weiteres skurriles Kurzwellensignal dieses Netzwerkes ist „The Pip“ (auf Deutsch: „der Pieper“). Was hat es damit auf sich? Was ist „The Pip“?   „The Pip“ (Russisch: „Капля“, Deutsch: „Tropfen“) ist eine russische Radiostation, die etwa 50-mal pro Minute einen Piepton sendet – daher ihr Name „der Pieper“. Die Frequenz des Kurzwellensignals verändert sich 2-mal am Tag, wobei die Uhrzeiten für die Frequenzumschaltung je nach Jahreszeit variieren. Grob gesagt liegt die Sendefrequenz von „The Pip“ tagsüber (Moskauer Zeit, MSK, UTC+3) bei 5448 kHz und in der Nacht bei 3756 kHz. Es wird vermutet, dass sich die Radiostation in Rostow am Don nahe des Asowschen Meeres befindet (♁ 47,29945° N, 39,67361° O). Hier kannst du dir den Original-Piepton des Radiosenders „The Pip“ anhören: Das erste Signal des Senders wurde am 27. Dezember 1985 registriert – nur etwa einen Monat bevor das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Sowjetunion öffentlich bekanntgab, dass es politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Reformen zur Modernisierung der UdSSR geben wird. Dies war gleichzeitig auch der Anfang vom Ende der Sowjetunion. Ob „The Pip“ in irgendeiner Weise Teil dieser innenpolitischen Umgestaltungen war, ist unklar. Aber die geheime Radiostation sendet bis heute. (vgl. Priyom ) „The Pip“: Abweichungen vom Sendeplan   Neben dem wiederholten Piepton werden auf der Frequenz mehrmals pro Tag Sprachnachrichten verschickt. Manchmal sind auch Gespräche aus dem Funkraum oder ein offenes Mikrofon zu hören. Zu den wiederkehrenden Rufzeichen gehört zum Beispiel:    „Для 4РВЗ, 3ВСЬ, ДКЙ1, ЖД9В, 42БВ, 81БР, М7КС, ПМВ5, ЛЬГЙ, КЗИЬ, как слышно, как слышно?“ – Deutsch: „Wie hörst du mich? Wie hörst du mich?“   Wozu dient die Radiostation „The Pip“?   Es gibt viele Spekulationen darüber, was der Zweck von „The Pip“ sein könnte. Grundsätzlich wird von einer militärischen Nutzung ausgegangen, ähnlich wie bei anderen bisher geheimen Kurzwellensignalen aus Russland. Es könnte sein, dass der Piepton den Kanal freihält und dafür sorgt, dass die entsprechende Frequenz aktiv und störungsfrei bleibt, um im Ernstfall (z. B. bei einem atomaren Erstschlag gegen Russland) wichtige Botschaften zu übermitteln. Es könnte aber auch einfach eine Verwirrungstaktik sein, um ausländische Geheimdienste „auf Trab“ zu halten. Auch interessant für dich:   „Der Bloop: Rätsel um mysteriöses Ozean-Geräusch gelöst!“ Buchtipp zum Artikel:   Der Bestseller von Stephen Hawking: „Kurze Antworten auf große Fragen“ Offenlegung als Amazon-Partner:  Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden.

  • Was ist Citizen Science? | Bürger-Projekte für gemeinsame Forschung [FAQ]

    Wissenschaft ist nicht nur den Wissenschaftlern vorbehalten. Mit Citizen Science können auch Bürgerinnen und Bürger ohne akademischen Hintergrund forschen. Zahlreiche Projekte und Plattformen in Deutschland und der EU machen es möglich. Und so geht’s! Was ist Citizen Science? Wissenschaft rückt hierzulande zunehmend in den Fokus der Gesellschaft. Immer mehr Menschen interessieren sich für aktuelle Forschung zu unterschiedlichsten Themen. Ob körperliche und geistige Gesundheit, die Geschichte der Menschheit, innovative Technologien oder die Erforschung unseres Universums – auch Bürgerinnen und Bürger ohne akademischen Hintergrund möchten erfahren, was Wissenschaftler entdecken und worüber an Universitäten gesprochen und diskutiert wird. Denn Wissenschaft ist nicht nur den institutionell gebundenen Wissenschaftlern ihres Faches vorbehalten – jeder kann etwas zum Diskurs beitragen. Citizen Science: Wissenschaft liegt im Trend!   Auch die Wissenschaftskommunikation hat sich in Deutschland weiterentwickelt. Was damals noch mehr oder minder interessante und an klassischen Frontalunterricht erinnernde Dokumentationen auf ARD und ZDF waren, sind heute „Sciencefluencer“ auf YouTube und Co. (z. B. Mai Thi Nguyen-Kim via MaiThink X ehem. maiLab oder Mirko Drotschmann via MrWissen2go), die häufig auch im linearen Fernsehen tätig sind, um ein breites Publikum zu erreichen.   Alles das zieht auch Menschen ohne akademischen Hintergrund in den Bann. Plötzlich werden ansonsten nur schwer verständliche und komplexe Inhalte klar und deutlich. Wissenschaft wird nahbar und erfahrbar – und jeder kann daran teilhaben. Man muss kein Wissenschaftler sein. Mit „Citizen Science“ kann jeder forschen. Trotzdem ist das Einhalten wissenschaftlicher Standards Pflicht. Wie sieht das aus?   Was ist Citizen Science?   Der Begriff „Citizen Science“ ist aus dem Englischen übernommen und bedeutet übersetzt „Bürgerwissenschaft“. Hier geht es darum, dass Menschen ohne akademische Bildung oder auch Akademiker ohne Anstellung an einer Forschungseinrichtung, an wissenschaftlichen Prozessen teilnehmen können. Die Voraussetzung hierfür ist die Einhaltung wissenschaftlicher Standards, weshalb Citizen Scientists immer durch professionelle Hilfe betreut und angeleitet werden und keine zu komplexen Methoden bei der Bürgerforschung zum Einsatz kommen. Niemand kann zuhause einfach so das genaue Alter eines Fossils bestimmen oder chemische Analysen durchführen. Es geht vielmehr um das Sammeln von Wissen! Auch interessant: „Fossilien suchen in Deutschland – Alles, was du wissen musst“   Die Beteiligung von Außenstehenden an Forschungsprojekten hat Vorteile für Wissenschaftler. Denn Forschung braucht vor allem valide Daten – also gute Informationen. Und davon so viele wie möglich! Deshalb sehen Citizen-Science-Projekte zum Beispiel so aus, dass Bürger unter Anleitung bestimmte Umweltphänomene oder Tierarten beobachten. Aber es geht auch noch „verrückter“: Mithilfe einer App namens „Beweisstück Unterhose“ und vielen freiwilligen Bürgerwissenschaftlern hat das Zentrum für landwirtschaftliche Forschung „Agroscope Schweiz“ gemeinsam mit der Universität Zürich eine flächendeckende interaktive Karte der Bodenqualität in der Schweiz und darüber hinaus erstellen können. Dafür sollten die Citizen Scientists eine Baumwoll-Unterhose oder Teebeutel an unterschiedlichen Orten vergraben, ihren Verrottungsgrad über die Zeit hinweg untersuchen und in der App dokumentieren. Dadurch konnten umfassende Daten über die Gesundheit des Bodens gesammelt werden – ein großer Erfolg!   Zu Citizen Science gehört auch der Austausch mit anderen Bürgerwissenschaftlern oder professionellen Forschern, sowie die Organisation von Fachgesellschaften und Weiterbildungsmöglichkeiten. Citizen Science bietet für alle eine Perspektive des lebenslangen Lernens und eine einzigartige Verbindung von Forschung und Gesellschaft.   Wissenswert: Citizen Science wird auch als Bürgerforschung, ehrenamtliche Forschung, Amateurwissenschaft, Do-It-Yourself-Science, Public History oder transdisziplinäre Forschung bezeichnet. In den Geisteswissenschaften hat sich der Begriff „Public Humanities“ durchgesetzt. Wie wirst du ein Citizen Scientist?   Als Erstes brauchst du ein bestimmtes Maß an Neugier für ein wissenschaftliches Fachgebiet: Du bist gern in der Natur unterwegs? Du interessierst dich für seltene Tierarten? Du möchtest gerne nachhaltig und umweltfreundlich leben? Du beobachtest abends die Sterne mit deinem Hobby-Teleskop? Du interessierst dich für Geschichte, liest gerne alte Texte und besuchst historische Stätten? Und ganz wichtig: Du möchtest nach wissenschaftlichen Standards und mit maximaler Seriosität arbeiten? Dann findest du bestimmt ein Citizen-Science-Projekt, das genau nach jemandem wie dir sucht!   Plattformen und Organisationen für Citizen Science   Hier findest du viele spannende Citizen-Science-Projekte in deiner Nähe und weltweit, an denen du teilnehmen kannst: Citizen Science Germany mit:forschen EU Citizen Science European Citizen Science Association Forschungspreis für Citizen Science   Das Projekt „mit:forschen“ , das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird, verleiht jedes Jahr einen Preis für exzellente Forschung mit Citizen Science. „Der Forschungspreis ist mit einem Preisgeld von 20.000 Euro für den ersten Platz, 10.000 Euro für den zweiten Platz und 5.000 Euro für den dritten Platz dotiert. Die Preisgelder ermöglichen den Preisträger*innen, ihre Aktivitäten im Bereich der Citizen Science weiter auszubauen und sind zweckgebunden einzusetzen. Mit dem Preisgeld können Personal-, Sach- und Reisekosten gedeckt werden, wie zum Beispiel die Finanzierung einer Hilfskraft im Citizen-Science-Projekt oder einer jeweils forschungsbezogenen Veranstaltung, Reise oder Publikation.“ – mitforschen.org Auch interessant:   „Meteoritenjäger: So kannst du Meteoriten suchen, finden und erkennen“ Buchtipp zum Artikel:   Der Bestseller von Stephen Hawking: „Kurze Antworten auf große Fragen“ Offenlegung als Amazon-Partner:  Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden.

  • Wald in Zahlen: Wie viele Bäume gibt es auf der Erde? Wie viele werden gefällt und gepflanzt?

    Bäume sind Alleskönner: Sie binden CO₂, fördern Biodiversität, bieten wertvollen Lebensraum, verbessern die Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen, schützen den Boden vor Erosion, reinigen die Luft, kühlen ihre Umgebung und halten den Wasserhaushalt der Natur im Gleichgewicht. Doch wie steht es um unsere Wälder? Wie viele Bäume gibt es noch auf der Erde? Werden mehr Bäume gefällt, als nachgepflanzt? Wie viel Holz wird allein für die Papier-Herstellung verbraucht? Hier erfährst du ein paar interessante Zahlen an. Wie steht es um unsere Wälder? Überraschendes Ergebnis: US-Forscher wollten wissen, wie viele Bäume es noch gibt Wissenschaftler der Yale University wollten so genau wie möglich herausfinden, wie viele Bäume auf der Erde wachsen und veröffentlichten ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Nature“. Die Daten für ihre Studie sammelten sie mithilfe von Satellitenbildern, internationalen Bestandsaufnahmen und Computerberechnungen. Sie verteilten ein Netz aus 429.775 Messstellen über 50 Länder auf allen Kontinenten, außer der Antarktis. Als Baum zählte dabei jede Pflanze, deren Stamm verholzt war und einen Durchmesser von mindestens zehn Zentimetern erreicht hatte. „Bäume gehören zu den bedeutendsten und entscheidendsten Organismen der Erde, und dennoch beginnen wir gerade erst ihre globale Ausdehnung und Verbreitung zu verstehen.“ – Thomas Crowther, Yale University Der Wald in Zahlen: Ein erstaunliches Bild! Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass es über 3 Billionen Bäume auf der Welt gibt. Auf jeden Menschen kommen also 422 Bäume (Stand: 2015). Bisher ging man lediglich von 400 Milliarden Bäumen aus, also nur 60 Bäumen pro Mensch. Doch die Studie konnte noch weitere konkrete Daten ans Licht bringen. Hier ein paar spannende Zahlen: Deutschland: 100 Bäume pro Einwohner Norwegen: 3.000 Bäume pro Einwohner Russland: 4.500 Bäume pro Einwohner Bolivien: 5.400 Bäume pro Einwohner Die höchste Baumdichte findet sich nicht in Regenwäldern (wie zuvor vermutet), sondern in subarktischen Regionen mit borealen Nadelwäldern: in Russland, Skandinavien und Nordamerika. Die größten zusammenhängenden Waldflächen wachsen jedoch in den Tropen. Tropische und subtropische Wälder: 1,39 Billionen (46 Prozent) Boreale Wälder: 0,74 Billionen (24 Prozent) Gemäßigte Wälder: 0,61 Billionen (20 Prozent) Andere Wälder (z. B. in der Savanne): 0,3 Billionen (10 Prozent) Die Wälder unserer Erde in Zahlen. Kein Grund zum Aufatmen: Die Hälfte des Waldes ist bereits verschwunden Doch das überraschend positive Ergebnis der Yale-Studie ist nicht unbedingt ein Grund zur Freude. Denn insgesamt hat sich der globale Waldbestand seit Beginn der menschlichen Zivilisation halbiert. Die Hälfte aller Wälder ist also bereits verschwunden. Der Mensch bleibt im Bereich „Vegetation“ der größte Einflussfaktor. Je mehr Menschen in einer Region leben, desto weniger Bäume wachsen dort. Besonders feuchte und fruchtbare Gegenden, in denen Wald gut gedeiht, werden aufgrund dieser Eigenschaften vom Menschen landwirtschaftlich genutzt. Die Bäume müssen weichen – Wälder werden gerodet. „Wir haben damit die Zahl der Bäume auf unserem Planeten um fast die Hälfte reduziert. Und die Folgen davon für Klima und die menschliche Gesundheit bekommen wir heute zu spüren. Denn Bäume gehören zu den wichtigsten Organismen der Erde. Sie speichern gewaltige Mengen Kohlenstoff, sind essenziell für das Recyceln von Nährstoffen und erweisen uns Menschen unzählige Dienste.“ – Thomas Crowther, Yale University Wie viele Bäume werden jeden Tag gefällt? Laut dem WWF verschwinden jedes Jahr etwa 15 Milliarden Bäume. Das sind fast 275 Millionen Bäume an einem Tag – pro Minute eine Fläche von 35 Fußballfeldern, allein 30 davon sind Regenwald. Die Forscher der Yale University stimmen dem zu. „Wir schätzen, dass Entwaldung, Landnutzungs-Veränderungen, Forstmanagement und andere Einflüsse für den Verlust von rund 15,3 Milliarden Bäumen jährlich verantwortlich sind.“ – Thomas Crowther, Yale University Wie viele Bäume werden jedes Jahr gepflanzt? Obwohl sehr viel Wald illegal gerodet wird, lässt sich immer noch recht zuverlässig ermitteln, wie viele Bäume gefällt, aber nicht, wie viele neu gepflanzt werden. Es gibt zahlreiche Organisationen, die sich der Aufforstung widmen. Die UNEP – das Umweltprogramm der Vereinten Nationen – will jährlich eine Milliarde Bäume pflanzen. Weitere Organisationen, die sich in diese Richtung engagieren, sind zum Beispiel: ECOSIA , Green Forest Fund , Naturefund , Treedrom oder Plant for the Planet . Wie viele Bäume werden nur für die Papier-Herstellung gefällt? Jeder Deutsche verbraucht 227 Kilogramm Papier im Jahr. Für die Herstellung von einem Kilogramm Papier werden 2,2 Kilogramm Holz benötigt – je nach Baumart. Aus Eukalyptus lässt sich beispielsweise mehr Papier herstellen als aus der gleichen Menge Fichte. Fast jeder fünfte gefällte Baum wird zu Papier: Zeitung, Verpackung oder Toilettenpapier. Deutschland ist der größte Papierimporteur (ca. 10 Mio. Tonnen) und der viertgrößte Papierproduzent (ca. 22 Mio. Tonnen) der Welt. Beim Sammeln und Recyceln von Altpapier steht Deutschland auf Platz vier – nach China, den USA und Japan. Alle Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2019. Laut Recherchen des WWF gelangten nur in dem Jahr 2006 fast vier Millionen Kubikmeter Papier und Zellstoff aus wahrscheinlich illegalen Quellen in die Europäische Union. Erderwärmung: Bäume pflanzen für das Klima? Viele Forscher gehen davon aus, dass das Pflanzen von Bäumen allein den Klimawandel nicht aufhalten wird. Dafür sind die Probleme zu tiefgreifend und die Ursachen für die Klimaerwärmung zu zahlreich. Nichtsdestotrotz wäre eine Welt ohne Bäume auch eine Welt ohne Leben. Es ist daher wichtig, insbesondere natürliche Wälder zu schützen und zu fördern. Das kommt nicht nur der Natur, sondern auch uns Menschen auf vielen Ebenen zugute. Im Kampf gegen den Klimawandel sind Bäume ein sehr wichtiger Bestandteil, aber nicht der einzige. Buchtipp zum Artikel: „Das Wald-Kochbuch: sammeln - erleben - entdecken - genießen“ Dieser Beitrag könnte dich auch interessieren:   „Ein Baum so stark wie 10 Klimaanlagen: Wie Bäume unsere Städte kühlen“ Offenlegung als Amazon-Partner:  Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden. Quellen bzw. weiterführende Links: (1) Nature: „Mapping tree density at a global scale“ (2) wissenschaft.de: „Wie viele Bäume gibt es auf der Erde?“ (3) Welt: „Es gibt achtmal mehr Bäume als bisher angenommen“ (4) WWF: „Aus Wäldern wird Papier“

  • Sex in der Steinzeit: Das Liebesleben unserer Vorfahren

    Wie lief Sex in der Steinzeit ab? Hatten die Menschen damals einen Sinn für Romantik? Was fanden Männer an Frauen attraktiv? Wer gab den Ton an und hat man sich eigentlich schon damals geküsst? Hatten Steinzeit-Menschen mehrere Partner? Wie standen unsere Vorfahren zu Homosexualität? Und was weiß man über das Liebesleben der Neandertaler? Schauen wir uns aktuelle Forschung an. Wie war eigentlich das Liebesleben unserer Vorfahren? Kapitel in diesem Beitrag Disclaimer: Steinzeit ist nicht gleich Steinzeit Steinzeit: Ein anderes Verständnis von Schönheit und Erotik War Sex in der Steinzeit zärtlich und romantisch? Steinzeit-Menschen: Nur Sex im Kopf? Beziehungen in der Steinzeit: Monogamie oder Polygamie? Geschichte des Kusses: Haben sich Steinzeit-Menschen geküsst? Sexuelle Gewalt in der Steinzeit: Eine Frage der Rollenbilder Hatten moderne Menschen Sex mit Neandertalern? Steinzeit: Sex mit Verwandten war völlig normal Homosexualität und Transsexualität in der Steinzeit Schlusswort: Was wir aus der Steinzeit lernen können Disclaimer: Steinzeit ist nicht gleich Steinzeit Innerhalb der steinzeitlichen Gesellschaften gab es große Unterschiede in Entwicklung und Kultur: Der Homo Sapiens wanderte viel und baute bereits vor Beginn des Ackerbaus Hütten aus Tierfellen oder Zweigen. Neandertaler bewohnten Höhlen, bauten aber auch bereits erste Hütten, blieben dennoch vorwiegend an einem Ort. Die Steinzeit endete in verschiedenen Regionen zu unterschiedlichen Zeiten, weil sich neue Technologien, wie der Ackerbau oder die Bronzeverarbeitung, nicht überall gleichmäßig entwickeltn – z. B. aufgrund der ungleichen Verfügbarkeit verschiedener Rohstoffe. Im Nahen Osten war Bronze bereits im dritten Jahrtausend vor Christus bekannt. Im nördlichen Europa sollte es noch 1.000 Jahre länger dauern. Der Ackerbau begann im sogenannten „fruchtbaren Halbmond“ (nördlich der Syrischen Wüste) bereits um 11.000 v. Chr. In Nordeuropa wurde die Landwirtschaft erst im dritten Jahrtausend vor Christus zum Standard. Es gibt also kein einheitliches Bild dieser Kulturen oder Epochen. Wir können immer nur kleine Momente und Bruchstücke ihres Lebens rekonstruieren. Steinzeit: Ein anderes Verständnis von Schönheit und Erotik Es ist wenig überraschend, dass Steinzeit-Männer andere Aspekte an Frauen attraktiv fanden als viele heutige Männer. Das beste Beispiel hierfür ist die „Venus von Willendorf“ – eine rund 11 Zentimeter große Kalkstein-Figur, die erstaunliche 30.000 Jahre alt ist und in Österreich entdeckt wurde. Diese Figur spiegelt das weibliche Idealbild der Menschen in der Altsteinzeit wider. Eine Frau mit großen Brüsten, breiten Hüften und, wie man heute sagen würde, „ein paar Pfund zu viel“. Die natürlichen Formen und Kurven des weiblichen Körpers stehen hier definitiv im Vordergrund. Die Venus von Willendorf. Bild: Bjørn Christian Tørrissen (CC) Es wurden auch andere, ähnliche Frauen-Idole (sogenannte „Venusfigurinen“ – mehr Bilder im Laufe des Artikels) aus Speckstein, Ton oder Elfenbein gefunden – von Westeuropa bis Sibirien. Und alle Objekte haben verblüffende Gemeinsamkeiten. Sie lassen den Schluss zu, dass damals kulturübergreifend vor allem große Brüste, ein breites Becken und sogar große Schamlippen als Inbegriff weiblicher Schönheit angesehen wurden. Diese Schönheitsideale lassen sich noch heute zum Beispiel in afrikanischen Kulturen finden. War Sex in der Steinzeit zärtlich und romantisch? Zärtlichkeit und Romantik kommen vor allem dann ins Spiel, wenn Menschen verliebt sind. Und Liebe ist wohl so alt wie die Menschheit selbst – auch wenn sie unterschiedlich zum Ausdruck gebracht wird. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich Menschen in der Steinzeit auch auf sexueller Ebene ihre Zuneigung gezeigt haben, einander gefallen und dem anderen Lust schenken wollten. Bärbel Auffermann, die stellvertretende Direktorin des Neanderthal-Museums vermutet auch, dass die Neandertaler untereinander zärtlich waren, einen Sinn für Romantik hatten und sich verlieben konnten. Sie haben ihre Höhle wahrscheinlich nicht mit Rosenblättern ausgelegt, aber sich vermutlich Geschenke gemacht und gewusst, was dem Anderen gefällt. Steinzeit-Menschen: Nur Sex im Kopf? Viele vermuten an dieser Stelle vielleicht, dass es in der Steinzeit auch im Liebesleben wild zuging. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass ständig ein Pärchen im Gebüsch oder unter einem Tierfell verschwand. Im Alltag der Menschen ging es vordergründig ums pure Überleben. Alles drehte sich um die Beschaffung von Nahrung und dem Schutz vor Gefahren wie Raubtieren oder Naturgewalten. In so einem Umfeld ist es schwer nur „das Eine“ im Kopf zu haben. Hatten Steinzeitmenschen überhaupt Zeit für ein ausgedehntes Liebesleben? Aufgrund dieser dauerhaft angespannten Situation wird vermutet, dass Steinzeit-Menschen keinen langen ausschweifenden Sex hatten, sondern eher bei „Quickies“ verbleiben mussten. Wenn man wirklich ungestört sein wollte, musste man sich von der Gruppe entfernen. In der Wildnis konnte jedoch jederzeit ein Raubtier angreifen. „Kopf-abschalten“ und genießen funktionierte also nicht. In gewisser Weise war Sex in der rauen Natur vor vielen tausend Jahren vielleicht sogar gefährlich, weil man sich gegenseitig ablenkte. Es sei denn, man blieb mit den anderen in der Höhle bzw. in der steinzeitlichen Hütte (Stichwort: Keine Privatsphäre!). Aber wollte man das? Vielleicht war der öffentliche Geschlechtsverkehr vor aller Augen in primitiven Gesellschaften „aus Sicherheitsgründen“ tatsächlich normal. Anders gesagt, es gab ein anderes Verständnis von Privatsphäre. Beziehungen in der Steinzeit: Monogamie oder Polygamie? Bis heute gibt es Völker, die in polygamen Beziehungen leben – also meistens ein Mann, der mehrere Frauen hat (Fälle, in denen dies andersherum ist, sind ebenfalls dokumetiert). Es ist durchaus wahrscheinlich, dass auch Menschen in der Steinzeit diesem Konzept folgten. Der Vorteil für Männer: Sie können viel mehr Nachkommen zeugen. Der Vorteil für Frauen: Sie haben die besten Chancen auf starke, gesunde Nachkommen, weil sie sich mit dem „besten“ Mann in der Gruppe fortpflanzen können und in jedem Fall nicht ohne Partner bleiben müssen. Genetische Daten deuten außerdem darauf hin, dass sich wandernde Menschen-Gruppen untereinander fortpflanzten, wenn sie sich zufällig begegneten. Mit anderen Worten: Wenn man sich schonmal über den Weg lief, dann „so richtig“. Treue im heutigen Sinne spielte da keine große Rolle. Biologisch ist das gar nicht verkehrt. Dadurch bleibt der Genpool innerhalb der einzelnen Sippen vielfältig und es kommt seltener zu Inzest. (Dazu später mehr!) Forscher aus Deutschland und Tschechien haben bei der Untersuchung von 5.000 Jahre alten Knochenfunden aus Böhmen etwas Interessantes entdeckt. Laut Gen-Analysen von fast 300 verschiedenen Skeletten gehen diese lediglich auf fünf Abstammungslinien zurück. Das heißt, beim Sex gab es strenge „Paarungsregeln“. Es durfte nicht jeder mit jedem. Es scheint eine männliche Elite gegeben zu haben, die dafür sorgte, dass insgesamt nur wenige Männer Nachkommen zeugen durften. Ob Frauen an dieser Entscheidung beteiligt gewesen waren, ist unklar. Die Venus vom Hohlefels (Deutschland), 40.000 v. Chr. Bild: Ramessos (CC) Mit der Sesshaftigkeit legten sich die Menschen zunehmend auf einen „Partner fürs Leben“ fest. Es heißt, die Ehe entstand vor etwa 5.000 Jahren, als viele Menschen bereits als Bauern lebten und wertvollen Landbesitz hatten. Dieser musste in der Familie bleiben, also an die Blutsverwandten weitergegeben werden. Allein aus diesem Grund ist es sinnvoll, wenn ein Mann nur mit einer Frau Nachkommen zeugt. Außerdem wurden die Menschen-Gruppen in dieser Zeit größer. Die Siedlungen wuchsen und schon im vierten Jahrtausend vor Christus kamen in Mesopotamien die ersten Städte auf. Je mehr Menschen an einem Ort leben, desto größer ist die Gefahr, sich mit sexuell übertragbaren Krankheiten anzustecken. Monogamie diente also auch dem Schutz vor Syphilis, Chlamydien und Tripper. Geschichte des Kusses: Haben sich Steinzeit-Menschen geküsst? Um die Evolution des Küssens ranken sich viele Mythen. Aus der Beobachtung vieler unterschiedlicher Kulturen auf der Welt wird deutlich: Rund 90 Prozent aller Menschen küssen sich. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass auch steinzeitliche Völker sich geküsst haben. Es gibt aber auch heute noch Ausnahmen. Es heißt, in China sei das Küssen auf den Mund etwas „Abscheuliches“ und sogar ein Ausdruck von Kannibalismus. In einigen finnischen Volksstämmen baden die Liebespaare zwar gerne miteinander, küssen sich aber nicht. Und in der Mongolei riechen die Väter an den Köpfen ihrer Söhne, um ihnen ihre Zuneigung zu zeigen – sie geben ihnen aber keinen Kuss. Trotzdem: Die allermeisten Menschen küssen. Aber warum küssen wir überhaupt? Es scheint sich dabei um einen tiefsitzenden, angeborenen Instinkt zu handeln. Heute gibt es drei Theorien, woher dieser stammen könnte: 1. Theorie: Sigmund Freud formulierte, dass der Wunsch des Küssens an das Bedürfnis des Neugeborenen angelehnt ist, von seiner Mutter gestillt zu werden. 2. Theorie: Das Küssen könnte von dem uralten Verhalten herrühren, sich gegenseitig von Mund zu Mund zu füttern. In einigen afrikanischen Kulturen ist das bis heute üblich. Auch unter Primaten ist die Fütterung von Mund zu Mund eine gängige Praxis. 3. Theorie: Die derzeit vielleicht anerkannteste Vermutung besagt, dass Küssen ein Überbleibsel der Fellpflege (Grooming) unserer noch ganzkörper-behaarten Vorfahren ist. Auch Schimpansen und Bonobos geben sich nach dem gegenseitigen Entfernen von Hautschuppen und Parasiten aus dem Fell eine Art „letztes Küsschen“. Buchtipp zum Artikel: „Die Geschichte des Lebens: Vier Milliarden Jahre Evolution entschlüsselt“ Letztendlich hat sich das Küssen gegenüber dem Nicht-Küssen durchgesetzt. Forscher vermuten, das liege zum Beispiel an den positiven Effekten auf das Immunsystem. Der Körper kommt mit anderen Bakterien in Kontakt und immunisiert sich. Küssen ist also gesund. Gleichzeitig wird beim Küssen das „Kuschelhormon“ Oxytocin ausgeschüttet. Dieses stärkt zwischenmenschliche Bindungen und sorgt für Glücksgefühle. Außerdem sinkt das Stresshormon Cortisol. Wer küsst, ist also entspannter. Und die Evolution des Küssens geht weiter – bzw. die Globalisierung des Küssens. Noch vor 20 Jahren war es in England undenkbar, sich in der Öffentlichkeit auf die Wange zu küssen, so die Journalistin Adrianne Blue, die 1992 ein Buch über das Küssen geschrieben hat. Sie vermutet, dass sich die küssenden 90 Prozent gegenüber den letzten Nicht-Küssern durchsetzen werden. Der Kuss wandert also um die Welt – und wahrscheinlich wird er uns alle erobern. Sexuelle Gewalt in der Steinzeit: Eine Frage der Rollenbilder Bis heute ist sexueller Kontakt nicht immer einvernehmlich. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Frauen und auch Kinder in der Steinzeit sexuellen Missbrauch erlebten. Das Fehlen der Knochen von jungen Frauen in Massengräbern aus der Jungsteinzeit, während ansonsten Überreste von jungen Männern, Kindern und Alten zu finden waren, deutet sogar auf systematischen Raub von Frauen im gebärfähigen Alter hin. Aber war das der Standard? Hatten damals wirklich die Männer das Sagen und wurden Frauen mit Gewalt unterdrückt? Über das soziale Gefüge in steinzeitlichen Sippen wird bis heute gestritten. Welche Stellung hatten Frauen in steinzeitlichen Gesellschaften? Jäger und Sammler bzw. auch die frühen Bauern lebten in kleinen, eng zusammengehörenden Gruppen. Die Menschen kannten einander gut, gaben gegenseitig auf sich Acht und wussten, dass sie nur gemeinsam überleben können. Ein „Sexual-Triebtäter“ in so einer Gruppe wäre wohl schnell ein Störenfried geworden, der den so überlebenswichtigen Zusammenhalt der ganzen Sippe gefährdet. Vielleicht hätte man ihn verstoßen. In so kleinen Menschen-Gruppen blieben wohl weder romantische Gefühle noch Gewalt unbemerkt. Die Frage ist nur, wie die anderen Gruppenmitglieder auf so etwas reagierten. Forscher vermuten, dass die Sippen in der Jungsteinzeit zwischen 8.000 und 3.000 vor Christus eher matriarchal lebten, also von Frauen geführt wurden. Der Grund: Die Frauen bestimmten über den neu aufkommenden Ackerbau, während die Männer auf Jagd gingen und die Frauen in dieser Zeit also nicht beschützen konnten. Frauen und Kinder mussten sich selbst zu helfen wissen und den bäuerlichen Alltag strukturieren. Die Bindung zwischen Mutter und Kind war damals also viel entscheidender als die zwischen Mann und Frau. Wie der Alltag vonstattenging, wenn die Männer daheim waren, lässt sich schwer sagen. Möglicherweise wurden viele Sippen auch schon vor Beginn des Ackerbaus von Frauen geführt. In heutigen Naturvölkern gibt es die unterschiedlichsten Machtkonstellationen. Es kamen wohl auch in der Steinzeit verschiedene Hierarchien vor. Hatten moderne Menschen Sex mit Neandertalern? Es ist kein Geheimnis, dass sich Homo Sapiens und Homo Neanderthalensis miteinander fortpflanzten. Die Spuren dieser uralten Vereinigung lassen sich bis heute in unserem Erbgut nachweisen. Jeder Europäer und Asiate trägt rund zwei Prozent Neandertaler-Gene in sich. Addiert man alle bekannten Gene des Neandertalers zusammen, die in uns modernen Menschen zu finden sind, lassen sich rund 30 Prozent seines Erbguts rekonstruieren. Als Homo Sapiens den afrikanischen Kontinent vor etwa 400.000 Jahren verließ, bestanden die einzelnen Gruppen aus nur wenigen Individuen, die sich untereinander fortpflanzten. Das Genmaterial des Neandertalers kam also sehr gelegten, um das „verarmte“ Erbgut des Homo Sapiens aufzufrischen. Es heißt, dass die „prägende“ Vermischung beider Menschen-Arten vor rund 47.000 Jahren stattgefunden hätte. Vor 40.000 Jahren starben die letzten Neandertaler schließlich aus – bzw. leben zum Teil bis heute in uns weiter. Lebend-Rekonstruktion eines Neandertalers. Bild: Neanderthal-Museum, Mettmann (CC) Japanische und deutsche Studien zeigten, dass die Gene des Neandertalers unsere Haut, Haare, Statur, unseren Stoffwechsel und unser Immunsystem prägen – und das alles mit dem Ziel, uns besser an unsere Umgebung anzupassen. Heute weiß man, dass bestimmte Gen-Varianten der Neandertaler das Risiko für verschiedene Krankheiten wie Prostata-Krebs senken und Frauen fruchtbarer machen. Diese uralten Gene beeinflussen unsere Knochendichte, unseren Tag- und Nachtrhythmus und die Anpassung unseres Blutes an große Höhen. Auf der anderen Seite heben bestimmte Neandertaler-Gene auch Krankheitsrisiken, darunter für Dermatitis (Hautentzündung) oder rheumatoide Arthritis (chronische Gelenkentzündung). Der Einfluss des Neandertaler-Erbgutes ist in vieler Hinsicht noch unerforscht. Wir beginnen gerade erst zu verstehen, wer unser „Cousin“ aus der Steinzeit eigentlich wirklich war. Doch auch sexuelle Verbindungen mit anderen Menschen-Arten sind bekannt. Ein 50.000 Jahre altes Knochenstück eines Steinzeit-Mädchens aus der Denisova-Höhle im sibirischen Altai-Gebirge offenbart, dass ihre Mutter eine Neandertalerin war, während ihr Vater ein Denisova-Mensch gewesen ist. In Eurasien lebten bis vor 40.000 Jahren Neandertaler (vor allem im Westen) und Denisova-Menschen (vor allem im Osten) zum Teil Seite an Seite. Später breitete sich auch Homo Sapiens über Europa immer mehr in Richtung Osten aus. Steinzeit: Sex mit Verwandten war völlig normal Ein internationales Forscherteam der Universität Freiburg entdeckte rund 9.000 Jahre alte Überreste von modernen Menschen im Süden Jordaniens. Die Besonderheit: Bei der Untersuchung der Kieferknochen wurde festgestellt, dass die oberen seitlichen Schneidezähne bei mehr als jedem dritten Gebiss fehlten. Dieses seltene angeborene Merkmal kommt jedoch nur bei ein bis zwei Prozent der gesamten Weltbevölkerung vor. Die Wissenschaftler schlussfolgerten, dass die steinzeitlichen Dorfbewohner alle miteinander verwandt gewesen sein müssen. Sie gehen so weit zu sagen, dass die Menschen dieser Sippe fast ausschließlich Sex untereinander – also letztlich mit Familienmitgliedern hatten (Endogamie). Gleichzeitig belegen Funde von Meereskorallen aus weiter Ferne, dass es durchaus Kontakt zu anderen Völkern gab. Trotzdem pflanzten sich die Menschen vorzugsweise im engsten Kreis fort. Die Venus von Dolní Věstonice, Tschechien - 29.000 v. Chr. Bild: Petr Novák (CC) Es ist durchaus wahrscheinlich, dass auch andere steinzeitliche Sippen sexuelle Verbindungen innerhalb der Gruppe zuließen und sogar förderten. Auf diese Weise blieb der Zugang zu kostbaren Ressourcen „in der eigenen Familie“. Gleichzeitig wird der Zusammenhalt der Gruppe gestärkt. Mit anderen Worten: Wenn alle miteinander schlafen, streiten sie auch weniger. So zumindest die Theorie. Bis heute lösen Bonobos (Zwergschimpansen) auf diese Weise Konflikte in ihrer Gruppe: durch Sex. Homosexualität und Transsexualität in der Steinzeit Gleichgeschlechtliche Liebe in steinzeitlichen Kulturen ist ein sehr spannendes Thema. Leider gibt es aus dieser Zeit jedoch keine schriftlichen Zeugnisse, Höhlenmalereien oder andere Kunst- bzw. Kultobjekte, die in irgendeiner Weise ein homosexuelles Verhalten zwischen zwei Individuen darstellen. Der Fund eines 5.000 Jahre alten männlichen Skeletts im heutigen Tschechien (nahe Prag) sorgte unter Forschern jedoch für Gesprächsstoff. Im Jahr 2011 nannte die britische Daily Mail diesen Steinzeit-Mann „The oldest Gay in Village“ und der Berliner Kurier gab ihm den Namen „Schwötzi“ (schwuler Ötzi). Doch warum ging man davon aus, dass dieser Mann homosexuell gewesen sein könnte? Der Tote aus dem neolithischen Kulturkreis der sogenannten „Schnurkeramiker“ wurde, wie es für diese Zeit üblich war, mit angezogenen Beinen bestattet. Die Menschen damals achteten sehr darauf, dass sie Frauen auf ihrer linken Seite und Männer auf ihrer rechten Seite liegend begruben. Nun ist es aber so, dass dieser Mann, wie es für eine Frau üblich gewesen wäre, auf seiner linken Seite lag. Diesen Umstand sahen einige als Indiz dafür, dass dieser Mann homosexuell oder transsexuell gewesen sein könnte und seine Mitmenschen das auf diese Weise bei seiner Bestattung berücksichtigen wollten. Den Gedanken ließ auch die Leiterin der Grabung – Remišová Věšínová – zu. Was wissen wir über Homosexualität und Transsexualität in der Steinzeit? Eine solche unkonventionelle Theorie im Zusammenhang mit diesem außergewöhnlichen Fund sorgte jedoch auch für Kritik . Manche Forscher wiesen noch einmal explizit darauf hin, dass die sexuelle Orientierung eines Menschen nicht aus seinem Skelett abgelesen werden kann. Wer dieser Mann also wirklich gewesen ist, lässt sich nicht mehr eindeutig sagen und bleibt Spekulation. Schlusswort: Was wir aus der Steinzeit lernen können Verschiedene steinzeitliche Kulturen hatten wahrscheinlich ihre ganz eigenen Vorstellungen von Zuneigung. Aber eins steht wohl fest: Steinzeit-Sex war kein besserer Sex. Auch wenn erotische Wunschträume von Wildnis und archaischen Rollenbildern immer wieder für romantisierte Fantasien sorgen. Liebe, Zärtlichkeit und auch ein Sinn für Romantik machen uns menschlich. Der Umstand, dass wir nicht mehr ums Überleben kämpfen müssen, gibt uns die Chance, unsere sinnlichen Seiten zu genießen und uns gegenseitig Gutes zu tun. Im Grunde bleibt zu sagen, dass alles erlaubt ist, worauf die Beteiligten Lust haben (bitte ohne Inzest und mit gegenseitigem Respekt). Aber eine Sache könnte man sich vielleicht doch von unseren Vorfahren abschauen: Wie wäre es zum Beispiel damit, unsere körperlichen Schönheitsideale zu überdenken? Auch interessant für dich: „Geschichte der Verhütung: Skurrile Verhütungsmethoden von Antike und Mittelalter bis ins 20. Jhd.“ Offenlegung als Amazon-Partner:  Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden. Quellen bzw. weiterführende Links: (1) Science: „Dynamic changes in genomic and social structures in third millennium BCE central Europe“ (2) Nature: „The genome of the offspring of a Neanderthal mother and a Denisovan father“ (3) Nature: „Earliest modern human genomes constrain timing of Neanderthal admixture“ (4) PLOS ONE: „Earliest Evidence for Social Endogamy in the 9,000-Year-Old-Population of Basta, Jordan“ (5) Pubmed: „Disease dynamics and costly punishment can foster socially imposed monogamy“ (6) Max-Planck-Gesellschaft: „Frauen mit Neandertaler-Gen bringen mehr Kinder zur Welt“ (7) Tagesspiegel: „In der Sippe lebten die Frauen freier“ (8) Spektrum: „Die Geschichte vom homosexuellen Höhlenmenschen“ (9) Evolutionary Anthropology: „The evolutionary origin of human kissing“

  • Bio-Duck: Quakende Wale im Antarktischen Ozean

    Im Jahr 1960 nahm die Besatzung eines U-Bootes in den antarktischen Gewässern vor der Westküste Australiens ein seltsames, quakendes Geräusch im Ozean wahr. Jahrzehntelang rätselten Wissenschaftler, worum es sich dabei handeln könnte. Heute ist klar: Es waren Wale – aber wie kann das sein? Quakende Wale?  Es gab bereits so manche skurrilen Unterwasser-Geräusche. So zum Beispiel der „Upsweep“  (1991), der „Bloop“  (1997) oder der „Biotwang“  (2014). Doch schon Jahrzehnte früher stießen Menschen auf unerklärliche Töne aus den Tiefen unserer Ozeane, die für lange Zeit nicht erklärt werden konnten. Eines der außergewöhnlichsten Meeresphänomene ist wohl „Bio-Duck“. Es galt lange als „größtes noch ungelöstes Rätsel des Südpolarmeers“. Doch im Jahr 2014 ist es der Wissenschaft gelungen, dieses Mysterium zu erklären! Bio-Duck: Ein Quaken im Südpolarmeer   Als ein U-Boot im Jahr 1960 im Antarktischen Ozean westlich von Australien unterwegs war, hörte die Besatzung äußerst merkwürdige Geräusche. Es klang wie ein Quaken und wurde von den Seeleuten einfach „Bio Duck“ oder „Quacker“ genannt. In den Folgejahren konnte das Geräusch wiederholt wahrgenommen werden. Es ertönt hauptsächlich während des australischen Winters im Südpolarmeer um die Antarktis herum und vor der Westküste Australiens. Hier kannst du dir das Bio-Duck-Geräusch anhören: Bio-Duck ist eine Reihe von sich wiederholenden Impulsen nach immer demselben Muster. Die Frequenz des Unterwasser-Geräusches liegt zwischen 60 und 100 Hertz. Es ertönt in Intervallen mit einer Pause von jeweils 1,6 bis 3,1 Sekunden. Jahrzehntelang wurde gerätselt, was den Bio-Duck-Sound verursacht. Andere U-Boote, seltsame Fische und sogar UFOs wurden diskutiert.   Antarktische Zwergwale erzeugen den Bio-Duck.   Auch Wale standen im Verdacht den seltsamen Bio-Duck zu verursachen. Um dieser Vermutung nachzugehen, brachten Forscher des Alfred-Wegener-Instituts (Potsdam) Geräuschsensoren an „verdächtigen Walen“ an, um den finalen Beweis zu erhalten. Mit einer langen Stange befestigten die Wissenschaftler Sensoren auf den Rücken der Tiere. Die sensiblen Instrumente hielten sich nur mit Saugnäpfen an der Haut der Meeressäuger. Das Anbringen durfte nicht mehr als wenige Sekunden dauern, da die Wale schnell flüchteten. Außerdem schwimmen die Tiere in extrem abgelegenen Gewässern, die häufig von dicken Eisschichten bedeckt sind. Keine leichte Aufgabe an die Wale heranzukommen! Doch die Mühe lohnte sich. Nach der Auswertung der Aufzeichnungen im Jahr 2014 war klar: Antarktische Zwergwale ( Balaenoptera bonaerensis ) verursachen den Bio-Duck-Sound. Über die kleineren Meeressäuger im Südpolarmeer ist bisher nicht viel bekannt. Das macht diese erstaunliche Entdeckung umso bedeutender!   „Die Ergebnisse haben wichtige Auswirkungen auf unser Verständnis dieser Art. Wir wissen nicht sehr viel über sie (Zwergwale). Aber jetzt haben wir durch passive akustische Überwachung die Möglichkeit das zu ändern, insbesondere in abgelegenen Gebieten der Antarktis und des Südpolarmeeres.“ – Dr. Denise Risch vom Alfred-Wegener-Institut. Auch interessant für dich:   „Walsturz: Wenn Wale sterben und auf den Meeresgrund sinken“ Bio-Duck: Warum „quaken“ Zwergwale überhaupt?   Bisher sind sich Forscher nicht einig, warum die Meeressäuger „quaken“. Es gibt jedoch mehrere Theorien, wozu Antarktische Zwergwale solche außergewöhnlichen Geräusche erzeugen könnten.   1. Navigation   Zuerst wurde vermutet, dass Zwergwale die quakenden Töne dazu nutzen, um sich in Gewässern zu orientieren, die mit Eis bedeckt sind. Allerdings sollen mittlerweile auch Bio-Duck-Geräusche vor der Küste Namibias und dem Perth Canyon (Australien) registriert worden sein – Gebiete, die vollständig frei von Meereis sind. 2. Nahrungssuche   Eine Studie aus dem Jahr 2017 fand heraus, dass Antarktische Zwergwale von April bis August um Mitternacht herum die höchste Stimmaktivität aufweisen. Zur Mittagszeit sind sie seltener zu hören. Die Forscher vermuten, dass dies mit der vertikalen Wanderung von Krill zusammenhängt – der Hauptnahrungsquelle der Antarktischen Zwergwale. Gegen Mitternacht kommt Krill nämlich an die Oberfläche. Tagsüber folgen die Zwergwale ihrem Futter zurück in die Tiefen, weshalb der Bio-Duck-Sound seltener registriert wird. Es könnte also sein, dass das Rufzeichen dieser Meeressäuger mit der Futtersuche zusammenhängt.   3. Paarung   Eine weitere Hypothese vermutet, dass das Bio-Duck-Geräusch dazu dient, mögliche Geschlechtspartner anzulocken. Die Zwergwale quaken also, um sich fortzupflanzen. Diese Theorie entstand, weil die Tiere während der Paarungs- und Brutzeit akustisch am aktivsten sind. Außerdem ähnelt der Bio-Duck-Sound einem anderen Geräusch der Zwergwale, der als „pulse train“ bezeichnet wird und eine Art „Paarungsruf“ sein soll.   Wir bleiben also gespannt darauf, was wir in Zukunft noch über Zwergwale und andere Meeressäuger lernen werden. Buchtipp zum Artikel: „Wenn Haie leuchten: Eine Reise in die geheimnisvolle Welt der Meeresforschung“ Auch interessant für dich:   „52-Hertz-Wal: Die Geschichte des „einsamsten Wals“ der Welt“ Offenlegung als Amazon-Partner:  Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden. Quellen bzw. weiterführende Links: (1) Biology Letters: „Mysterious bio-duck sound attributed to the Antarctic minke whale (Balaenoptera bonaerensis)“ (2) Royal Society Open Science: „The influence of sea ice, wind speed and marine mammals on Southern Ocean ambient sound“ (3) Royal Society Open Science: „Frozen verses: Antarctic minke whales (Balaenoptera bonaerensis) call predominantly during austral winter“ (4) Marine Mammal Science: „Seasonality of Antarctic minke whale (Balaenoptera bonaerensis) calls off the western Antarctic Peninsula“

  • 52-Hertz-Wal: Die Geschichte des „einsamsten Wals“ der Welt

    Wieso gilt der 52-Hertz-Wal als „loneliest whale“ (der einsamste Wal der Welt)? Wie kommt es, dass er in einer so außergewöhnlichen Frequenz singt? Dieser Beitrag klärt alle spannenden Fragen! Der einsamste Wal der Welt! In der Geschichte der Meeresforschung gab es schon so manche skurrilen Aufzeichnungen von sonderbaren Unterwassergeräuschen. So zum Beispiel der „Upsweep“ (1991), der „Bloop“ (1997) oder der „Biotwang“ (2014). Nur etwa 95 Prozent unserer Ozeane sind erforscht und die 300 Millionen Quadratkilometer Meeresboden größtenteils unbekannt. Daher kommt es immer wieder zu erstaunlichen Meeresphänomenen. Eines davon ist der 52-Hertz-Wal. In der endlosen Weite des Pazifiks zieht dieser Meeressäuger laut rufend und singend seine Bahnen – allein. Denn kein anderer Wal kann ihn hören. Die Geschichte des 52-Hertz-Wals   Im Jahr 1989 wurde zum ersten Mal das Rufzeichen eines Wals aufgenommen, das sich von dem anderer Meeressäuger unterschied. Die Woods Hole Oceanic Institution zeichnete Walgesänge vor der Westküste der USA auf, deren Frequenz bei 52-Hertz lag. Das Problem: Kein bekannter Wal singt auf dieser Frequenz. Blauwale singen zum Beispiel normalerweise mit 15 bis 20 Hertz und Finnwale etwa mit 20 Hertz – also deutlich tiefer. Außerdem unterschied sich die Klangfolge des 52-Hertz-Wals von der anderer Meeressäuger. Dieses mysteriöse Tier sang kürzer, aber dafür häufiger. Hier kannst du dir seinen Ruf anhören: Funfact: 52 Hertz sind nur ein kleines bisschen höher als der tiefste Ton einer Tuba.   In den 1990er Jahren wurde der 52-Hertz-Wal (auch „52 Blue“ genannt) in regelmäßigen Abständen immer wieder gehört (vgl.   Twelve years of tracking 52-Hz whale calls from a unique source in the North Pacific ). Laut Wissenschaftlern hat sich seine Stimmlage seit den 2010ern verändert – sie liegt nun bei etwas tieferen 46 Hertz. Das deutet darauf hin, dass das Tier gewachsen ist. Trotzdem ist die Frequenz immer noch weit entfernt von der Stimmlage anderer Bartenwale. Warum gilt der 52-Hertz-Wal als der „einsamste Wal der Welt“?   Forscher konnten die Route des Wals nachvollziehen. Er wandert nördlich bis zu den Aleuten vor der Küste Alaskas und im Süden bis nach Kalifornien. Seine Bewegung und sein Timing stimmt dabei mit keiner anderen Walart überein. Seine Route ähnelt der von Blauwalen, die zeitliche Abfolge jedoch eher der von Finnwalen. Der 52-Hertz-Wal scheint also vorwiegend allein unterwegs zu sein und zieht einsam seine Bahnen durch den Pazifik. Außerdem ist bis heute nicht klar, um was für eine Walart es sich überhaupt handelt. Niemand hat das Tier bisher zu Gesicht bekommen. Wissenschaftler vermuten, dass es ein Blauwal oder Finnwal mit einer Fehlbildung sein könnte, was erklärt, warum er in einer so ungewöhnlichen Stimmlage singt. Es könnte sich jedoch auch um einen Hybrid aus beiden Walarten handeln.   Im Allgemeinen scheint sein Gesang im Bereich von 52 Hertz (bzw. mittlerweile etwa 46 Hertz) der Grund für seine Einsamkeit zu sein. Das Tier kommuniziert einfach auf einer höheren Frequenz als seine Artgenossen und wird deshalb nicht verstanden bzw. nicht gehört. Schall breitet sich im Wasser viel weiter aus als in der Luft und ist für Wale ein essenzielles Kommunikationsmittel in den endlosen Weiten der Ozeane. Ob zur Orientierung, Jagd, Kommunikation oder Partnersuche – je tiefer die Frequenz, desto besser breitet sich der Schall aus.   Funfact: In der Luft breitet sich Schall etwa 343 Meter pro Sekunde aus (je nach Luftdruck und Temperatur). Im Wasser sind die Moleküle viel dichter, weshalb sich Schall etwa 1484 Meter pro Sekunde ausbreitet – mehr als viermal so schnell wie an Land. Ist der 52-Hertz-Wal wirklich ganz allein?   Für lange Zeit war der 52-Hertz-Wal ein Einzelfall. Pro Saison wurde stets nur ein Tier mit einer solchen Stimmlage aufgezeichnet. Doch im Jahr 2010 hörten Forscher an zwei weit voneinander entfernten Hydrophonen vor der Küste Kaliforniens zwei Gesänge im Bereich von 52 Hertz. Wissenschaftler deuten dies als mögliche Existenz mehrerer 52-Hertz-Wale (vgl. Smithsonian Magazine ). Vielleicht hat „52 Blue“ also endlich einen Freund oder eine Freundin gefunden. Auch interessant für dich:   „Walsturz: Wenn Wale sterben und auf den Meeresgrund sinken“   Der 52-Hertz-Wal in der Popkultur   Die Geschichte des Meeressäugers inspirierte weltweit viele Forscher und Künstler. Einsamkeit ist schließlich ein Gefühl, dass uns Menschen bewegt und beschäftigt. So wurden dem 52-Hertz-Wal ganze Songs und Kinderbücher gewidmet. In der fiktiven Mockumentary „The Loneliest“ suchen zwei Forscherinnen nach dem mysteriösen 52-Hertz-Wal. Aber auch eine ernstgemeinte Dokumentation in Spielfilmlänge namens „The Loneliest Whale“ macht sich auf die Suche nach „52“ – kann ihn jedoch nicht finden. Dennoch lernen die Forscher viel über die Beziehungen von Walen zu uns Menschen. Buchtipps zum Artikel: „Der einsamste Wal der Welt: Eine wahre Walgeschichte über "52 Hertz" | Ergreifendes Bilderbuch für Kinder ab 4“ „Wenn Haie leuchten: Eine Reise in die geheimnisvolle Welt der Meeresforschung“ Offenlegung als Amazon-Partner:  Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden.

  • Schrödingers Katze – Gedankenexperiment einfach erklärt! | Quantenphysik

    Schrödingers Katze ist vielleicht das bekannteste Sinnbild der Quantenphysik. Doch was genau steckt dahinter? Dieser Beitrag führt dich Schritt für Schritt durch das skurrile Gedankenexperiment und erklärt dir, warum Schrödingers Katze gleichzeitig tot und lebendig ist. Schrödingers Katze einfach erklärt! Im Jahr 1935 präsentierte der österreichische Physiker Erwin Schrödinger ein theoretisches Experiment im Bereich der Quantenphysik – bekannt unter dem Titel „Schrödingers Katze“. Das Ziel: Zu zeigen, dass die Zustände der Atome im Bereich der Quantenmechanik nicht einfach in unseren Alltag (von der mikroskopischen in die makroskopische Welt) übertragen werden können. Mit anderen Worten: Quantenphysik lässt sich nicht einfach in unserer „realen Welt“ demonstrieren. Doch beginnen wir ganz am Anfang: Schrödingers Katze: Das Gedankenexperiment in 3 Schritten einfach erklärt An dieser Stelle führt dich der Beitrag Schritt für Schritt durch die Ausgangssituation und zeigt dir, warum das Experiment mit Schrödingers Katze so außergewöhnlich ist: 1. Eine Kiste voller skurriler Dinge In einer Kiste befinden sich: Eine Katze Eine radioaktive Substanz Ein Geigerzähler (misst radioaktiven Zerfall) Ein Hammer Eine Ampulle mit Gift (Blausäure) Schrödingers Katze - Inside the Box! Wichtig: Die Menge der radioaktiven Substanz ist dabei exakt so gewählt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Atom zerfällt, genauso groß ist, wie die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht zerfällt. Schrödinger selbst nannte diese Kiste „die Höllenmaschine“. 2. Eine tödliche Kettenreaktion Sobald jedoch ein Atom der radioaktiven Substanz zerfällt, beginnt eine tödliche Kettenreaktion. Der Geigerzähler in der Kiste registriert den radioaktiven Zerfall und bewegt dadurch den Hammer. Dieser zerbricht die Gift-Ampulle und die Katze stirbt. 3. Schrödingers Katze ist tot und lebendig zugleich Solange die Kiste verschlossen bleibt, sind die Atome des radioaktiven Materials laut Quantenmechanik gleichzeitig zerfallen und nicht zerfallen. Sie befinden sich in einem sogenannten „überlagerten Zustand“ – genauso wie die Katze. Sie ist zu 50 Prozent tot und zu 50 Prozent lebendig. Quantenmechanisch ausgedrückt: Sie befindet sich in der „Superposition“ beider Zustände. Nach den Gesetzen der Quantenmechanik lässt sich der Zustand erst dann genau erkennen, wenn das System mit seiner Umwelt interagiert, also eine „Messung“ durchgeführt wird. In diesem Fall: Wenn jemand die Kiste öffnet, um nachzuschauen. Die quantenmechanische Superposition führt nämlich dazu, dass die Teilchen einen eindeutigen Zustand annehmen. Im Gedankenexperiment: Also die radioaktiven Atome entweder zerfallen oder nicht. Auch interessant für dich: „Symptome radioaktiver Strahlung: Folgen von Radioaktivität auf den menschlichen Körper“ Merke: Solange die Kiste mit Schrödingers Katze nicht geöffnet wurde, existieren beide Zustände zeitgleich. Die Katze ist tot und lebendig. Sobald die Kiste geöffnet wird, nimmt die Katze einen der beiden Zustände an – sie lebt oder stirbt. „Bildlich gesprochen ist das wie bei einem Würfel, bei dem man aus Erfahrung weiß, dass eine der sechs Zahlen oben liegt. Solange man jedoch nicht nachgeschaut hat, findet laut Quantenmechanik eine Überlagerung der sechs Zustände statt. Erst in dem Moment, in dem man nachschaut, findet eine Messung statt, der Würfel entscheidet sich und das Ergebnis ist eine eindeutige Zahl.“ – Prof. Dr. Erich Runge (Technische Universität Ilmenau) zu Schrödingers Katze Schrödingers Katze: Das Paradoxon des Physik-Experiments Der Widerspruch besteht darin, dass gemäß unserer Alltagserfahrung kein Tier in ein und demselben Moment lebendig und tot sein kann. In der Welt der Quantenphysik sind diese bizarren Situationen jedoch üblich. Das Gedankenexperiment mit Schrödingers Katze soll zeigen, dass sich Vorgänge aus der Quantenmechanik nicht einfach und direkt auf unseren Alltag übertragen lassen. Quantenobjekte wie Photonen und Elektronen können gleichzeitig mehrere Zustände annehmen, wie auch folgendes Experiment zeigt: Das Doppelspalt-Experiment: Eine „reale“ Version von Schrödingers Katze Der überlagerte Zustand lässt sich gut am sogenannten Doppelspalt-Experiment demonstrieren. Ein Photon kann nämlich durch zwei Spalten gleichzeitig durchdringen – also an zwei Orten sein. Wenn man jedoch eine Messung vornimmt – sich also anschauen möchte, wie das Photon durch beide Spalten läuft (vgl. die Kiste mit Schrödingers Katze öffnen) – wird das Photon dazu gezwungen einen bestimmten Spalt zu wählen. Das Experiment verläuft also anders, als erhofft. Hier ein kurzes Video zum Doppelspalt-Experiment: Buchtipp zum Artikel: Bestseller von Stephen Hawking „Kurze Antworten auf große Fragen“ Offenlegung als Amazon-Partner:  Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden. Quellen bzw. weiterführende Links: (1) Welt der Physik: „Schrödingers Katze“ (2) LEIFIphysik: „Schrödingers Katze – ein Gedankenexperiment“ (3) chemie.de: „Schrödingers Katze“

  • Albert Einstein: Allgemeine & spezielle Relativitätstheorie | Einfach erklärt!

    Die Entwicklung der Relativitätstheorie machte Albert Einstein als Physiker weltberühmt! Sie besagt, dass Raum und Zeit nicht das sind, für was wir es halten. Dieser Beitrag erklärt dir die allgemeine und spezielle Relativitätstheorie und gibt dir ein paar spannende Hintergrund-Informationen. Los geht’s! Albert Einsteins Relativitätstheorie einfach erklärt Einsteins spezielle Relativitätstheorie – in 4 Schritten einfach erklärt Albert Einstein veröffentlichte seine spezielle Relativitätstheorie im Jahr 1905. Sie beschäftigt sich mit der Veränderung von Zeit und Längen. Einstein fand Folgendes heraus: Je schneller sich zum Beispiel der Betrachter bewegt, desto kürzer ist ein Meter und desto länger dauert eine Sekunde. Eine Länge ist also nicht immer gleich lang und Zeit vergeht nicht immer gleich schnell. Aber wie können Zeit und Längen so veränderlich sein? Laut Einstein hängt das von der Geschwindigkeit ab, mit der du dich bewegst. Wenn du mit sehr hoher Geschwindigkeit unterwegs bist, vergeht die Zeit für dich langsamer, als wenn du dich gar nicht bewegen würdest. 1. Zeitdilatation Und das lässt sich sogar beweisen: Für ein Experiment wurden zwei extrem genaue Uhren verwendet. Eine von ihnen blieb „unbewegt“ auf dem Boden – die andere umrundete in einem Flugzeug einmal die Erde. Das Ergebnis: Die bewegte Uhr aus dem Flugzeug ging ein bisschen nach – wenige Bruchteile einer Sekunde, aber dennoch messbar. Durch die Bewegung ist die Zeit im Flugzeug tatsächlich etwas langsamer vergangen, als unten am Boden. Das Zeitdilatation-Experiment 2. Längenkontraktion Das Gleiche gilt auch für Längen. Hierzu ein Gedankenexperiment: Ein 100-Meter langes Raumschiff ist bei halber Lichtgeschwindigkeit (150.000 km/Sekunde) aus der Sicht eines stillstehenden Beobachters nur 87 Meter lang. 3. Spezielle Relativitätstheorie: Die Formel Jede Aussage von Einsteins Relativitätstheorie hat ihre eigene Formel, mit der sich die Geschehnisse exakt berechnen lassen. Viele sind sehr kompliziert und für den Laien nur schwer zu verstehen. Eine Formel ist jedoch sehr bekannt und recht einfach zu erklären: „ E ist m mal c Quadrat“. Die meisten haben mit Sicherheit schon von ihr gehört. Einsteins weltberühmte Formel: „E ist m mal c Quadrat“ E steht für Energie m steht für Masse c steht für Lichtgeschwindigkeit Laut dieser Formel lässt sich Energie in Masse umwandeln und umgekehrt – Masse in Energie! C wird dabei zum Quadrat genommen, also c mal c gerechnet. Das macht das Ergebnis zu einer extrem großen Zahl und verdeutlicht, dass sehr viel Energie entstehen kann, selbst wenn nur wenig Masse vorhanden ist. Zur Veranschaulichung: Zerstrahlt 1 Gramm Masse (unabhängig vom Material) zu 100 Prozent Energie, wird dabei so viel Energie frei wie bei der Explosion der Atombombe auf Nagasaki (21.000 Tonnen TNT-Äquivalent). 4. Spezielle Relativitätstheorie in der Praxis Im Grunde merken wir in unserem Alltag gar nichts von Einsteins spezieller Relativitätstheorie. Allerdings gibt es Bereiche, in denen sie trotzdem eine wichtige Rolle spielt. Navigationssysteme: Ohne Einsteins Kenntnisse wären sie bei Weitem nicht so präzise, wie wir es heute gewohnt sind. Würden wir die spezielle Relativitätstheorie bei Satelliten, die unsere Erde mit rasender Geschwindigkeit umrunden, nicht mit einberechnen, wären die Satelliten-Signale zum Beispiel für das Autofahren oder auf hoher See komplett unbrauchbar. Atomkraftwerke: Die spezielle Relativitätstheorie kommt auch in der Kernkraft zum Einsatz. Denn hier wird Masse in Energie umgewandelt, um daraus elektrischen Strom zu erzeugen. Einsteins allgemeine Relativitätstheorie – einfach erklärt Albert Einstein veröffentlichte seine allgemeine Relativitätstheorie im Jahr 1916 – 11 Jahre nach der speziellen Relativitätstheorie. Dieses Mal wird es sogar noch verrückter. Sie erklärt nämlich die Gravitation. Laut der allgemeinen Relativitätstheorie kannst du dir Raum und Zeit wie ein Tuch vorstellen. Ein Körper wie unsere Erde liegt in so einem riesigen gespannten Tuch. Je schwerer der Körper, desto mehr beult er dieses Tuch aus. Dadurch entsteht eine Mulde, in der der schwere Körper liegt. Das Resultat: Jedes andere Objekt, das diesem Körper zu nah kommt, rutscht mit in die Mulde hinein – das nennt man Gravitation. Die Krümmung der Raumzeit Das große Tuch – also Raum und Zeit – werden durch Massen gekrümmt. Man nennt diesen Vorgang die Krümmung der Raumzeit . Diese lässt sich besonders bei Himmelskörpern wie Planeten und Sternen nachweisen. Das Verrückte: Bei dem Körper, der in die Mulde des anderen Objektes hineingezogen wird, kann nicht durch Messung ermittelt werden, ob er angezogen wird oder stillsteht. Zur Veranschaulichung: Du befindest dich in einem Fahrstuhl. Während der Beschleunigung merkst du noch, wie du dich etwas „schwerer“ fühlst. Doch sobald der Fahrstuhl seine finale Geschwindigkeit erreicht hat, spürst du keinen Unterschied mehr. Du weißt nicht, ob du fährst oder stehst. „Ich saß im Berner Patentamt in einem Sessel, als mir plötzlich der Gedanke kam: Wenn sich ein Mensch im freien Fall befindet, wird er seine eigene Schwere nicht empfinden können. Mir ging ein Licht auf. Dieser einfache Gedanke beeindruckte mich nachhaltig. Die Begeisterung, die ich da empfand, trieb mich dann zur Gravitationstheorie.“ – Albert Einstein Diese Beiträge könnten dich ebenfalls interessieren: „Albert Einstein: 20 Fakten über den genialen Physiker“ „Albert Einstein: 100 Zitate über Glück, Liebe, Krieg und Dummheit“ Buchtipp zum Artikel: „Rätseluniversum - Einstein: Geniale Rätsel und Gedankenspiele inspiriert von dem großen Wissenschaftler“ Offenlegung als Amazon-Partner:  Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden. Quellen bzw. weiterführende Links: (1) Die Welt: „Relativitätstheorie - Wer das liest, ist (fast) so schlau wie Einstein“ (2) National Geographic: „Einsteins Relativitätstheorie in 4 einfachen Schritten“ (3) studyflix: „Relativitätstheorie einfach erklärt“ (4) planet wissen: „Albert Einstein - Spezielle und allgemeine Relativitätstheorie“

  • Azteken-Kakao: Uraltes & gesundes Xocolatl-Rezept

    „Xocolatl“ galt bei den Azteken und Maya als Getränk der Götter. Sie verfeinerten ihre flüssige Schokolade mit vielen, zum Teil sonderbaren Zutaten – darunter mit Honig oder Chili. Zucker kannten die mesoamerikanischen Völker damals nicht – dafür aber zahlreiche Varianten dieses besonderen Kakao-Getränks. Schauen wir uns die uralten Xocolatl-Rezepte zum Selbermachen genauer an! Ich habe „Xocolatl“ für euch ausprobiert! Das heutige Mexiko gilt als Ursprungsland des Kakao. Bereits 1.500 Jahre v. Chr. kultivierten die „Olmeken“ im Tiefland nahe der mexikanischen Golfküste eine Pflanze, die sie „kakawa“ nannten. Dieses Volk brachte die erste Hochkultur in der Region hervor. Später übernahmen die Maya die Verarbeitung der Kakaobohne und die Azteken waren diejenigen, die dem außergewöhnlichen Kakaogetränk den Namen „xocolatl“ gaben. Übersetzt bedeutet es soviel wie „bitteres Wasser“ und galt in Mesoamerika als „Getränk der Götter“. Von den Spaniern bekam es im 16. Jahrhundert schließlich den Namen „chocolate“, oder auf Deutsch: „Schokolade“. Kakao im Reich der Azteken: So wertvoll wie Gold Kakaobohnen hatten in der frühen zentralamerikanischen Gesellschaft einen so hohen Stellenwert, dass sie sogar als Zahlungsmittel verwendet wurden und zentraler Bestandteil von religiösen Ritualen waren. Der Preis für ein Kaninchen betrug seinerzeit angeblich zehn Kakaobohnen. Das Kakaogetränk selbst blieb jedoch nur dem Adel und den Wohlhabenden vorbehalten. Der Aztekenherrscher Montezuma soll bei Festgelagen bis zu 50 Becher dieses Göttertrunkes zu sich genommen haben. Die spanischen Eroberer brachten neben Tabak, Kartoffeln, Avocados, Mais und Kürbissen auch Kakaobohnen nach Europa. Erst durch Zugabe von Zucker begann das bittere Kakaogetränk seinen Siegeszug. Forscher vermuten jedoch, dass bereits die Azteken ihren Kakao mit Honig süßten. Vor der Ankunft der Europäer blühten in Zentralamerika mehrere Hochkulturen. Kakao: Das unterschätzte Superfood In rohem Zustand kann man Kakao tatsächlich als Superfood bezeichnen. Nachdem die Kakaobohne auch in Europa angekommen war, wurde sie sogar als Medizin in Apotheken verkauft. Vitamine und Spurenelemente Reiner Kakao besitzt einen hohen Anteil an Magnesium, Kalium und Vitamin E. Magnesium unterstützt Muskeln und Nerven, Kalium reguliert unter anderem das Säure-Basen-Gleichgewicht in unserem Körper und Vitamin E zählt zu den wichtigsten Antioxidantien. Das zusätzliche Vorkommen von Zink und Eisen sorgt für einen guten Stoffwechsel und ein gesundes Immunsystem. Natürlicher Blutdrucksenker Das sogenannte Theobromin in Kakaobohnen wirkt blutdrucksenkend und verbessert den Blutkreislauf. Im Allgemeinen hat diese Substanz eine anregende Wirkung auf das menschliche Nervensystem. Gesunder Stimmungsaufheller Das in Kakao enthaltene Tryptophan hilft bei der Produktion von Serotonin. Ein Serotoninmangel äußert sich gewöhnlich in Müdigkeit, Antriebslosigkeit und schlechter Laune. Kakao kann also dabei helfen die Stimmung etwas aufzuhellen und in stressigen Momenten Ausgleich zu schaffen. Xocolatl: Das alte Kakao-Rezept der Azteken Die Bezeichnung xocolatl setzt sich im Detail aus „xococ“ (sauer, würzig, herb) und „atl“ (Wasser) zusammen. Damit ist die Basis für das ursprünglichste aller Kakaogetränke bereits gegeben. Doch weil gemahlene Kakaobohnen und Wasser allein nicht unbedingt zufriedenstellend sind und auch nicht den modernen Vorstellungen von heißer Schokolade entsprechen, haben bereits die Azteken ein wenig mit Gewürzen und natürlichen Süßungsmitteln experimentiert. Im Gegensatz zu den Maya tranken die Azteken ihren Kakao gerne warm, so wie ihn heute viele von uns insbesondere in den kalten Jahreszeiten trinken würden. Hier schon mal ein Foto von meinem eigenen Xocolatl-Experiment auf Instagram: Die beiden Hauptzutaten 300 ml heißes Wasser 3 Teelöffel reines Kakaopulver Zubereitung Gib den Kakao in das heiße Wasser und verwende am besten einen Aufschäumer , da sich unverarbeitetes Kakaopulver schlechter in Wasser löst. Dadurch wird das Getränk auch angenehm schaumig. Solltest du deine Trinkschokolade als zu wässrig empfinden, dosiere das Kakaopulver etwas nach. Wenn du die naturbelassenen rohen Bohnen selber mahlen möchtest, achte darauf die Bohnen zu einem wirklich feinen Pulver zu zermahlen oder zu zerstoßen. An dieser Stelle empfehlen sich elektrische Kaffeemühlen , die auch in der Lage sind bereits etwas vorzerkleinerte Kakaobohnen äußerst fein zu mahlen. Gib anschließend ein paar Gewürze oder etwas Süße hinzu, um den Kakao zu verfeinern. Schäume das Getränk erneut auf. Fertig! Azteken-Kakao: Xocolatl gesund verfeinern Die mesoamerikanischen Völker hatten einige Tipps, um ihr Kakaogetränk etwas „aufzupeppen“. Je nach Wunsch lässt sich für jede Situation ein bestimmtes Kakao-Rezept verwenden – zum Beispiel um zur Ruhe zu kommen, Schmerzen zu lindern oder seinen Kreislauf in Schwung zu bringen. Die folgenden Zutaten können, je nach Vorliebe, auch den modernen Kakao-Genießern gefallen. Manche von ihnen wirken sogar als natürliches Aphrodisiakum. Honig Mit Honig verfeinert, kommt der Azteken-Kakao dem modernen „Kaba“ wohl am nächsten. Honig enthält weniger Zucker als normaler Haushaltszucker, besitzt Antioxidantien und entzündungshemmende Enzyme. Gib ihn den Enzymen zuliebe am besten erst hinzu, wenn das Getränk etwas abgekühlt ist. Vanille Diese begehrte Schote aus der Familie der Orchideen wirkt antibakteriell und entzündungshemmend. Außerdem ist sie stimmungsaufhellend und daher eine perfekte Kombination zu Kakao und Schokolade. Weil echte Vanille den menschlichen Sexualduftstoffen, den sogenannten Pheromonen, sehr ähnelt, kann sie durchaus aphrodisierend sein. Maismehl Für etwas mehr Cremigkeit gaben die Azteken ein bisschen Maismehl in den Kakao. Das Getränk bekommt dadurch eine leicht getreidige Note. Ein bis zwei Teelöffel Maismehl für eine Tasse Xocolatl reichen vollkommen aus. Eine Prise Salz Wer es mag, kann dem Azteken-Kakao mit etwas Salz zu mehr Intensität im Geschmack verhelfen. Richtig dosiert senkt Salz das Risiko für einen Herzinfarkt. Pfeffer Die Azteken verwendeten tatsächlich Pfeffergewächse für ihren Kakao. Pfeffer regt die Produktion von Magensäften an und wirkt antibakteriell. Ingwer Die Ingwerwurzel wirkt ebenfalls antibakteriell und virusstatisch (hemmt Viren), besitzt viel Vitamin C und unter anderem Magnesium, Eisen und Kalzium. Sie hilft gegen Erkältungen, Verdauungsprobleme und wird als Schmerzmittel, zur Stärkung des Immunsystems und sogar als Aphrodisiakum verwendet. Chili Die Azteken liebten es ihren Kakao mit Chili zu trinken, wie archäologische Ausgrabungen in El Salvador vermuten lassen. Diese feurige Schote ist entzündungshemmend und antibakteriell. Sie besitzt rund dreimal so viel Vitamin C wie Zitrusfrüchte und wirkt sich positiv auf das Immunsystem aus. Außerdem fördert Chili die Fettverbrennung durch Anregung des Stoffwechsels. Koriander Koriander bringt die Verdauung, sowie die Funktion von Darm und Leber in Schwung. Die pfefferähnlichen Körner wirken ebenfalls antibakteriell. Buchtipp zum Artikel:   „Amerika vor Kolumbus: Die Geschichte eines unentdeckten Kontinents“ Offenlegung als Amazon-Partner:  Dieser Artikel enthält Affiliate-Links, durch die Provisionen bei qualifizierten Verkäufen verdient werden.

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